Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
viel mehr Scheußlichkeiten da draußen gab, die sich nur bis jetzt noch ruhig verhielten.
Während Zee an der Elektronik herumspielte, schaute Tony mich an.
»Wie geht es dir?« Er roch nach Besorgnis, mit einem Hauch des leicht metallischen Geruchs von beschützender Wut.
»Ich bin es wirklich leid, diese Frage zu beantworten«, antwortete ich ausdruckslos. »Wie ist es bei dir?«
Er ließ seine leuchtend weißen Zähne aufblitzen. »Gut für dich. Glaubst du, dass die Bessere Zukunft das getan hat?«
Wenn unsere Gedankengänge weiterhin so parallel liefen, würde ich den armen Tony bald bedauern.
»Irgendwie schon. Ich glaube, dass Tims Cousine das getan hat«, erklärte ich ihm. »Sie ist ein Mitglied der Besseren Zukunft, aber ich glaube nicht, dass sie das in ihrem Namen getan hat. Alles hier ist gegen mich gerichtet – nicht gegen das Feenvolk.«
»Willst du Anzeige erstatten?«
Ich seufzte. »Ich werde meine Versicherungsgesellschaft anrufen. Ich fürchte, sie werden mich zwingen, Anzeige zu erstatten, wenn ich die Erstattung bekommen will. Ich
kann es mir nicht leisten, alles neu streichen zu lassen, ohne meine Versicherung einzuschalten, und ich kann mir auch nicht lang genug von der Arbeit freinehmen, um alles selbst zu machen.« Ich musste immer noch ein paar andere Dinge bezahlen – den Schaden, den ein Feenwesen, das mich fressen wollte, an Adams Haus und Auto angerichtet hatte, zum Beispiel. Und Zee hatte mir gesagt, dass er den Rest des Geldes zurückhaben wollte, das ich ihm für die Werkstatt schuldete. Das Feenvolk kann nicht lügen, und wir hatten noch keine Zeit gehabt, uns um diese Sache zu kümmern.
»Wie wäre es mit Gabriels Familie?«, schlug Tony vor. »Es gibt genug von ihnen und sie könnten nach der Schule arbeiten. Das wäre billiger, als Fachleute anzuheuern und … ich glaube, sie brauchen das Geld.«
Gabriel war mein Freitag, ein Highschool-Schüler, der an Wochenenden und späten Nachmittagen kam, um den Papierkram zu machen, das Telefon zu betreuen und insgesamt zu tun, was es eben zu tun gab.
Ich hatte eine plötzliche Vision meiner Werkstatt, die überrannt wurde von kleinen Sandovals auf Leitern und an Seilen. Ich hatte sie einmal im Büro zum Putzen losgelassen, und jetzt war es fast schwer, den Raum noch wiederzuerkennen – für einen Haufen Kinder waren sie erstaunlich emsig. »Das ist eine gute Idee. Ich werde Gabriel seine Mutter anrufen lassen, sobald er hier ankommt.«
»Hier«, sagte Zee. Er drehte den kleinen Security-Monitor in unsere Richtung und legte einen Hebel um. Das System, das Adam eingebaut hatte, war raffiniert und teuer. Es funktionierte mit Bewegungsmeldern, also mussten wir nur die Teile schauen, auf denen sich etwas bewegt hatte. Zum
ersten Mal tat sich etwas um Viertel nach zehn abends; wir beobachteten, wie ein halb ausgewachsener Hase ohne Eile über das Pflaster hoppelte und schließlich aus dem Sichtfeld verschwand. Um Mitternacht erschien jemand an der Tür zur Werkstatt. Es waren nicht zwei Leute mit Spraydosen, also war ich mir ziemlich sicher, dass es derjenige war, der die zwei überkreuzten Knochen auf meine Tür gemalt hatte.
Sein Bild war seltsam schattig und unkenntlich. Der Übeltäter hielt sein Gesicht außerhalb der Kameras – was ziemlich beeindruckend war, weil eine Kamera direkt vor der Tür war, um das Gesicht von jedem aufzunehmen, der versuchte, einzubrechen.
Das Einzige, was die Kamera klar aufgenommen hatte, waren die Handschuhe, die er anhatte – die altmodische Sorte: weiß mit kleinen Knöpfen am Handgelenk. In den Videobildern waren seltsame Störungen, Sprünge, wo die Kamera sich ausgeschaltet hatte, weil es keine Bewegung gab, der sie hätte folgen können. Dem Timecode nach hatte es ihn ungefähr eine Dreiviertelstunde gekostet, die Knochen auf meine Tür zu malen – und davon hatte die Kamera ungefähr zehn Minuten aufgenommen. Ein Teil der fehlenden Zeit waren die Momente, wo der Maler auftauchte und wieder verschwand.
Ich ging nicht davon aus, dass er wusste, dass es die Kameras gab, und er hatte sie trotzdem gemieden. Manche übernatürlichen Wesen lassen sich einfach nicht gut filmen: Traditionell zählten Vampire zu dieser Gruppe. Der Größe nach konnte es Wulfe sein, der meine erste Wahl wäre, wenn es um Vampirmagie ging. Nachdem Wulfe der Vampir war, der sicher wusste, dass ich Andre umgebracht
hatte, war er auch mein Hauptverdächtiger als Informant, der Marsilia von meinem Verbrechen
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