Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
kannst?«
Ich wusste nicht viel darüber, was er tun konnte und was nicht – mal abgesehen vom Reparieren von Autos und dem Umgang mit Metall wirkte er nicht viel Magie vor mir. Aber ich hatte einmal sein wahres Gesicht gesehen, also wusste ich, dass sein persönlicher Zauber gut war. Wenn er sein Gesicht verbergen konnte, konnte er doch sicher auch ein bisschen grüne und rote Farbe verstecken.
Er runzelte verstimmt die Stirn. Man bat das Feenvolk nicht um Gefallen – nicht nur war es gefährlich, sondern sie neigten auch dazu, es einem übelzunehmen. Zee mochte
mich lieben, mochte mir etwas schulden, weil ich ihm aus einer Klemme geholfen hatte, aber das würde mir auch nur wenig weiterhelfen.
»Meine Mutter kommt«, erklärte ich ihm. »Die Vampire sind hinter mir her und ich muss sie dazu bringen, abzureisen. Sie wird es nicht tun, wenn sie weiß, dass ich in Gefahr bin.« Dann, weil ich wirklich verzweifelt war, wurde ich gemein. »Nicht nach dem, was mit Tim passiert ist.«
Sein Gesicht wurde ausdruckslos. Dann griff er sich mein Handgelenk und zog mich mit sich, so dass wir beide näher an der Werkstatt standen.
Er legte seine Hand an die Wand neben der Tür. »Wenn es funktioniert, werde ich meine Hand nicht wegnehmen können, ohne den Zauber zu brechen.«
Als Mom um die Ecke bog, war das Graffiti verschwunden.
»Du bist der Beste«, verkündete ich.
»Sorg dafür, dass sie schnell verschwindet«, antwortete er mit einer Grimasse. »Das ist nicht meine Art von Magie.«
Ich nickte und ging auf die Stelle zu, wo Mom ihr Auto parkte, als ich die Tür zum ersten Mal deutlich sah. Überdeckt von der roten und grünen Farbe war es nicht so auffällig gewesen. Jemand mit künstlerischen Fähigkeiten hatte ein X auf die Tür gemalt. Falls ich nicht sofort die richtige Verbindung herstellen sollte, wurde die Form, statt nur durch zwei Linien, von zwei überkreuzten Knochen gebildet. Sie waren elfenbeinfarben mit gräulichen Schatten und einem Hauch von Pink – und nicht gezeichnet von zwei selbstgerechten, aufgebrachten Kindern mit Spraydosen. Alles, was es von der Piratenflagge trennte, war der fehlende Schädel.
»Das versteckst besser du«, sagte Zee. »Mit Magie wird es nicht gelingen.«
Ich lehnte mich an die Tür und verschränkte die Arme.
»Also, warum glaubst du, dass es nicht richtig läuft?«, fragte ich ihn, als meine Mutter mit Hotep an der Leine auf uns zukam.
»Weil es alt ist«, erklärte mir Zee und nahm damit das Stichwort auf, das ich ihm gegeben hatte. »Weil es schon von Anfang an nicht besonders gut gebaut war. Weil luftgekühlte Motoren ständige Pflege brauchen.«
»Ich war … Hey, Mom.«
»Margaret«, sagte Zee kühl.
»Mr Adelbertsmiter.« Meine Mutter mochte Zee nicht. Sie machte ihn für meine Entscheidung verantwortlich, in den Tri-Cities zu bleiben und Autos zu reparieren statt einen Lehrjob zu finden, etwas, was eher in die Richtung ging, von der meine Mutter fand, dass ich es machen sollte. Nachdem der Höflichkeit Genüge getan war, wandte sie sich wieder mir zu. »Ich dachte, ich schaue nochmal vorbei, bevor ich nach Hause fahre.«
Sie konnte allerdings nicht näher kommen, weil Hotep, kaum hatte er mich gewittert, knurrte und aggressiv den Kopf senkte: Er beschützte meine Mutter vor dem bösen Kojoten.
»Ich werde schon klarkommen«, sagte ich und fletschte die Zähne in Richtung des Dobermannes. Eigentlich mag ich Hunde, aber diesen nicht. »Liebe Grüße an Curt und die Mädchen.«
»Vergiss nicht, dafür zu sorgen, dass du zu Nans Hochzeit kommen kannst.« Nan war meine jüngere Halbschwester, und sie würde in sechs Wochen heiraten. Glücklicherweise
war ich nicht für die Organisation eingeplant, also musste ich nur dasitzen und zuschauen.
»Ich habe es im Kopf«, versprach ich. »Zee wird sich in der Zwischenzeit um die Werkstatt kümmern.«
Sie schaute zu ihm, dann wieder zu mir. »Na gut, dann.« Sie setzte an, für eine Umarmung zu mir zu kommen, dann warf sie einen bedauernden Blick auf Hotep. »Du musst ihm beibringen, sich zu benehmen, wie du es bei Ringo getan hast.«
»Ringo war ein Pudel, Mom. Ein Kampf zwischen Hotep und mir würde für keinen von uns gut enden. Es ist in Ordnung. Nicht sein Fehler.«
Sie seufzte. »In Ordnung. Pass auf dich auf.«
»Ich liebe dich. Fahr vorsichtig.«
»Tue ich immer. Liebe dich auch.«
Zee schwitzte, als das Auto endlich außer Sicht war. Er nahm seine Hand vom Gebäude und die Farbe kehrte zurück.
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