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Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok

Titel: Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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zu wohnen, um zu versuchen, sich zu erholen – was ein gutes Zeichen war, wie wenn ein Alkoholiker auf sein erstes AA-Treffen geht. Aber ich war mir nicht sicher, ob es ihm half, hier zu sein, oder nicht. Er war alt. Älter als ich gewusst hatte, als ich im Rudel seines Vaters aufgewachsen war. Und obwohl Werwölfe
nicht an Altersschwäche sterben, wie es bei Menschen passiert, kann das Alter sie genauso effektiv umbringen.
    Vielleicht, wenn ich Samuel auf eine andere Art hätte lieben können. Vielleicht, wenn es Adam nicht gegeben hätte. Wenn ich Samuel als meinen Gefährten genommen hätte, wie er es gewollt hatte, als er in meinem Zuhause einzog, vielleicht hätte ihm das geholfen.
    Er runzelte die Stirn in meine Richtung. »Was ist los?«
    Aber man kann niemanden heiraten, nur um ihm zu helfen, selbst wenn man ihn liebt. Und ich liebte Samuel nicht auf die Art und Weise, wie eine Frau ihren Gefährten lieben sollte; wie ich Adam liebte. Samuel liebte mich auch nicht auf diese Art. Nah dran, aber nicht ganz. Und außer beim Hufeisenwerfen und bei Handgranaten hilft ›nah dran‹ nichts.
    »Ich liebe dich, weißt du?«, meinte ich.
    Sein Gesicht wurde für einen Moment ausdruckslos. Er antwortete: »Ja. Ich weiß.« Seine Pupillen wurden kleiner und seine grauen Augen heller. Dann lächelte er, süß und warm. »Ich liebe dich auch.«
    Ich ging mit dem starken Gefühl ins Bett, dass dieses Mal ›nah dran‹ vielleicht wirklich reichen würde.

    Samuel hatte Recht – der Morgen kam zu früh. Ich gähnte, als ich mit meinem Van in die Straße abbog, in der meine Werkstatt lag … und hielt mitten auf der Straße an, alle Gedanken an Schlaf verschwunden.
    Jemand hatte sich Sprühfarbe genommen und letzte Nacht jede Menge Spaß an meinem Geschäft gehabt.
    Ich nahm alles in mich auf, dann fuhr ich langsam auf den
Parkplatz und stellte meinen Van neben Zees alten Truck. Er trat aus dem Büro und kam zu mir herüber, als ich ausstieg und die Tür des Vans schloss – ein mittelgroßer, mitteldicker, ergrauender Mann. Er sah aus, als wäre er Ende fünfzig, Anfang sechzig, aber er war um einiges älter als das: Man sollte niemals jemanden vom Feenvolk nach seinem Aussehen beurteilen.
    »Wow«, sagte ich. »Man muss ihr Engagement bewundern. Sie müssen stundenlang hier gewesen sein.«
    »Und niemand ist vorbeigefahren«, schnauzte Zee. »Niemand hat die Polizei gerufen?« Das eine Wort kam auf Deutsch.
    »Ähm, wahrscheinlich nicht. Nachts gibt es hier nicht besonders viel Verkehr.« Als ich das Graffiti las, wurde mir klar, dass es Themen und Erkenntnisse gab, die man aus der Leinwand gewinnen konnte, in die jemand meine Autowerkstatt verwandelt hatte.
    Grüne Farbe, da war ich mir fast sicher, bedeutete ein junger Mann, dessen Denkmuster ungefähr denen von Ben folgten, zumindest, wenn die benutzten Worte irgendein Hinweis waren.
    »Schau, er hat Nutte falsch geschrieben. Ich frage mich, ob er das absichtlich gemacht hat? Auf dem vorderen Fenster hat er es richtig geschrieben. Was hat er wohl zuerst gemacht?«
    »Ich habe deinen Polizei-Freund Tony angerufen«, sagte Zee, der so wütend war, dass seine Zähne klapperten, wenn er sprach. »Er hat geschlafen, aber er wird in einer halben Stunde hier sein.« Er konnte auch meinetwegen so wütend sein, aber größtenteils, das glaubte ich zumindest, war es der Zustand der Werkstatt. Es war sein Geschäft gewesen,
lange bevor ich es ihm abgekauft hatte. Letzte Woche wäre ich auch noch wütend gewesen. Aber seitdem war so viel passiert, dass das hier ziemlich weit unten auf meiner Sorgenliste stand.
    Die rote Farbe hatte ein dringlicheres Anliegen als die grüne Farbe. Rot hatte nur zwei Worte gemalt: »Lügner« und »Mörder«, wieder und wieder. Adam hatte Sicherheitskameras installiert, also würden wir es bald sicher wissen, aber ich würde darauf wetten, dass Rot Tims Cousine Courtney war. Tim hatte seinen besten Freund umgebracht, bevor er mich angegriffen hatte, und es gab einfach nicht mehr so viele Leute, die wegen seines Todes so wütend wurden.
    Ich konnte hören, dass sich ein Auto näherte. Eine Stunde später, wenn der Verkehr zunahm, weil die Leute zur Arbeit fuhren, hätte ich es nicht bemerkt. Aber so früh am Morgen war es ruhig, also hörte ich den Wagen meiner Mutter näher kommen.
    »Zee«, sagte ich drängend. »Gibt es irgendeinen Weg, wie du das …«, ich wedelte mit der Hand in Richtung Werkstatt, »für ein paar Minuten verstecken

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