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Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok

Titel: Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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war.
    »Vergiss nicht«, sagte ich sanft. »Ich kannte Harrison auch. Wir haben immer Witze über seine Wimpern gemacht, und ich habe niemals wieder Augen wie seine gesehen. Bis heute.« Harrison war für ungefähr drei Monate ihre eine, wahre Liebe gewesen, bis sie ihn für einen Medizinstudenten hatte fallenlassen.
    Amber gab wieder Gas und fuhr eine Weile, bis der Verkehr um uns sich wieder beruhigt hatte. »Ich hatte vergessen,
dass du ihn kanntest.« Sie seufzte. »Lustig. Ja, Corban weiß, dass er nicht Chads Vater ist, aber Chad weiß es nicht. Es hat bis jetzt keine Rolle gespielt, aber inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Corban hat sich … in letzter Zeit verändert.« Sie schüttelte den Kopf. »Trotzdem, er ist derjenige, der vorgeschlagen hat, dass ich dich bitte, zu kommen. Er hat den Artikel in der Zeitung gesehen und gesagt: ›Ist das nicht das Mädchen, das gesagt hat, dass sie Geister sehen kann? Warum lässt du sie nicht mal kommen und sich das Ganze mal ansehen?‹«
    Ich ging davon aus, dass ich penetrant genug gewesen war, also fragte ich jetzt etwas, das weniger aufdringlich war: »Was macht der Geist?«
    »Bewegt Dinge«, erläuterte sie mir. »Ein- oder zweimal die Woche räumt er Chads Zimmer um. Chad sagt, er hat gesehen, wie sich die Möbel bewegt haben.« Sie zögerte. »Er zerstört auch Dinge. Ein paar Vasen, die der Vater meines Mannes aus China mitgebracht hat. Das Glas in dem Rahmen, in dem sein Diplom hängt. Manchmal nimmt er sich Dinge.« Sie warf mir einen kurzen Seitenblick zu. »Autoschlüssel. Ein paar wichtige Dokumente von Cor sind in Chads Raum aufgetaucht, unter seinem Bett. Corban war ziemlich sauer.«
    »Auf Chad?«
    Sie nickte.
    Ich hatte ihn noch nicht mal getroffen, und ich mochte ihren Ehemann jetzt schon nicht. Selbst wenn Chad all das selbst tat – und ich hatte noch keine Beweise, die dagegen sprachen –, klang eine Besserungsanstalt nicht wie etwas, das die Probleme verschwinden lassen würde.
    Wir sammelten einen mürrischen Chad auf, der nicht
wirkte, als wolle er sich unterhalten, und Amber hörte auf, über den Geist zu reden.

    Amber arbeitete in der Küche. Ich hatte versucht, ihr zu helfen, aber sie hatte mich schließlich auf mein Zimmer geschickt, damit ich ihr nicht mehr im Weg umging. Sie mochte die Art und Weise nicht, wie ich Äpfel schälte. Ich hatte mir ein Buch von zu Hause mitgebracht – ein sehr altes Buch – mit echten Feengeschichten. Es war geliehen, und ich wollte es bald zurückgeben, also las ich, so schnell ich konnte.
    Ich machte gerade ein paar Notizen zu Kelpies (die für ausgestorben gehalten werden), als jemand zweimal an meine Tür klopfte und sie dann öffnete.
    Chad stand mit einem Notizblock und einem Stift in der Hand im Türrahmen.
    »Hey.«
    Er drehte den Notizblock um, und ich konnte lesen: »Wie viel zahlt Ihnen mein Dad?«
    »Nichts«, antwortete ich.
    Er kniff die Augen zusammen, riss die Seite ab und zeigte mir die nächste. Anscheinend hatte er hierüber schon eine Weile nachgedacht. »Warum sind Sie hier? Was wollen Sie?«
    Ich legte mein Buch zur Seite und starrte zurück. Er war taff, aber er war nicht Adam oder Samuel; er blinzelte zuerst.
    »Ich habe einen Vampir, der mich töten will«, erklärte ich ihm. Was ich natürlich nicht hätte tun sollen, aber ich wollte sehen, was passieren würde. Neugierde, das hatte
mir Bran mehr als einmal gesagt, konnte für Kojoten genauso tödlich sein wie für Katzen.
    Chad zerknüllte das Papier und formte mit dem Mund ein Wort. Mit dieser Antwort hatte er offensichtlich nicht gerechnet.
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Sorry. Du musst dir was Besseres ausdenken. Ich kann nicht von den Lippen lesen.«
    Er kritzelte wild. »Lükner«, verkündete sein Zettel.
    Ich nahm seinen Bleistift, schrieb ›Lügner‹, dann gab ich ihm seinen Notizblock zurück und meinte: »Willst du wetten?«
    Er presste sich den Block an die Brust und stampfte von dannen. Ich mochte ihn. Er erinnerte mich an mich.
    Fünfzehn Minuten später platzte seine Mutter in den Raum. »Rot oder Purpur?«, fragte sie mich und klang immer noch hektisch. »Komm mit.«
    Verblüfft folgte ich ihr den Flur entlang und in die Zimmerflucht, die offenbar von ihr und Chad bewohnt wurde. Sie hatte zwei Kleider auf dem Bett ausgelegt. »Ich habe nur fünf Minuten Zeit, bevor ich die Brötchen in den Ofen schieben muss«, verkündete sie. »Rot oder Purpur?«
    Das purpurne Kleid besaß um einiges mehr Stoff.

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