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Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok

Titel: Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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»Purpur. Hast du auch Schuhe, die ich mir leihen kann? Oder soll ich barfuß laufen?«
    Sie schenkte mir einen wilden Blick. »Ich habe Schuhe, aber keine Nylonstrumpfhosen.«
    »Amber. Ich werde für dich hochhackige Schuhe anziehen. Und ich werde ein Kleid tragen. Aber du zahlst mir nicht genug, um Strumpfhosen zu tragen. Meine Beine sind rasiert und gebräunt, das wird reichen müssen.«
    »Wir können dich bezahlen. Wie viel willst du?«

    Ich musterte ihr Gesicht, konnte aber nicht herausfinden, ob sie Witze machte oder nicht. »Kein Tarif«, erklärte ich. »Auf die Art kann ich verschwinden, wenn es gefährlich wird.«
    Sie lachte nicht. Ich war mir ziemlich sicher, dass Amber mal Sinn für Humor gehabt hatte. Vielleicht.
    »Schau«, meinte ich. »Hol tief Luft. Such Schuhe für mich und dann steck deine Brötchen in den Ofen.«
    Sie holte tatsächlich tief Luft, und es schien auch zu helfen.
    Als ich zurückkam in mein Zimmer, war Chad mit seinem Block wieder da. Er starrte den Wanderstab an, der auf meinem Bett lag. Ich hatte ihn nicht mitgebracht, aber er war trotzdem gekommen. Ich wünschte mir, ich könnte ihn einfach fragen, was er von mir wollte.
    Ich hob den Stock hoch und wartete, bis Chad mich ansah, damit er von meinen Lippen lesen konnte. »Damit schlage ich Problemkinder.«
    Er umklammerte seinen Block fester, also ging ich davon aus, dass er ganz gut Lippenlesen konnte. »Was wolltest du?«
    Er drehte seinen Block und zeigte mir einen Zeitungsartikel, der ausgeschnitten und auf den Block geklebt worden war. »Freundin von Alpha-Werwolf tötet Angreifer«, verkündete er. Es gab auch ein Foto von mir, auf dem ich fertig und verwirrt aussah. Ich erinnerte mich nicht daran, dass Fotos gemacht worden waren, aber meine Erinnerung war ziemlich vage, was einige Teile dieser Nacht betraf.
    »Ja«, sagte ich, als ob ich nicht plötzlich Magenschmerzen hätte. »Alte Kamellen.«
    Er blätterte um, und ich sah, dass er noch etwas für mich
vorbereitet hatte. »Es gipt keine Vampyre.« Ich ging davon aus, dass Rechtschreibung nicht gerade seine starke Seite war. Selbst mit zehn hatte ich schon ›gibt‹ schreiben können.
    »Okay, danke«, antwortete ich. »Gut, das zu erfahren. Dann werde ich wohl morgen nach Hause fahren.«
    Er ließ seine Arme an die Seiten sinken und sein Block wedelte dort irritiert vor und zurück, wie der Schwanz einer Katze. Er erkannte Sarkasmus, wenn er ihn hörte, selbst wenn er ihn nur von den Lippen ablas.
    »Mach dir keine Sorgen, Junge«, meinte ich sanfter. »Ich bin kein Teil des Planes, dich ins Kindergefängnis zu stecken. Wenn ich nichts sehe, heißt das nicht, dass es nichts zu sehen gibt. Und das werde ich deinem Vater auch so sagen.«
    Er blinzelte schnell und umarmte wieder seinen Block. Dann hob er sein Kinn – eine schmalere, weniger starrsinnige Ausgabe seiner Mutter. Und ging.

    Amber kam die Treppe nach oben, wobei sie jeweils zwei Stufen auf einmal nahm, und winkte mir zu, als sie vorbeischoss. Ich hörte ein Klopfen, dann öffnete sie eine Tür. »Du musst dich auch zurechtmachen«, erklärte sie ihrem Sohn. »Du musst nicht mit uns essen – in der Mikrowelle steht ein Teller für dich –, aber ich will auch nicht, dass du in der Gegend herumschleichst, während du versuchst, nicht gesehen zu werden. Du weißt, wie sehr das deinen Vater irritiert. Also kämm dir die Haare und wasch dir Hände und Gesicht.«
    Ich zog meine Kleidung aus und das purpurne Kleid über.
Es passte ziemlich gut – ein wenig eng an den Schultern und an der Hüfte etwas körperbetonter, als ich es mochte, aber als ich mich in dem großen Spiegel betrachtete, sah ich recht gut aus. Amber, Char und ich hatten schon immer Kleidung tauschen können.
    Die Schuhe waren zu hoch, um noch bequem zu sein, aber solange wir im Haus blieben, sollte es eigentlich gehen. Chars Füße waren kleiner gewesen als Ambers und meine. Ich kämmte mir nochmal die Haare aus, dann flocht ich sie wieder. Noch ein Hauch von Lippenstift und Lidstrich, und ich war fertig.
    Ich wünschte mir, es wäre Adam, mit dem ich gleich essen würde, und nicht Amber, ihr idiotischer Ehemann und irgendein wichtiger Klient. Tatsächlich war die Vorstellung schlimm genug, um mir zu wünschen, für mich stünde auch ein Teller in der Mikrowelle.

6
    K einer der zwei Männer, die das Haus betraten, war attraktiv. Der kleinere bekam langsam eine Glatze und an seinen plumpen Händen steckten drei dicke Goldringe. Sein Anzug war

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