Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
des Monats Erdnussbutter statt chinesischer Billignudeln hätte essen können, aber ich war eben nicht der Meinung, dass irgendetwas davon sein Fehler gewesen war.
Er hatte mit Onkel Mike über die überkreuzten Knochen an meiner Tür gesprochen. Definitiv die Arbeit von Vampiren, hatte er mir erklärt. Die Knochen bedeuteten, dass ich den Vampiren die Treue gebrochen hatte und nicht mehr länger unter ihrem Schutz stand – und dass jeder, der mir eventuell seine Hilfe anbot, sich auch ganz schnell als Zielscheibe der Vampire wiederfinden würde. Die weite Auslegung davon war furchterregend. Es hieß, dass auch Leute wie Tony oder Sensei Johanson in Gefahr waren.
Was wiederum bedeutete, dass es wahrscheinlich eine gute Sache war, dass ich für ein paar Tage die Stadt verließ und darüber nachdenken konnte, wie ich die Zahl der Opfer, die Marsilia fordern wollte, gering halten konnte.
Amber lebte in einem viktorianischen Herrenhaus, komplett mit zwei Türmen. Die geziegelte Veranda war frisch verfugt und das feingeschnitzte Fries, das sich um das Dach und die Fenster zog, war frisch gestrichen. Selbst die Rosen wirkten, als warteten sie nur auf ihren Auftritt in einem Lifestyle-Magazin.
Beim Anblick des Bleiglases, das in der Sonne funkelte, runzelte ich die Stirn und fragte mich, wann ich das letzte Mal die Fenster an meinem Haus geputzt hatte. Hatte
ich die Fenster jemals geputzt? Vielleicht hatte Samuel es getan.
Ich dachte immer noch darüber nach, als die Tür sich öffnete. Ein überraschter Junge gaffte mich an, und mir ging auf, dass ich noch nicht geklingelt hatte.
»Hey«, sagte ich. »Ist deine Mom zu Hause?«
Er erholte sich schnell und warf mir aus einem Paar grüner Augen unter langen, dichten Augenbrauen hervor einen scheuen Blick zu, bevor er sich umdrehte und an der Tür klingelte, was ich ja nicht getan hatte.
»Ich bin Mercy«, erklärte ich ihm, während wir darauf warteten, dass Amber aus den Tiefen des Hauses erschien. »Deine Mom und ich sind zusammen zur Schule gegangen.«
Sein wachsamer Gesichtsausdruck wurde noch ausgeprägter und er sagte nichts. Also ging ich davon aus, dass sie ihm nichts erzählt hatte.
»Mercy, ich hatte schon gedacht, du kämst nicht mehr.« Amber klang gehetzt und überhaupt nicht dankbar, und das war noch, bevor sie registrierte, wie ich aussah – überzogen mit altem Öl und dem Dreck eines Parkplatzes.
Ihr Sohn und ich drehten uns zu ihr um.
Sie sah immer noch aus wie ein Ausstellungsstück, aber ihre Augen waren gestresst. »Chad, das ist die Freundin, die uns mit dem Geist helfen wird.« Während sie sprach, tanzten ihre Hände ein elegantes Ballett, und ich erinnerte mich, dass Charles etwas davon gesagt hatte, dass der Sohn irgendeine Art von Behinderung hatte: Er war taub.
Sie wandte mir ihre Aufmerksamkeit zu, aber ihre Hände bewegten sich weiter, damit ihr Sohn wusste, was sie zu mir sagte. »Das ist mein Sohn, Chad.« Sie holte tief Luft.
»Mercy, es tut mir leid. Mein Ehemann bringt heute zum Abendessen einen Klienten mit. Er hat es mir erst vor ein paar Minuten gesagt. Es ist ein richtiges Dinner …«
Sie schaute mich an und ihre Stimme verklang.
»Was?«, meinte ich und ließ nach der Beleidigung meine Stimme auch scharf klingen. »Denkst du, ich wäre für ein Dinner nicht zu gebrauchen? Tut mir ja leid, aber die Fäden am Kinn werden frühestens nächste Woche gezogen.«
Plötzlich lachte sie. »Du hast dich kein bisschen verändert. Wenn du nichts Passendes mitgebracht hast, kann ich dir etwas von mir leihen. Der Kerl, der heute Abend kommt, ist für einen skrupellosen Geschäftsmann sogar ziemlich stubenrein. Ich denke, du wirst ihn mögen. Ich muss noch eine Einkaufsliste machen und kurz losfahren, um alles zu holen.« Sie wandte den Kopf so, dass ihr Sohn ihren Mund sehen konnte. »Chad, würdest du Mercy ihr Zimmer zeigen?«
Er warf mir noch einen wachsamen Blick zu, nickte aber dann. Als er zurück ins Haus ging und anfing, die Treppen hinaufzusteigen, erklärte Amber noch: »Ich sollte es dir lieber sagen: Mein Ehemann ist über den Geist ziemlich unglücklich. Er denkt, Chad und ich haben ihn uns nur ausgedacht. Wenn es dir möglich wäre, die Geschichte vor seinem Klienten beim Abendessen nicht zu erwähnen, wüsste ich das sehr zu schätzen.«
Gegenüber von meinem Zimmer war ein Bad. Ich nahm meinen Koffer und ging erst Mal dort hinein, um mich sauber zu machen. Bevor ich mein dreckiges T-Shirt auszog, schloss ich die
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