Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
funktioniert, ruf in meinem Haus an, sag Darryl, dass er einsammeln soll, wer immer da ist, und sie hier rüberbringen.«
Und mit einem Mut, der absolut zu seinem Charakter passte, hielt Adam sein Handgelenk vor Stefans Gesicht. Der Vampir schien es nicht zu bemerken, sondern zog sich immer noch mit seinem Griff an meinem Arm nach oben. Er atmete nicht, also konnte er Adam nicht wittern, und ich nahm nicht an, dass sein Blick besonders klar war.
Ich hätte versuchen sollen, Adam aufzuhalten – ich hatte Stefan schon vorher genährt, ohne irgendwelche negativen Auswirkungen zu bemerken, und ich war mir ziemlich sicher, dass es Stefan wichtig war, ob ich lebte oder starb. Ich war mir nicht so sicher, wie er Adam gegenüberstand. Aber ich erinnerte mich daran, dass Stefan gesagt hatte, es »sollte« keine Probleme geben, weil es nur einmal passiert war, und ich hatte ein paar Leute aus Stefans Schafsherde getroffen – die Leute, die sein Frühstück, Mittag-und Abendessen waren. Sie waren ihm alle absolut ergeben. Nicht falsch verstehen, für einen Vampir ist er ein toller Kerl – aber irgendwie bezweifelte ich, dass diese Leute, überwiegend Frauen, so friedlich und einem Mann ergeben zusammenwohnen könnten, wenn da nicht eine Art Vampir-Hypnose am Werk war. Und ich hatte für dieses Jahr genug von magischen Zwängen.
Und außerdem wäre jeder Einwand gegenüber Adam sowieso eine vergebliche Anstrengung. Er fühlte sich in diesem Moment mir gegenüber besonders beschützend – es würde mir nur gelingen, das Blut in Wallung zu bringen: seines, meines und das meiner Mutter.
Adam drückte sein Handgelenk gegen Stefans Mund und
der Vampir stoppte die langsame Annäherung seiner Reißzähne an meinen Arm. Für einen Moment schien er verwirrt – und dann zog er Luft durch die Nase ein.
Stefans Zähne versanken in Adams Handgelenk, seine freie Hand schoss nach oben, um Adams Arm zu umklammern, und er schloss die Augen – alles so schnell, dass es aussah wie die Bilderfolge in einem billig gezeichneten Cartoon.
Adam keuchte kurz auf, aber ich konnte nicht sagen, ob aus Schmerz, oder weil es sich gut anfühlte. Als Stefan sich von mir genährt hatte, war ich in ziemlich schlechter Verfassung gewesen. Ich erinnerte mich an kaum etwas.
Es war seltsam intim, wie Stefan mich hielt, während er sich aus Adams Handgelenk nährte, und wie Adam sich fester an mich lehnte, während Stefan trank. Intim, aber mit Publikum. Ich drehte den Kopf und sah, dass meine Mutter ihre Waffe immer noch fest in beiden Händen hielt und sie auf Stefans Kopf gerichtet hatte. Ihr Gesicht war ruhig, als sähe sie ständig verbrannte Körper aus dem Nichts erscheinen, die dann von den Toten auferstanden, um ihre Reißer in jeden zu hauen, der gerade nahe genug war. Ich wusste, dass das nicht wahr war. Ich war mir nicht mal sicher, ob sie jemals auch nur einen Werwolf in seiner Wolfsform gesehen hatte.
»Mom«, sagte ich, »der Vampir ist Stefan. Er ist ein Freund von mir.«
»Soll ich die Waffe wegstecken? Bist du dir sicher? Er sieht nicht aus wie ein Freund.«
Ich schaute Stefan an, der schon besser aussah, auch wenn ich ihn ohne meine Nase immer noch nicht erkannt hätte. »Ganz bestimmt, und ich bin mir sowieso nicht sicher,
ob es etwas helfen würde. Kugeln, selbst wenn sie aus Silber sind, funktionieren vielleicht bei Werwölfen, aber ich glaube nicht, dass es Kugeln gibt, die Vampiren viel antun.«
Sie steckte die Glock – wie heiß – in das Holster, das sie in ihrem Hosenbund am Kreuz trug. »Was tut man dann mit Vampiren?«
Jemand klopfte an die Tür. Ich hatte niemanden vorfahren gehört, aber ich war auch ein wenig abgelenkt gewesen.
»In erster Linie nicht ins Haus lassen«, schlug Adam vor.
Mom, die auf dem Weg zur Tür gewesen war, blieb stehen. »Ist es wahrscheinlich, dass das ein Vampir ist?«
»Lass lieber mich gehen«, sagte ich. Ich wand meinen Arm, und Stefan ließ mich los, um sich dann fester an Adam zu klammern. »Ist bei dir alles in Ordnung, Adam?«
»Er ist zu schwach, um schnell zu trinken«, erklärte Adam. »Für eine Weile bin ich noch in Ordnung. Wenn du mein Telefon für mich rausholen und die Kurzwahltaste drücken würdest, rufe ich allerdings noch nach mehr Wölfen. Ich bezweifle, dass eine Nährung ausreichen wird.«
Weil Mom zusah, benahm ich mich, als ich das Telefon aus der Tasche an seinem Gürtel zog. Statt mir die Mühe zu machen, sein Telefonbuch zu durchsuchen, wählte ich einfach
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