Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
fasziniert beobachtet. Er machte ein paar Gesten, und Stefan gestikulierte zurück, während er gleichzeitig sprach: »Sie sind tot. Nein. Jemand hat sie umgebracht. Ja, ich bin mir sicher, dass es jemand anders war.« Er warf mir einen schnellen Seitenblick zu. »Würdest du dem Jungen bitte erklären, dass ich eher Spike bin als Buffy? Ein Bösewicht, kein Superheld?«
Ich klimperte mit den Wimpern. »Du bist mein Held.«
Er wich ein paar Schritte von mir zurück, als hätte ich ihn geschlagen. Ich fragte mich, was Marsilia wohl zu ihm gesagt hatte, während sie ihn gefoltert hatte.
»Stefan?«
Er drehte sich mit einem Zischen wieder zu uns um und hatte einen Ausdruck im Gesicht, der Chad dazu brachte, sich an mich zu pressen. »Ich bin ein Vampir, Mercy.«
Ich hatte nicht vor, ihn mit der Bösartiger-selbsthassender-Vampir-Tour durchkommen lassen. Er verdiente etwas Besseres. »Yeah, das haben wir kapiert. Die Reißzähne verraten dich – übersetz das bitte für Chad.« Ich wartete, während er genau das tat, mit Bewegungen, die aus Ärger oder etwas Ähnlichem abgehackt waren. Chads Körper an meinem entspannte sich.
Stefan gestikulierte weiter und sagte fast trotzig: »Ich bin niemandes Held, Mercy.«
Ich drehte meinen Kopf, bis ich direkt Chad ansah. »Meinst du, das heißt, dass wir ihn niemals in Elasthan sehen werden?«
Chad formte mit dem Mund eines der Worte, einen verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht.
Stefan seufzte. Er berührte Chads Schulter, und als der Junge zu ihm aufsah, buchstabierte er Elasthan langsam mit den Fingern. Chad verzog angewidert das Gesicht.
»Hey«, meinte ich zu beiden, »gutaussehende Männer zu beobachten, die in engen Kostümen herumlaufen, steht ziemlich hoch auf meiner Liste von Dingen, die ich noch tun will, bevor ich sterbe.«
Stefan gab auf und lachte. »Ich werde es jedenfalls nicht sein«, erklärte er mir. »Also, was tun wir als Nächstes, Spukjägerin?«
»Das ist ein ziemlich langweiliger Superhelden-Name.«
»Scooby-Doo ist schon vergeben«, erklärte er würdevoll. »Und daneben klingt alles langweilig.«
»Ernsthaft«, meinte ich. »Ich denke, wir sollten besser seine Eltern finden.« Die hoffentlich friedlich schliefen, trotz Chads Schrei und Türen, die gegen Wände geknallt waren, ganz abgesehen von dem ganzen Gerede. Jetzt, wo ich darüber nachdachte, schien es mir ein übles Zeichen, dass sie nicht hier draußen waren und sich Sorgen machten.
»Wir? Du willst, dass ich mitkomme?« Stefan zog eine Augenbraue hoch.
Ich würde Chad nicht auffordern, seine Eltern anzulügen. Und wenn Amber und ihrem Ehemann irgendetwas passiert war, wollte ich Stefan bei mir haben. Ihr Schlafzimmer war von Chads und meinem Zimmer aus gesehen am anderen Ende des Hauses, ihre Tür war dick – und sie hatten kein so gutes Gehör wie Stefan und ich. Vielleicht schliefen sie. Ich umklammerte meinen Wanderstab.
»Yeah. Komm mit, Stefan. Aber, Chad?« Ich stellte sicher, dass er mein Gesicht sehen konnte. »Du wirst deinen Leuten besser nicht erzählen, dass Stefan ein Vampir
ist, okay? Aus denselben Gründen, die ich dir schon genannt habe. Vampire mögen es nicht, wenn Leute über sie Bescheid wissen.«
Chad versteifte sich und schaute kurz zu Stefan, dann wieder zur Seite.
»Hey. Nein, nicht Stefan. Ihm macht es nichts aus. Aber anderen schon.« Und sein Vater würde ihm in diesem Punkt wahrscheinlich auch nicht glauben – und vielleicht sogar Blackwood davon erzählen. Und Blackwood, da war ich mir ziemlich sicher, wäre nicht glücklich, wenn Chad über Vampire Bescheid wusste.
Also marschierten wir zu Ambers Zimmer und öffneten die Tür. Drinnen war es dunkel, und ich konnte zwei ruhige Figuren auf dem Bett sehen. Für einen Moment erstarrte ich, dann ging mir auf, dass ich sie atmen hören konnte. Auf dem Nachttisch neben Corbans Bettseite stand ein leeres Glas, in dem einmal Brandy gewesen war – jetzt, wo ich nicht mehr panisch war, konnte ich es riechen. Und auf Ambers Seite stand ein Behälter mit verschreibungspflichtigen Medikamenten.
Chad glitt an mir vorbei, kletterte über das Fußende und neben ihnen ins Bett. Mit seinen Eltern im selben Raum musste er nicht mehr tapfer sein. Kalte Füße erreichten, was der ganze Lärm nicht geschafft hatte, und Corban setzte sich auf.
»Chad …« Er sah uns. »Mercy? Wer ist das neben Ihnen und was machen Sie in meinem Schlafzimmer?«
»Corban?« Amber rollte sich herum. Sie klang ein wenig benommen,
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