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Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok

Titel: Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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atonales Heulen durch die Wände des Hauses, um dann abrupt zu verstummen.
    Ich warf meine Decke auf den Boden. Das seltene alte Buch ereilte dasselbe Schicksal – aber meine Sorge um Chad war zu groß, um innezuhalten und es zu retten. Ich rannte aus meinem Schlafzimmer und machte die nötigen vier Schritte zum Zimmer des Jungen.
    Die Tür ging nicht auf.
    Der Türknauf drehte sich, also war sie nicht verschlossen. Ich drückte meine Schulter gegen die Tür, aber sie gab nicht nach. Ich versuchte, den Wanderstab – der immer noch wärmer war, als er sein sollte – als Brecheisen zu verwenden, aber es funktionierte nicht. Es gab keine Stelle, an der ich ihn einsetzen konnte, um Hebelwirkung zu bekommen.
    »Lass mich«, flüsterte Stefan direkt hinter mir.
    »Wo warst du?«, fragte ich, und die Erleichterung ließ meine Stimme scharf klingen. Mit dem Vampir hier würde der Geist verschwinden.
    »Auf der Jagd«, sagte er und drückte nun seine Schulter gegen die Tür. »Du sahst aus, als hättest du alles unter Kontrolle.«

    »Yeah. Also, manchmal trügt der Schein.«
    »Das sehe ich.«
    Ich hörte, wie das Holz auf den ersten Zentimetern zu splittern begann. Dann zog es sich plötzlich von dem Vampir zurück und knallte mit einem boshaften Geräusch gegen die Wand, was Stefan in den Raum stolpern ließ.
    Mein Zimmer war schon kalt gewesen, aber in Chads war es eisig. Frost überzog alles im Zimmer wie irreale Spitze. Chad lag wie tot in der Mitte seines Bettes – er atmete nicht, aber seine Augen waren offen und verängstigt.
    Sowohl Stefan als auch ich rannten zum Bett.
    Der Geist war allerdings noch nicht weg, und Stefan verjagte ihn auch nicht. Wir konnten Chad nicht aus dem Bett bekommen. Die Decke war auf ihm und am Bett festgefroren und wollte ihn nicht freigeben. Ich ließ den Wanderstab auf den Boden fallen, griff mit beiden Händen nach der Decke und zog. Sie zuckte unter meinen Fingern, als wäre sie lebendig, feucht von dem Frost, der unter meinen Händen taute.
    Stefan griff mit beiden Händen unter Chads Kinn und riss die Decke in zwei Teile. So schnell wie eine zubeißende Schlange hatte er Chad in seinen Armen und weg vom Bett.
    Ich sammelte den Stab ein und folgte ihnen aus dem Raum in den Flur, während ich mir wünschte, ich hätte meine Erste-Hilfe-Fähigkeiten seit der Highschool mal aufgefrischt.
    Doch sobald er sicher aus dem Raum war, fing Chad an, Luft in sich zu saugen wie ein Staubsauger.
    »Du brauchst einen Priester«, erklärte mir Stefan.
    Ich ignorierte ihn zugunsten von Chad. »Bist du in Ordnung?«

    Der Junge nahm sich zusammen. Sein Körper war vielleicht dünn, aber sein Geist war pures Platin. Er nickte. Stefan stellte ihn auf die Füße und stützte ihn, als er ein wenig schwankte.
    »Ich habe noch nie etwas Derartiges gesehen«, gab ich zu. Ich konnte in Chads Zimmer sehen, wie an den sich schnell wieder klärenden Fenstern Wasser hinablief. Ich schaute Stefan an. »Ich dachte, Geister gehen dir aus dem Weg.«
    Er starrte ebenfalls in den Raum. »Das dachte ich auch. Ich …« Er schaute mich an und hörte auf zu sprechen. Dann kippte er mein Kinn nach oben und schaute meinen Hals an, auf beiden Seiten. Und mir ging auf, dass ich ein zweites Mal gebissen worden war. »Wer hat an dir gekaut, cara mia?«
    Chad schaute Stefan an, dann zischte er und benutzte zwei Finger, um ein paar Vampirzähne anzuzeigen.
    »Ja, das weiß ich«, sagte Stefan zu ihm – und übersetzte es auch in Zeichensprache. »Vampir.« Wer hätte das gedacht? Stefan konnte Zeichensprache; irgendwie schien mir das nicht etwas zu sein, was Vampire üblicherweise taten.
    Chad hatte noch einiges mehr zu sagen. Als er fertig war, schüttelte Stefan den Kopf.
    »Dieser Vampir ist nicht hier; sie würde die Tri-Cities nicht verlassen. Das hier ist ein anderer.« Er blickte zu mir und hielt den Kopf so, dass Chad nicht sehen konnte, was er sagte: »Wie kannst du in eine Stadt mit einer halben Million Einwohner gehen und den einzigen Vampir hier auf dich aufmerksam machen? Was hast du getan? Bist du nachts beim Joggen mit ihm zusammengestoßen?«
    Ich ignorierte die aufsteigende Panik in meinem Bauch,
die davon ausgelöst wurde, dass ich zweimal von irgendeinem Blödmann gebissen worden war, den ich nur einmal getroffen hatte. Ihn einen Blödmann zu nennen machte ihn weniger furchterregend. Oder zumindest hätte es diesen Effekt haben sollen. Aber James Blackwood hatte mich zweimal gebissen, während ich es

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