Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok
verdiene, wenn ich euch zum Essen ausführe.«
Aber gleichzeitig schnappte er sich den Kompressor, bevor ich ihn zurück in die Scheune rollen konnte.
»Was hast du im Sinn?«, fragte Jesse.
»Mexikanisch«, verkündete er selbstsicher.
Sie stöhnte und schlug ein russisches Café vor, das gerade in der Nähe aufgemacht hatte. Die beiden diskutierten den gesamten Weg zur Scheune und zurück und bis wir im Auto saßen über Restaurants.
Am Ende gingen wir Pizza essen, in einem Lokal an der Columbia, mit einem Spielplatz, viel Lärm und hervorragendem Essen. Als wir zurückkamen, wartete Adam auf uns
und schaute währenddessen auf dem kleinen Gerät in meiner Küche fern. Er sah müde aus.
»Hat der Boss dich fertiggemacht?«, fragte ich mitfühlend und drückte ihm einen Brownie in die Hand.
Er schaute ihn an. »Hast du den gemacht oder Jesse?«
Ihr aufgebrachtes »Dad« rief nur ein überhaupt nicht schuldbewusstes Grinsen hervor. »Nur Spaß«, meinte er, dann biss er hinein.
»Ich war die letzten Nächte nicht im Bett«, erklärte er mir. »Mit den Vampiren und den hohen Tieren aus Washington werde ich noch anfangen müssen, wie ein Zweijähriger Schläfchen zu halten.«
»Ärger?«, fragte Samuel vorsichtig.
Er meinte, Ärger wegen mir – oder eher wegen dieses schicken Videos, das ich nie gesehen hatte, auf dem man Adam in halber Wolfsform sah, wie er die Leiche von Tim, dem Vergewaltiger, zerriss.
Adam schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Eigentlich immer wieder dasselbe alte Lied.«
»Hast du Marsilia angerufen?«, fragte ich.
»Was?« Jesse hatte gerade ein Glas Milch für ihren Vater gefüllt und stellte es nun ein wenig zu hart ab.
»Mercy«, knurrte Adam.
»Ein Grund dafür, dass du hier bist, ist die Tatsache, dass dein Dad zwei Vampire in seinen Zellen hat«, informierte ich sie. »Wir befinden uns in Verhandlungen mit Marsilia, damit sie ihre Versuche einstellt, alle umzubringen.«
»Ich erfahre immer nur die Hälfe von dem, was passiert.«
Adam bedeckte mit einer übertrieben verzweifelten Geste die Augen, und Samuel lachte. »Hey, alter Mann. Das ist nur die Spitze des Eisberges. Mercy wird dich bald schon
am Gängelband führen.« Aber in seinen Augen stand etwas, das nicht Erheiterung war.
Ich glaubte nicht, dass irgendjemand anders es bemerkte oder den seltsamen, unglücklichen Unterton in seiner Stimme hörte. Samuel wollte mich nicht, nicht wirklich. Er wollte kein Alpha sein … aber ich nahm an, dass er das wollte, was Adam hatte, Jesse genauso sehr wie mich – eine Familie: Kinder, eine Frau, einen weißen Gartenzaun oder was auch immer das Pendant dazu gewesen war, als er ein Kind war.
Er wollte ein Zuhause, und sein letztes Zuhause war mit seiner letzten menschlichen Frau gestorben, lange, bevor ich geboren worden war. Er schaute in diesem Moment zu mir, und ich wusste nicht, was in meinem Gesicht lag, aber es ließ ihn erstarren. Löschte einfach jeden Gesichtsausdruck, und für einen Moment ähnelte er unglaublich seinem Halbbruder Charles – einem der unheimlichsten Typen, die ich je getroffen hatte. Charles kann tobende Werwölfe einfach nur anschauen, und sie verkriechen sich schon wimmernd in einer Ecke.
Aber es war nur ein Moment. Er tätschelte mir den Kopf und sagte dann etwas Unterhaltsames zu Jesse.
»Also«, sagte ich. »Hast du Marsilia angerufen, Adam?« Er beobachtete Samuel, sagte aber: »Ja, Ma’am. Ich hatte Estelle dran. Sie sollte Marsilia meine Nachricht ausrichten und sie dazu bringen, mich zurückzurufen.«
»Sie spielt ›Wer kann den anderen überflügeln‹«, bemerkte Samuel.
»Lasst sie«, antwortete Adam. »Das heißt nicht, dass ich dasselbe tun muss.«
»Weil du im Vorteil bist«, verkündete ich befriedigt. »Du hast einen größeren Hebel.«
»Was?«, fragte Jesse.
»Der böse Schwarze Mann von Spokane«, erklärte ich und setzte mich auf den Tisch. »Er kommt, um sie zu holen.«
Das war keineswegs sicher, aber das musste es auch nicht sein, solange wir Marsilia davon überzeugen konnten. Wenn ich Marsilia gewesen wäre, ich hätte mir Sorgen um Blackwood gemacht.
Adam und Jesse gingen nach Hause. Samuel ging wieder ins Bett und ich tat dasselbe. Als mein Handy klingelte, war ich gerade mitten in einem Traum über Mülltonnen und Frösche – fragt nicht, und ich werde nicht antworten.
»Mercy«, schnurrte Adam.
Ich schaute auf meine Füße, wo Medea schlief. Sie blinzelte mir mit ihren großen grüngoldenen Augen zu und
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