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Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO

Titel: Mercy Thompson 05 - Zeichen des Silbers-korr-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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in ihrem Griff, dann berührte sie es mit einer kalten Hand, und eine Eisschicht überzog den Stoff und fing so den Rauch in dem gefrorenen Mantel ein.
    Verstohlen musterte ich die Angehörigen des Feenvolkes, die mit uns im Saal waren. Als wir hier angekommen waren, waren es schon einige gewesen, aber andere waren kurz darauf zielstrebig eingetreten, als hätte die Königin sie alle herbeizitiert. Ich zählte achtundzwanzig, ohne den Waldlord mitzuzählen, den man meiner Einschätzung nach kaum zu ihren Gefolgsleuten zählen konnte.
    Ich schaute in ihre Gesichter, und sie schienen weniger... leer als die der Hörigen, aber trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass sie alle aus freiem Willen hier waren. Vielleicht lag es daran, wie alle achtundzwanzig hungrig auf die Königin starrten, als warteten sie auf irgendeine Aufgabe, einen Befehl - irgendetwas, was sie für ihre wahre Liebe tun konnten, die sie anbeteten. Ich hatte schon öfter Kontakt mit dem Feenvolk gehabt. Man findet selten auch nur drei gleichzeitig, die sich über etwas einig sind, ganz zu schweigen von achtundzwanzig.
    »Schau dir die Narben an, die ihr Vater ihr beigebracht hat«, sagte einer. »Wie konnte sie das überleben? Es sieht aus, als wäre sie von Monstern zerfleischt worden.«
    »Kennst du die Geschichte nicht?«, fragte ein Dritter. Sie alle schauten zu Ariana und nicht mehr auf die Feenkönigin, als der Dritte weitersprach. »Ihr Vater hat seine Monster drei Jahre lang jeden Morgen auf sie gehetzt.«
    Ariana presste die Lippen aufeinander, als auch sie sich erinnerte. Und dann waren wieder drei Minuten vorbei - sie hatte Gabriels Freiheit gewonnen. Das Feenwesen unter dem Mantel begann zu wachsen, und Ariana ließ den Mantel zu Boden fallen. Zuerst konnte ich nicht mal erkennen, wo die Herausforderung lag.
    Das Wesen hatte sich in ein Feenwesen verwandelt, einen großen Mann mit fast menschlichem Gesicht. Seine Haut hatte die Farbe und Struktur von Weißbirkenrinde, an manchen Stellen glatt und weiß, an anderen rau und dunkelgrau oder sogar schwarz. Seine Haare wirkten wie zerrissene Rinde und hingen um sein Gesicht. Er war nicht hässlich oder furchteinflößend - aber dann fing Ariana an zu zittern.
    Neben mir versteifte sich Samuel, und aus seiner Kehle stieg ein tiefes Knurren auf.
    »Hallo, meine Tochter«, sagte der Feenmann mit der weißen Rindenhaut. Danach wechselte er ins Walisische; sein Akzent war so stark, dass ich kein Wort von dem verstand, was er sagte. Er hob seinen rechten Arm - ich konnte sehen, dass die Hand daran fehlte - und tätschelte ihr mit dem Stumpf das Haar. Arianas Vater war auch ein Waldlord gewesen, aber offensichtlich nicht dieselbe Art von Waldlord wie der, den die Feenkönigin gefangen hielt. Er sah völlig anders aus.
    Die Feenkönigin hatte ihre Leute eingesetzt, um Ariana für diesen Moment zu schwächen, um sie daran zu erinnern, was dieser Mann ihr angetan hatte. Aber sie hatte Ariana unterschätzt, wenn sie geglaubt hatte, dass sie einfach loslassen würde. Sie umarmte den Mann noch fester und zog ihn näher an sich.
    Samuels Walisisch konnte ich verstehen: Ich hörte ihn diesmal nicht übers Telefon, er sprach langsam, und seine Worte waren ziemlich einfach: »Er kann seine Hunde nicht rufen, Ari, meine Geliebte. Mach dir keine Sorgen. Sie sind tot und verschwunden. Dafür habe ich gesorgt. Er ist nicht real, nicht real. Diese Art von Macht hat sie nicht. Mein Dad hat deinen umgebracht. Ich habe die Hunde getötet, und sie kommen nicht zurück.«
    Geduldig wiederholte er seine Worte wieder und wieder, so dass sie auf etwas anderes lauschen konnte als das Feenwesen in ihren Armen, das anscheinend die Form ihres gewalttätigen Vaters hatte.
    Ich beobachtete die Miene der Hexe und war mir keineswegs so sicher wie Samuel, dass ihr Vater nicht real war. Hexen können einige wirklich, wirklich furchterregende Dinge. Die ersten drei Dinge, in die sich das Feenwesen verwandelt hatte - Feuer, Eis und Rauch - wirkten auf mich alle wie Feenvolkmagie. Diese Form - bis auf den Geruch, den er verströmte, das war sein eigener - stank nach schwarzer Magie, Hexenmagie. Und Hexen können die Toten rufen.
    Für drei Minuten hielt Ariana den Mann, der bereit gewesen war, sie zu foltern, bis sie jeden Willen verloren hatte. Am Ende der drei Minuten hätte sie loslassen und das Elphame verlassen können - und Samuel und mich als Gefangene zurücklassen. Aber sie war stärker. Also ging sie nur in die Knie, als ihr

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