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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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Wenn die Welt nur eine andere gewesen wäre!
    Rumi wedelte mit den Händen und faltete sie dann flehend. »Warten Sie, vergessen Sie die Frage. Welchen Grund hätten Sie, es mir zu sagen? Vielleicht vertrauen Sie mir ja eines Tages. Die Hoffnung darauf muss genügen. Das ist richtig so.« Er holte Luft, hielt inne und fügte hinzu: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Was meinen Sie damit?«, gab Tens zurück.
    »Ich nehme diese Dinge ernst. Indem ich die Geistersteine, diese kostbaren Kleinode, herstelle und sie dann aufhänge, tue ich meine Bereitschaft kund, dem Unsichtbaren zu helfen. Dem Unerklärlichen. Ich habe mich dem nicht zu Wissenden und dem Geflüsterten geöffnet. Dem Guten. Ich habe meine Ehrfurcht vor den Göttern und Göttinnen, den Schöpfern und der Erleuchtung verkündet.« Sein Blick und sein Gesichtsausdruck waren bittend, und seine ganze Person strahlte Aufrichtigkeit aus. »Also, was kann ich tun? Was brauchen Sie?«
    »Äh … tja …« Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Vielleicht kannte er sich ja besser in der Stadt aus als wir. Ich war sicher, eine bereite Seele finden zu müssen, um wieder Kontakt mit meiner Tante aufzunehmen. »Können Sie mir sagen, wo das nächste Krankenhaus ist? Eine Unfallklinik? Eine Krebsstation?«
    »Sind Sie krank? Soll ich einen Krankenwagen rufen? Wo habe ich nur das Telefon hingelegt? Heute Morgen hatte ich es noch. Oder?« Er sprang auf und fing an, Kissen anzuheben und Schubladen zu öffnen.
    Tens ging auf ihn zu und tippte ihm auf die Schulter, damit er ihn zur Kenntnis nahm. »Nein, nein, wir suchen jemanden.«
    Nachdenklich hielt er inne. »Nun, natürlich gibt es drüben in Indianapolis ein großes Klinikum, aber hier in Carmel haben wir auch ein kleineres, gut ausgestattetes Vorstadt-Krankenhaus. Ich notiere Ihnen die Wegbeschreibung. Wo ist nur mein Block? Und ein Stift?« Er klopfte seine Kleidertaschen ab, bis Tens ihm einen Stift und eine Serviette reichte. »Danke.«
    Ich näherte mich ebenfalls. »Wir suchen auch nach einem Mädchen und einer Katze in einem Pflegeheim. Offenbar besitzen sie die Fähigkeit, den Tod vorherzusagen. Können Sie uns da weiterhelfen?«, fragte ich, obwohl ich damit riskierte, mehr preiszugeben, als ich eigentlich sollte.
    Er musterte mein Gesicht. »Sie sagen den Tod voraus?«, wiederholte er niedergeschlagen. »Ich glaube, da muss ich Sie enttäuschen. An so etwas würde ich mich erinnern. Ich höre mich mal um. Vielleicht weiß ja jemand in meinem Freundeskreis etwas.«
    »Wir wollen es nicht an die große Glocke hängen«, warnte Tens.
    »Schon verstanden. Also diskret. Natürlich.« Rumi nickte und gab Tens die Serviette mit der Wegbeschreibung.
    »Danke.«
    »Gern geschehen. Wenn ich etwas in Erfahrung gebracht habe, finde ich Sie im
Helios.
Oder Sie kommen hierher. Jederzeit, Tag und Nacht. Meine Wohnung ist hinter dem Atelier. Ich bin immer auf den Beinen. Ich helfe Ihnen, wann immer Sie mich brauchen.«
    Ich erstarrte. Woher wusste er vom
Helios?
    Anscheinend hatte er meine Furcht bemerkt. »Keine Sorge. Joi ist eine Freundin. Sie weiß, dass ich nachts ein Auge auf die Hütte habe. Ich sollte mich also nicht erschrecken, wenn ich heute Nacht Licht sehe. Sie nimmt Heimatlose auf und hat ein gutes Herz. Das trifft auf den Großteil der Stadt zu. Leuchtende Seelen.« Dabei tätschelte er unablässig meine Hand.
    »Glauben Sie, wir könnten uns mal die Unterlagen Ihrer Familie anschauen?«, fragte Tens. Er glitt in Richtung Tür und zog mich hinter sich her.
    Freude zeigte sich auf Rumis Gesicht. »Ich habe gehofft, dass Sie das fragen würden. Selbstverständlich. Geben Sie mir Bescheid, wenn ich etwas für Sie tun kann. Was es auch sein mag.«
    »Klar. Danke.« Ich drückte noch einmal seine Hand und machte mich los.
    Als wir nach draußen traten, kitzelte mich die kühle Nachtluft in der Nase, und eine Brise spielte mit meinem Haar.
    »Er erinnert mich an Señora Portalso«, brach ich das Schweigen, während wir zurück zum
Helios
und zum Pick-up schlenderten. Die Señora hatte mich als »schönes Licht« bezeichnet und mich offenbar als Fenestra erkannt, noch bevor ich selbst davon gewusst hatte. Sie hatte sich als Freundin erwiesen und außerdem als Mensch, der den Zeichen folgte und sich vom Göttlichen leiten ließ. Vielleicht war Rumi ja auch so jemand. Konnte es Menschen geben, die unsere Geheimnisse hüteten und uns halfen, den Fallstricken des Alltags auszuweichen? Das Gefühl eines Déjà-vu

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