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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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beschnüffelte den Ankömmling und leckte ihm das Gesicht.
    »Ist das eine Katze?« Sie sah eher aus wie ein laufendes Möbelstück, eine Ottomane oder so etwas. Die Katze betrachtete mich, als könnte sie meine Gedanken lesen. »Ist das die Katze aus den Nachrichten?«
    »Zumindest ist es die, der ich schon mal begegnet bin.« Tens streckte die Hand nach der Katze aus. Als seine Finger ihr Fell berührten, erstarrte er zu einer Statue.
    »Tens! Tens!« Ich konnte die beiden nicht voneinander trennen. Auch die Katze war mitten in der Bewegung erstarrt.
    Tens atmete weder, noch rührte er sich. Was sollte ich tun? Ich musste diesen Kontakt unterbrechen.
    Ich rannte ihn um. Es war, als prallte ich gegen eine Betonmauer, doch er stürzte mit einem Keuchen zu Boden. Die Katze peitschte mit dem Schwanz und sah mich finster an.
    Tens lag, nach Atem ringend, da und hustete, bis sich seine Lunge wieder mit Sauerstoff füllte.
    »Was zum Teufel war das?« Ich betastete sein Gesicht und seine Brust und versuchte, die Katze zu verscheuchen, um mehr Platz zu haben. Custos wirkte völlig ungerührt.
Böse Katze. Böse, böse Katze.
    »O Mann. Warte einen Moment.« Tens blinzelte und holte tief Luft.
    »Was ist passiert?« Ich schob mich zwischen ihn und die Katze, jederzeit bereit einzuschreiten, bevor das Tier noch eine dieser wahnwitzigen Erstarrungsaktionen starten konnte.
    »Wie hat es denn ausgesehen?«, fragte Tens, ohne den Kopf zu bewegen, und blickte in den Himmel hinauf.
    »Du hast dich plötzlich nicht mehr gerührt, wie in einem Zeichentrickfilm.«
Angsteinflößend. In Stein verwandelt wie von einer Meduse. Und ich ganz allein auf der Welt.
    Sein Atem wurde regelmäßiger, aber ich konnte beobachten, dass der Puls an seiner Kehle noch pochte wie die schwirrenden Flügel eines in der Luft verharrenden Kolibris.
    »So hat es sich auch angefühlt. Es war ein Daten-Download.«
    »Ein was?« Ich betrachtete die Katze. Eine Computerkatze?
    »Minerva. Die Katze heißt Minerva. Sie kommt von den Schöpfern und ist sauer auf uns, weil wir so lange gebraucht haben.«
    Ich warf der Katze einen ärgerlichen Blick zu. »Wirklich.«
    »Sie sagt, dass Juliet diejenige ist, der wir helfen sollen. Und dass es allmählich eng wird.«
    »Oh. Hast du ihr erklärt, dass es mit GPS -Koordinaten und einem Sondereinsatzkommando vielleicht ein bisschen schneller gegangen wäre?« Ich hielt inne und sah ihn eindringlich an. »Erfindest du das alles nur? Treibst du Spielchen mit mir?« Es war ein ausgesprochen ungünstiger Zeitpunkt für Tens, plötzlich Humor zu entwickeln.
    Anstelle einer Antwort griff er nach meiner Hand.
    Gut, also kein Spiel. »Was sonst noch?«, fragte ich.
    »Minerva und Custos kennen sich schon sehr lange.« Er blinzelte, und Tränen quollen ihm aus den Augenwinkeln. Allerdings nicht, weil er weinte, sondern weil er zu lange in die Sonne geschaut hatte.
    »Sie kennen sich?«
    »Ja, tun sie.«
    Ich nickte. »Also ist Custos mehr als …«
    »Sie ist ein Hilfstier für Wächter.«
    »Und die Katze ist eines für Fenestrae? Hat Custos dich deshalb gefunden?« Es war schön, ein paar Wahrheiten in Erfahrung zu bringen, anstatt die Lücken mit Mutmaßungen füllen zu müssen.
    »Vielleicht hat sie mich eher ausgesucht.«
    »Interessant.«
    »Minerva sagt, in diesem Haus sei noch jemand, den die Schöpfer geschickt haben und der Juliet hilft und sie am Leben erhält. Aber es sei auch eine Aternocta dort, eine uralte böse Macht, die kommt und geht.«
    Ich weigerte mich, gründlicher darüber nachzudenken, dass wir uns inzwischen mit Tieren unterhielten und ihre Worte für bare Münze nahmen. Was sagte es über uns aus, dass wir uns auf eine Katze und einen Wolf verließen?
    Enttäuscht seufzte ich. Warum mussten denn unbedingt auch die Aternocti im Spiel sein?
    »Sie will, dass wir morgen wiederkommen, und zwar ganz früh, vor Sonnenaufgang.«
    Die Katze versetzte Tens noch einen Klaps mit der Pfote, schlug mit dem Schwanz nach mir und trollte sich ins Gebüsch. Custos wälzte sich auf den Rücken. Sie wedelte mit dem Schwanz. Ihre Zunge berührte den Boden. Dann bellte sie, sah zu uns herauf und kratzte sich am Rücken, indem sie sich am Gras rieb.
    Als wir uns umschauten, war Minerva fort. Ich hoffte, dass sie gegangen war, um Juliet das Leben ein wenig erträglicher zu machen. »Ich riskiere mal die Theorie, dass die Schöpfer Sinn für Humor haben.«
    Tens rappelte sich auf. Seine Bewegungen waren langsam.
    »Ist auch

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