Meridian - Flüsternde Seelen
Worte aussprach, wurde mir klar, dass es stimmte.
In jener Nacht träumte ich von einer Frau mit langem blondem Haar wie meinem, die mich anlächelte, mich umarmte und meine Schmerzen wegküsste. Und von einem Mädchen mit lockigem Haar, das mich heranwinkte und die Hand nach mir ausstreckte.
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Kapitel 15
E s war zwar nicht sehr nett von mir und auch kein sehr günstiger Zeitpunkt, um es Tens zu sagen, aber mein Bauchgefühl riet mir, unter vier Augen mit Juliet zu reden. »Ich glaube, ich sollte allein hingehen.«
»Wohin?«, fragte er.
»Zu Juliet.«
Tens fuhr hoch. »Äh, nein. Auf gar keinen Fall.«
Ich schloss die Augen und holte tief Luft. »Hörst du mir erst mal zu?«
»Warum? Es ist eine absolute Schwachsinnsidee.«
Ich versuchte, mir vor Augen zu halten, dass Tens nur auf mich aufpasste und nicht vorhatte, mich herumzukommandieren. »Du brauchst nicht gleich ausfallend zu werden.«
»Offenbar doch, solange du auf solche Gedanken kommst.«
Ärger kochte in mir hoch. »Meine Ideen sind nicht schwachsinnig.«
»Stimmt, du bist eigentlich sehr klug. Aber was du jetzt vorhast, kann ich echt nur als Schwachsinn bezeichnen.«
Ich hasste Auseinandersetzungen und Streit. Außerdem hatte ich recht. »Tens, wir müssen darüber reden.«
»Nein, müssen wir nicht.«
Seine Verzweiflung und Gereiztheit schürten meine Ungeduld nur noch. Also blieb ich beharrlich. »Doch, müssen wir. Wenn du nicht reden willst, kannst du wenigstens zuhören.«
Mein Gesichtsausdruck – oder mein Tonfall – ließ ihn verstummen.
»Ich muss es allein tun, weil es sie einschüchtern wird, wenn wir zu zweit sind. Es ist, als würden wir uns gegen sie verbünden.« So hatte ich mich zumindest gefühlt, weil meine Tante und Tens mehr über mich gewusst hatten als ich selbst. »Ich weiß, wovon ich spreche.«
Er schluckte, antwortete aber nicht, sondern fuhr mit seiner Tätigkeit fort, ein Stück Holz in Sägemehl zu verwandeln.
Ich versuchte es noch einmal. »Wir haben draußen auf sie gewartet, aber sie ist nicht erschienen.«
»Nein, aber wir sind Minerva und Bodie begegnet. Hältst du das nicht für wichtig?« Er schüttelte den Kopf, als hätte ich versucht, ihm weiszumachen, der Himmel sei orangefarben, nicht blau.
Ich ließ nicht locker. »Das behaupte ich auch gar nicht. Natürlich war es wichtig. Ich sage nur, dass ich zuerst allein mit ihr reden will.«
Das Schweigen zog sich hin.
Er würde nicht nachgeben und sich weigern, mich zu verstehen, denn er hatte sich so vollständig verschlossen, dass ich nicht mehr zu ihm durchdringen konnte.
»Bist du fertig?«, fragte er schließlich.
Ich nickte und verschränkte die Arme.
»Ich bin dein Wächter, richtig?«
»Ja.«
»Ich beschütze dich.«
»Richtig«, zwang ich mich zuzustimmen.
»Und warum, glaubst du, ist es deshalb keine gute Idee, dass du allein irgendwo hingehst?«
»Ach, komm schon. Du weißt nicht, wovon du redest. Du bist kein Ninja, und ich bin nicht behindert. Außerdem bist du mein Freund und nicht mein Chef.«
»Dein Chef?«
»So führst du dich wenigstens auf. Stattdessen sollten wir an einem Strang ziehen und gemeinsam eine Lösung finden.«
»Vielleicht weiß ich ja mehr.«
Ich verdrehte die Augen. »Hast du möglicherweise Lust, es mir mitzuteilen?«
»Du benimmst dich kindisch.«
»Und du herablassend und gönnerhaft.«
Er zuckte mit den Achseln. »Geh ruhig allein. Dann folge ich dir eben.«
»In diesem Fall wäre ich nicht allein.«
»Anders läuft es aber nicht.«
Nur weil wir Seelenverwandte waren, waren wir noch lange keine siamesischen Zwillinge. »Minerva wird da sein«, wandte ich ein.
»Ja, die Katze. Und was soll sie tun? Den Aternoctus anfauchen?«
»Und was würdest du unternehmen? Was sind deine besonderen Fähigkeiten? Abgesehen davon, dass du manchmal weißt, was ich fühle, wo ich bin oder was ich gerade tue?«
»Und warum, meinst du, kann ich das, Merry? Um dir auf die Nerven zu fallen? Oder könnte vielleicht ein wichtiger Grund dahinterstecken?«
»Und kennst du diesen Grund?«, gab ich zurück.
Er geriet ins Stammeln.
Triumphierend zeigte ich mit dem Finger auf ihn. »Siehst du. Du hast auch keine Ahnung! Dass du das kannst, heißt noch lange nicht, dass du mehr über mich weißt als ich.«
»So kommen wir nicht weiter. Ich folge dir. Ich werde dich nicht alleinlassen und jemandem die Möglichkeit geben, dich umzubringen.«
»Wie kommst du darauf, dass mir Gefahr droht?«
»Und wie kommst du
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