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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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will.«
    Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus wie ein Sonnenaufgang an einem kalten Morgen. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr verfestigte sich das Gefühl, dass ich versagt hatte. Ich hatte sie im Stich gelassen. Alle Kinder, die nach mir kommen würden. Ich war nicht mutig genug gewesen, mein Anliegen zu vertreten und Ms. Asura die Wunden auf meinem Rücken zu zeigen, damit sie mich ernst nahm.
    Als ich mich bei ihr bedankte, versprach sie, bald wieder zu uns ins Heim zu kommen.
    Ich hatte versagt.

[home]
    Kapitel 24
    T ens, dreh dich um.« Ich packte seinen Kragen und schob ihn herunter, um einen Blick auf die Haut zu werfen. Sein Hals war von roten, geschwollenen Striemen und mit Flüssigkeit gefüllten Blasen übersät, die sich offenbar bis hinunter auf Rücken und Schultern erstreckten. »Juckt das?«
    »Ja, es fühlt sich an wie Insektenstiche.«
    »Das sind aber ganz bestimmt keine.« Als ich seinen Rücken sah, fing meiner auch an zu jucken.
    »So schlimm ist es nicht«, wimmelte Tens ab. Er rieb sich den Oberschenkel.
    Mein Rücken und meine Unterarme brannten ebenfalls.
    »Tens?«
    »Ja?«
    »Tu mir bitte den Gefallen und schau mal hinten in mein Hemd.« Während ich mich umdrehte, krempelte ich meine Ärmel hoch – und schnappte nach Luft.
    »O nein. Sieht mein Rücken etwa auch so aus?« Tens hielt mich an den Händen und hob dann rasch mein Hemd an. »Ja, tut er.«
    Er zog die Jeans herunter. Die Rückseiten beider Beine waren voller roter Striemen.
    »Giftefeu ist ein Teufelszeug.«
    »Vielleicht ist es ja auch etwas anderes.« Tens scheuerte den Rücken an der Wand wie ein Bär an einem Baumstamm. »Damit habe ich nämlich schon Bekanntschaft gemacht. Damals war es längst nicht so schlimm.«
    »Ich rufe Joi an.« Als ich nach dem Telefon griff, bemerkte ich, dass meine Handflächen ebenso betroffen waren. »Mist!« Ich wählte die Nummer. »Joi? Wie sieht Ausschlag von Giftefeu aus?«
    Tens hörte ihren Aufschrei durchs ganze Zimmer.
    »Joi?« Keine Antwort, nur das Freizeichen. »Wahrscheinlich kommt sie her.«
    »Du hast es auch auf der Stirn.« Tens deutete auf mein Gesicht.
    Ich betrachtete mich gerade im Badezimmerspiegel, als Joi, mit einem gewaltigen Korb voller Utensilien bewaffnet, in die Hütte gestürmt kam.
    »Ihr müsst alle Sachen ausziehen. Die sind nicht mehr zu retten. Das Gift ist im Pflanzensaft. Duscht kalt. Wir sind zwar schon etwas spät dran, aber es könnte noch nützen. Und wenn ihr es anfasst, geht es von vorn los. Also duscht, zieht Unterwäsche an, reibt euch mit dieser Creme ein, und dann nehmt die hier.« Sie hielt uns Fäustlinge hin. Ein Paar rosafarbene mit einem eingestrickten schwarz-weißen Kätzchen und ein Paar mit einem Alligator, der einen Cowboyhut trug.
    »Warum?«
    »Weil es jucken wird, wenn ihr schlaft. Die Fäustlinge verhindern, dass ihr euch zu stark kratzt und euch noch eine Infektion oder Narben auf euren hübschen Gesichtern einfangt. Nehmt Benadryl. Davon wird man zwar müde, aber es lindert ein wenig.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Ihr seid allergisch auf das Zeug. Ich meine es ernst. Unterwäsche, Creme, Tabletten und Fäustlinge. Hier sind frische Laken. Wickelt euch damit ein und deckt auch die Möbel ab, damit sie von der Creme keine Fettflecken kriegen. Und da sind auch noch Eisbeutel. Legt sie auf die schlimmsten Stellen. Das kühlt den Juckreiz ein bisschen.«
    »Kommt so was häufig vor?«, fragte ich.
    »Bei Kindern ja.« Joi lächelte mich an. »Und bei Touristen, die noch nie im Wald waren. Ich hätte gedacht, dass ihr das Zeug erkennt. Allerdings habe ich noch nie so schlimme Blasen gesehen wie bei euch. Das ist ja, als hättet ihr euch darin gewälzt.« Sie zog die Augenbrauen hoch und warf Tens einen Blick zu. »Ihr habt doch nicht etwa im Efeu herumgelegen, oder?«
    Tens lächelte ebenfalls. »Nein, Ma’am.« Er verstummte verlegen.
    »Nur um auf Nummer sicher zu gehen.« Sie wandte sich wieder ihrer Tasche zu und holte Lebensmittelbehälter heraus. »Ich lasse euch etwas zu essen da, falls ihr Hunger bekommt. Und jetzt geht einer von euch duschen. Tens, los«, befahl sie wie eine Mutter.
    Er hastete ins Bad. »Steck deine Kleider in einen Müllsack!«, rief sie ihm nach. »Und wie fühlst du dich?«
    Ich senkte den Blick, weil ich das Gefühl hatte, dass sie mich durchschauen würde. »Schon in Ordnung.«
    »Müssen wir dich ins Krankenhaus bringen? Glaubst du, dass es dadurch noch schlimmer wird? Dein

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