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Meridian

Titel: Meridian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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rief etwas, doch ich konnte seine Worte nicht ausmachen.
    Im nächsten Moment ertönte ein hohes Wimmern. Ich leuchtete mit der Taschenlampe in diese Richtung. »Hallo?« Das Blut rauschte mir in den Ohren.
    »Mommy.« Die Kinderstimme klang müde und sehr weit weg.
    »Celia? Bist du das? Ich heiße Meridian und bin eine Freundin. Wo bist du?« Hektisch schwenkte ich die Taschenlampe hin und her. Aber die Bäume mit ihren Schneeverwehungen darum herum sahen alle gleich aus. Ich konnte keine Fuß spuren erkennen.
    »Hier … Ich sehe Licht … Ich habe mir am Bein weh getan.«
    »Das ist meine Taschenlampe. Rede immer weiter, Celia. Es ist so dunkel, dass ich dich nicht sehen kann. Kennst du das Spiel Marco Polo?«
    »Ja.« Ihre Stimme wurde leiser, als ob ich mich von ihr entfernt hätte, obwohl ich mich nicht von der Stelle rührte.
    »Ich rufe ›Marco‹, und du antwortest ›Polo‹, und zwar so laut du kannst, okay?«
    »Okay.«
    »Marco?«
    »Polo.«
    Ich ging drei Schritte nach links. Jede Faser meines Körpers war angespannt. Ich musste das kleine Mädchen finden. »Marco!«, brüllte ich.
    »Po…«
    Die zweite Silbe hörte ich nicht mehr. Mein Herz schlug immer schneller. Im Wald war es totenstill. Keine Lichter in der Ferne und auch nicht das Dröhnen der Schneemobile, die der Sheriff auf die Suche geschickt hatte.
    »Marco!«, rief ich wieder. Und wartete. »Marco!«, versuchte ich es wieder.
Bitte, bitte, antworte mir.
    Als etwas hinter mir raschelte, drehte ich mich um und richtete die Taschenlampe darauf. »Custos.« Noch nie im Leben war ich so froh gewesen, jemanden zu sehen. Ich hielt ihr den Fäustling unter die Nase. »Such Celia, Custos. Such das kleine Mädchen.«
    Ich sah, wie sich der Lichtschein einer Taschenlampe näherte, hatte aber keine Zeit, auf Tens zu warten. Ich konnte nur hoffen, dass er meinem Lichtkegel folgen würde.
    Custos lief etwa sieben Meter voraus, blieb stehen, bis ich sie eingeholt hatte, und rannte dann weiter. Nach einer Weile hatte sie sich aus meinem Gesichtsfeld entfernt und verschwand hinter den Bäumen.
    Ich hörte, dass sie winselte, jaulte und den Schnee mitden Pfoten bearbeitete. Endlich hatte ich sie erreicht und duckte mich unter den mit schwerem Schnee bedeckten, tiefhängenden Ästen durch. Ein kupferartiger Geruch wie nach rohem Fleisch hing in der Luft. »Celia?« Hoffentlich hatte Custos mich nicht zum Abendessen in eine Bärenhöhle geführt. Ich schob die Äste beiseite.
    »Mommy?« Ein kleines braunhaariges Mädchen lehnte zitternd am Stamm einer Birke. Ihr Gesicht war so weiß wie der Schnee um uns herum. Ihre Augen schienen zu groß für ihr zartes Gesicht zu sein. Ihr Pferdeschwanz war unter der Wollmütze herausgerutscht, ihr rosafarbener Daunenmantel war mit einer dunklen Flüssigkeit durchtränkt. Sie trug nur einen Handschuh. Ihre Zähne klapperten, als sie mir die Hände entgegenstreckte.
    »Ich bin Meridian. Lass uns gehen.« Ich beugte mich vor, um sie hochzuziehen, hielt dann jedoch inne und ließ den Lichtschein der Taschenlampe den dunkelroten Fleck entlanggleiten.
    »Ich habe mir am Fuß weh getan.«
    Mir wurde übel. Ihr Fuß in einem winzigen rosafarbenen Stiefel mit
Dora the Explorer
-Motiv war in einer Falle stecken geblieben, und zwar in einer mit Zähnen, wie ich sie nur aus Büchern über den Wilden Westen kannte. Was hatte diese Falle auf dem Grundstück meiner Tante verloren? Tens und sie hätten niemals etwas so Grausames getan.
    Am liebsten wäre ich losgerannt. Ich war nicht sehr mutig und in Krisensituationen ziemlich nutzlos.
    Das kleine Mädchen brach in Tränen aus. »Es tut so weh.«
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich die Falle öffnen sollte.»Ruhig durchatmen, Meridian«, flüsterte ich und hob den Kopf in der Hoffnung, dass Tens endlich erscheinen würde. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war und wie lange uns noch blieb, bevor der Schock und der Blutverlust ihren Tribut fordern würden. Ich musste etwas tun und sie retten. Sonst würden wir beide in Schwierigkeiten geraten.
    Custos stand neben mir und beobachtete mich, als warte sie darauf, dass ich erledigte, wozu sie nicht in der Lage war.
    »Okay, Celia, weißt du, wie diese Dinger funktionieren?«
    »Deshalb darf man die Wege auch nicht verlassen«, schluchzte sie.
    »Wirklich?« Ich suchte nach einem Entriegelungshebel. »Gibt es da einen Knopf?«
    »Ich habe mich verirrt. Also bin ich stehen geblieben, wie ich es gelernt habe. Er hat gesagt, ich soll hier

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