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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Hein?» Merkel warf einen Blick auf das verletzte Bein. Der neue Verband hatte sich an drei Stellen rot verfärbt, das hatte er sofort nach dem Verbandswechsel getan. Größer
    geworden waren die Stellen in den letzten beiden Stunden nicht mehr. Merkel war erleichtert und in medizinischer Hinsicht zu unbedarft, um sich wegen der entzündeten Stellen Sorgen zu machen.
    Er gab Ohloff die dritte Tablette. «Das ist aber vorerst die letzte.» In der Thermoskanne war noch ein Schluck Kaffee zum Runterspülen. Dann lehnte Ohloff sich im Sitz zurück und schloss die Augen.
    «Schlaf mir bloß nicht ein», mahnte Merkel wieder und bat dann: «Beschreib mir das Weib lieber mal. Damit ich im Notfall weiß, woran ich hin, wenn sie auftaucht.»
    Ohloff beschrieb ihm mit leiser Stimme ein zierliches dunkelhaariges Püppchen, Anfang, höchstens Mitte zwanzig, nur knapp einssechzig groß, etwa fünfzig Kilo schwer, rundes Gesicht, kurzes dunkles Haar und einen komischen Blick. Einen Namen kannte Ohloff nicht, hatte sie ja an dem Dienstag auch zum ersten Mal gesehen und war nicht nahe genug herangegangen, um einen Namen zu hören. Aber die Beschreibung war ausgezeichnet.
    «Ein richtig freches Gesicht», flüsterte Ohloff. «Wie eine Katze. Manche Leute haben einen komischen Geschmack. Was ihr Mann an der schön findet. Gegen die war Irene …»
    «Halt’s Maul», ranzte Merkel ihn an, und Ohloff schwieg wieder. Knapp einssechzig groß, Irene war fast einsachtzig gewesen. Etwa fünfzig Kilo schwer, Irene hatte mindestens zehn, wahrscheinlich fünfzehn Kilo mehr gewogen. Aber gegen einen Hammer war man wehrlos, wenn man ahnungslos an einem Tisch saß, vielleicht eine Hose auf dem Schoß hatte.
    Um die Mittagszeit begann Ohloff erneut über Schmerzen zu klagen. Als Merkel ihm eine Tablette zwischen die Lippen schob, bettelte er gleich um die nächste. Es war kein Kaffee mehr in der Kanne. Ohloff zerkaute die Tabletten, schluckte mühsam und klagte anschließend über fürchterlichen Durst. Seine Hände fühlte sich sehr warm an, sein Gesicht war gerötet, die Augen glasig. Es sah aus, als hätte er hohes Fieber. Doch ihn zu einem Arzt zu bringen war unmöglich. Obwohl Merkel sich zutraute, die Mörderin seiner Tochter nun auch ohne Ohloffs Hilfe zu erkennen. Nur hätte es bei einem Arzt zwangsläufig Fragen gegeben. Das musste warten.
    Nach den Tabletten dämmerte Ohloff vor sich hin. Merkel versuchte, ihn wach zu halten, stellte ihm eine Frage nach der anderen, ließ sich in allen Einzelheiten schildern, wie und was genau Irene gesagt hatte, als sie Ohloff um den Gefallen bat. Wo er den Film zum Entwickeln abgeliefert und wie sich seine Flucht gestaltet hatte.
    Ohloff gab stockend Auskunft über das Gefühl, gegen eine Mauer gerannt zu sein, als er die Küchentür öffnete. Und wie er zur Haustür gestürmt war, weil er sich nicht noch einmal über die Terrasse und durch den Garten traute. Wer wusste denn, ob die Nachbarin immer noch schlief. Und als er die Haustür aufriss, hatte er plötzlich das schwache Stimmchen im Ohr. «Dieter.»
    Aber er war nicht sicher, ob er es wirklich gehört oder sich das nur eingebildet hatte. Er zog die Tür zu und rannte die Straße hinunter zum Auto, brauste mit Vollgas los, stieg an der Ecke auf die Bremse, und wollte eigentlich noch einmal zurück, weil er meinte, das Stimmchen würde ihn bis an sein Lebensende verfolgen, wenn er sich nicht überzeugte, dass er sich geirrt hatte.
    «Hast du nicht», sagte Merkel. «Und wenn du die Tür zugezogen hast, muss das Weib sie aufgelassen haben, als sie ging. Ziriak ist nämlich durch die Tür reingekommen.»
    Er sagte das nur in der Hoffnung, sich mit den Fakten ein wenig ablenken zu können. In seinen Eingeweiden wühlten unverändert Wut und Schmerz, dieser wahnsinnige Schmerz der Gewissheit, dass er sie nicht hätte verlieren müssen. Dass er jetzt an einem Krankenbett sitzen könnte statt an einem Straßenrand im Auto. Dass er ihr Gesicht betrachten könnte statt Ohloffs Bein. Und dass er ihr sagen könnte, wie glücklich er sei, weil sie lebte. Nicht weniger glücklich als sie es mit zwölf Jahren gewesen war, als der gute Friedel ihr die Wahrheit sagte.
    Nach zwei war Merkel sicher, dass es später Nachmittag oder früher Abend würde, ehe er ihre Mörderin zu Gesicht bekäme. Sie arbeitete wahrscheinlich irgendwo. Wenn sie erst auftauchte, wäre der Rest ein Kinderspiel. Er fand genug Zeit, um sich zurechtzulegen, wie er vorgehen musste. Dafür

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