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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Restaurant oder begleitete sie am Sonntagnachmittag über den Golfplatz.
    «Du bist doch auch ständig auf Achse», sagte er, wenn sie sich beschwerte, dass sie kaum noch eine Stunde gemeinsam verbrachten. «Soll ich allein in der Wohnung sitzen?»
    An einem Sonntagnachmittag war sie noch nie auf Achse gewesen. Und wenn sie dann allein in der Wohnung saß, versuchte sie ihren Mann ebenso zu verstehen wie ihren Vater.
    Natürlich fühlte Gernot sich überrumpelt, vor vollendete Tatsachen gestellt. Nun brauchte er Zeit, sich an die Veränderungen zu gewöhnen. Sie war zuversichtlich, dass er es schaffte. Wenn das neue Haus erst fertig und gemütlich eingerichtet und das Kind auf der Welt war. Wenn er begriff, dass sie ihn nicht weniger liebte, nur weil noch jemand dazugekommen war, der ebenfalls Liebe brauchte. Wenn sein Kind ihn das erste Mal anlachte, ihn Papa nannte. Warum sollte das bei ihm nicht funktionieren, wenn es sogar einen Hein Merkel allmählich auftaute?
    Ihr Vater freute sich inzwischen, wenn sie montags in die Kneipe kam, das war nicht mehr zu übersehen und für sie der beste Beweis, dass sich die Mühe bei jedem Menschen lohnte, dass es bei manchen nur mehr Geduld brauchte.
    Im April fragte sie Merkel einmal, ob er Lust habe, sich den Neubau anzuschauen. Er war sofort dazu bereit, ließ sich sogar von ihr abholen und im Auto hinauskutschieren. Es lag etwas außerhalb. Und wie er sich dann umschaute, das noch nackte Mauerwerk betrachtete, an ihrer Seite durch den Dreck zurück zum Auto stapfte, meinte sie, so etwas wie Sehnsucht in seinem Blick zu erkennen.
    Agnes hatte ihr erzählt, dass ihre Mutter ihm damals auch mit einem eigenen Haus in den Ohren gelegen hatte.
«Als wir anfingen, das Haus umzubauen, hat sie ihn damit verrückt gemacht. Aber wir waren beide berufstätig. Sie arbeitete nicht, und du warst gerade erst ein paar Monate alt. Er hat sich das nicht zugetraut, finanziell nicht und auch sonst, man lädt sich doch eine Menge Verantwortung auf, steht mit allem allein. Und wenn etwas schief geht, verliert man alles. Als er in Untersuchungshaft saß, sagte er mal zu Kurt, es wäre vielleicht nicht so weit gekommen, wenn er es riskiert und Heike den Wunsch erfüllt hätte. Vielleicht hätte sie nicht angefangen, ihn zu betrügen. Den arbeitslosen Elektriker aus der Nachbarschaft hätte sie ja kaum kennen gelernt. Aber einen Installateur und Versicherungsvertreter hätte sie wohl mal bestellen müssen, und der Postbote wäre auch gekommen.»
Ihr lag auf der Zunge, zu fragen, woran er denke. Aber an früher rühren, lieber nicht. Stattdessen schilderte sie ihm, wie es in ein paar Monaten aussehen würde. Grüner Vorgarten mit einem niedrigen Zaun darum, Blumen an den Fenstern.
«Das wird aber noch eine Weile dauern», meinte er.
«Ach was», sagte sie leichthin. «Das geht jetzt ruckzuck, Papa.»
Gar so schnell, wie sie meinte, ging es nicht. Es wurde Anfang August, ehe das Haus bezugsfertig war und sie den Umzug organisieren konnte. Sie war im achten Monat schwanger und musste alles alleine machen. Gernot dachte nicht im Traum daran, beim Packen zu helfen. Und packen wollte sie selbst, weil ein paar sehr wertvolle Stücke dabei waren, die sie aus Friedels Villa geholt hatte. Den Transport sollte eine Spedition übernehmen.
Als sie montags in der Kneipe erwähnte, dass sie nur Zeit für einen Kaffee hätte, weil ein paar leere Kartons und einiges an teurem Porzellan auf sie warteten, bot Ohloff auf der Stelle seine Hilfe an. Und sie mit Ohloff allein hantieren zu lassen, in ihrem Zustand, das kam für Merkel nicht infrage.
«Lass mal», sagte er. «Das mach ich schon, sonst gibt’s Scherben. Und morgen früh hab ich Zeit. Dienstags liege ich ja nicht bis Mittag im Bett.»
Sie hätte ihn gerne umarmt in dem Moment, sich mit einem KUSS auf die Wange für seine Hilfsbereitschaft bedankt – und für das darin versteckte Bekenntnis, dass sie ihm wichtig war. Aber sie legte ihm nur für eine Sekunde die Hand auf den Arm und sagte: «Lieb von dir, Papa.»
Am nächsten Morgen holte sie ihn ab und fuhr mit ihm in die Ebertstraße. So kam er doch noch dazu, sich ihre Wohnung anzuschauen. Er ging mit Feuereifer ans Werk. Gegen Mittag waren sie schon fertig, fuhren noch zwei Kartons mit besonders teuren Stücken zum neuen Haus. Anschließend lud sie ihn zum Essen ein, in eine Pizzeria.
Als sie am Tisch saßen, sagte sie: «Nächste Woche ist das Gröbste überstanden. Dann musst du unbedingt mal kommen und

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