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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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der Hand vor Ziriak stehen und abdrücken. Es mochte daran liegen, dass er nicht wusste, wo er sich eine Pistole beschaffen sollte. Vor zwanzig Jahren hätte er das gewusst, aber heute. Es konnte auch das Wissen sein, dass sich nichts änderte am Schmerz, dass es um keinen Deut erträglicher wurde, wenn er noch ein Magazin leerte.
Und einen Mord nur aufzuklären, dafür zu sorgen, dass der Täter hinter Gittern landete, war Aufgabe der Polizei. Er war nicht mehr bei dem Verein, war seit drei Jahren Objektschützer und würde das wohl auch bleiben.
Aber der Posten als Hausmeister wäre schön gewesen. Er hätte da auch gar nicht lange überlegen müssen, nur bis nächsten Dienstag, damit es nicht so aussah, als hätte er nur auf so ein Angebot gewartet. Warum hatte sie nicht schon früher etwas gesagt? Nicht nur wegen des Mietshauses, auch so. Mal ein paar Worte über ihren Mann und das Bett, auf dem sie gelegen hatte.
Ein einfaches Bett, eher eine Liege, genau so eine, wie er in seinem Zimmer hatte. Es gab zwei Polsterrollen und zwei rechteckige Kissen dazu, die man gegen die Seitenteile und die Rückwand lehnte, dann war es so eine Art Couch. Außer dieser Liege hatte in dem Zimmer nur noch ein Stuhl gestanden, darauf ein kleiner Wecker. Und der große, zottelige graue Bär hatte in einer Ecke gesessen.
Die hellen Holzteile des Bettes, es war das gleiche Holz wie das der Schränke im Kinderzimmer. Er erinnerte sich noch so deutlich an seinen ersten Besuch in diesem Haus, an den Sonntagnachmittag im vergangenen August, als sie ihn herumgeführt, ihm alles gezeigt hatte. Da hatte die Liege im fertig eingerichteten Kinderzimmer gestanden, und das Zimmer, in dem sie jetzt lag, war leer gewesen.
Er sah es vor sich, wie sie nur die Tür öffnete, ihn einen Blick hineinwerfen ließ und dabei sagte: «Eigentlich sollte es das zweite Kinderzimmer werden. Ich hatte mir das so schön vorgestellt. Zwei Kinder. Ich habe es immer vermisst, dass ich keine Geschwister hatte. Aber was soll’s!? Mache ich eben ein Gästezimmer daraus, wer weiß, wer mal ein Bett braucht für eine Nacht.» Dann war sie zur nächsten Tür gegangen, das Badezimmer, und dann zur letzten, das Schlafzimmer. Ein Doppelbett.
Sie hatte nie ein Wort über ihre Ehe verloren, bis auf die paar Sätze von den verschiedenen Ansichten über Häuser und Kinder. Und diesen Satz beim letzten Frühstück. «Woher willst du das wissen?» Sie mochte ihn hundertmal Papa genannt haben, als Vater hatte sie ihn garantiert nicht gesehen. Sonst hätte sie doch schon früher einmal mit ihm über ihre Probleme gesprochen. Über das Bett, das sie sich aus dem Zimmer des Kindes in das andere stellte.
Ob Lukas Heinen ihren Mann danach gefragt hatte? Merkel hätte das als Erstes getan, damals, als er noch zu denen gehört hatte, die Fragen stellten. Es wäre doch interessant gewesen, zu hören, wie Brandes sich aus der Affäre zog. Getrennte Schlafzimmer, das mochte in feinen Kreisen ja üblich sein, dazu zählte der Herr Bankkaufmann sich doch. Aber so ein einsames Bett war kein getrenntes Schlafzimmer, das war eine Notlösung.
Ihr Mörder hatte offenbar gewusst, dass es ihr Bett war. Ziriak hatte sie garantiert nicht zufällig dahin gelegt. Aber er war ja auch öfter bei ihr gewesen, dreimal die Woche. Und dass sie sich, so wie es aussah, einem Analphabeten anvertraut hatte, statt dem eigenen Vater, machte wohl mehr als alles andere deutlich, welchen Stellenwert er für sie gehabt hatte, fand Merkel. Er war in all den Monaten wahrscheinlich kaum mehr für sie gewesen als einer ihrer Sozialfälle.

19. Kapitel
    Am Donnerstagabend schaffte er es, den Hund pünktlich abzuholen und seinen Dienst anzutreten, als wäre nichts gewesen. Alles war so tot wie die kleine goldene Uhr, die er nicht mehr anschauen konnte, weil er dann unweigerlich sie vor sich sah. Mal stand sie mit ihrem dicken Bauch bei der Tür und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, mal stand sie auf dem Friedhof, auf diesen hochhackigen Pumps, mit dem albernen Schleier vor dem Gesicht. Mal saß sie am Frühstückstisch mit dem Baby auf dem Schoß. Und mal stand sie in der Kneipe, drängte sich zwischen ihn und Ohloff und sagte: «Die Nase muss ich auch von dir haben, Papa.»
    Auf dem Bett war ihre Nase blutig gewesen, so blutig wie alles an ihr. Er wurde die Bilder einfach nicht los, sosehr er sich darum bemühte, sie abzuschütteln oder auszublenden. Immer wieder fragte er sich, wie, zum Teufel, sie so blutig

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