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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Grund hatte er, ihr das anzutun?»
    «Es gibt Leute, da reicht ein falsches Wort», sagte Merkel.
Kurt betrachtete ihn nachdenklich, nickte versonnen und tat so, als sei ihm der barsche Ton entgangen. «Wenn du weißt, wo wir den Kerl finden können, dann sag es mir, Hein. Das bist du ihr schuldig.»
Das sah Merkel anders. Er war niemandem etwas schuldig. «Woher soll ich das denn wissen?», fragte er schroff.
«Sie hat ja nicht mal ihrem Mann was erzählt.»
«Brandes hat sich nie wirklich für das interessiert, was sie machte», hielt Kurt dagegen. «Ihm war das schon ein Dorn im Auge, als sie noch arbeitete. Ich weiß von Agnes, dass Irene dir zu Anfang eine Menge über ihre Klientel erzählt hat. Sie hat es oft bedauert, dass es nicht möglich war, mit dir ein persönliches Wort zu wechseln. Wenn sie dir auch Namen genannt hat …»
Merkel schüttelte den Kopf und unterbrach ihn damit, fragte gleichzeitig: «Ihr habt noch keine Ahnung, wie der Typ heißt?»
Kurt schüttelte ebenfalls den Kopf. Und Merkel grinste abfällig. «Scheint eine flotte Truppe zu sein, die du kommandierst. Warum hat sich dein angeblich bester Mann nicht längst die Unterlagen aus ihrer Dienststelle geholt?»
«Das hat Heinen getan», sagte Kurt. «Aber ehe sie die alle abgeklappert haben, das kann dauern. Ich dachte, du könntest die Suche erheblich abkürzen.»
Merkel schüttelte noch einmal den Kopf. Danach war es ein paar Minuten lang still im Zimmer. Kurt erhob sich und trat ans Fenster. Merkel betrachtete den Fußboden und sah doch nichts anderes als das Blut in ihrer Küche.
Kurt schaute nach draußen, als ob es dort etwas Interessantes zu sehen gäbe. Mit abgewandtem Rücken sagte er:
«Wie du willst, Hein. Du kommst am Montag ins Präsidium, bis dahin kannst du nachdenken. Ich sorge dafür, dass Heinen dich in Ruhe lässt. Ich bin sicher, dir fällt was ein, was uns weiterhilft. Du kannst ja für den Anfang darüber nachdenken, dass sie für dich eine Menge aufs Spiel gesetzt hat.»
Dann drehte Kurt sich um, machte zwei Schritte auf die Tür zu und erklärte dabei: «Brandes schwört Stein und Bein, ihre Ehe sei in Ordnung gewesen. Aber die Nachbarin hat sie streiten hören in der Nacht zum Mittwoch. Und nicht nur in der Nacht. Es ging meist um dich, Hein. Ihm passte es nicht, wie sie sich um dich kümmerte. Dabei haben sie sich früher sehr gut verstanden.»
Merkel hielt es kaum noch aus und fragte sich, was Kurt bezweckte, ob es nur darum ging, ihm ein Schuldgefühl einzureden, aber da war er an der falschen Adresse. «Sie hätte sich nicht kümmern müssen. Wenn ich gewusst hätte, dass sie wegen mir Krach mit ihrem Mann kriegt, hätte ich mich schon verabschiedet.»
«Eben», sagte Kurt. «Aber sie wollte dich nicht noch einmal verlieren. Sie hat dich sehr geliebt, Hein.»
Merkel lachte rau. «Quatsch. Ich war für sie auch nur eins von den armen Schweinen, mit denen sie beruflich zu tun hatte.»
«Du sturer Hund!», schrie Kurt ihn unvermittelt an.
«Keine Ahnung hast du. Seit sie zwölf war, kam sie zu uns. In den ersten Jahren hat Heike sie glauben lassen, du wärst tot. Da hat sie ihr Taschengeld gespart, um dir eine Pyramide bauen zu lassen. Dann hat Friedel ihr die Wahrheit gesagt und sie zu uns gebracht. Frag Agnes, wenn du mir nicht glaubst. Einen Brief nach dem anderen hat sie dir geschrieben.»
«Ich hab aber nie einen Brief bekommen», sagte Merkel.
«Meine Schuld», räumte Kurt ein. «Ich wollte dem Kind keine falschen Hoffnungen machen. Agnes hat sie belogen, mir war das nicht recht. Dafür kannte ich dich damals schon zu gut.»
Noch während er sprach, griff Kurt in die Innentasche seines Jacketts und warf ein schmales Bündel Umschläge auf den Tisch. «Das sind ein paar. Alle konnte ich nicht mitbringen, es sind zu viele. Kannst ja vorbeikommen und dir den Rest holen, wenn’s dich interessiert, wie ihr damals zumute war.» Dann ging er endlich.

20. Kapitel
    Sieben Briefe waren es, alle geöffnet, wie hätte Agnes Seifert ihr sonst antworten sollen damals? In dem einen oder anderen Umschlag mochte vor Jahren auch ein Foto gesteckt haben, das Agnes längst wieder herausgenommen hatte. Merkel brauchte fast eine halbe Stunde, ehe er den ersten Umschlag nehmen und ein Blatt Papier herausziehen konnte. In der Zeit lief er zwischen dem Fenster und dem Tisch hin und her, sah die Schrift auf den Umschlägen, kleine, runde Buchstaben, alle so gleichmäßig. Eine Kinderschrift. «An Heinrich Merkel», las er wieder und

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