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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Müll wühlte.
Merkel hob den Müllbeutel vom Boden auf und ging zu der schwarzen Tonne neben der Tür, die von der Waschküche ins Freie führte. Es sah aus, als wolle er sich bis auf den Boden der Tonne durchwühlen. Fast rechnete Heinen damit, dass er sie auskippte. Aber so viel war gar nicht drin, und alles ordentlich in Beuteln abgefüllt. Ohne Zweifel suchte er etwas, Heinen hatte nur keine Vorstellung, was, und keine Erlaubnis zu fragen.
Merkel wiederholte die Wühlerei noch bei der gelben Tonne mit Verpackungsmaterial und bei der blauen mit dem Papier. Erst als er damit fertig war, erklärte er: «Ich dachte, er hätte vielleicht den Hammer hier entsorgt. Und so gründlich, wie Sie hier gearbeitet haben.» Dann schlug er vor, nach oben zu gehen.
Eine gute Stunde später hing die Wäsche sauber und duftend auf der Leine im Keller. Die Plüscheule lag unverändert im Kinderbett. Und der große, zottelige Teddy saß immer noch in der Ecke des Zimmers. Geschlagene zehn Minuten hatte Merkel vor dem abgeräumten Bett gestanden, aber Versäumnisse ließen sich nicht nachholen.

27. Kapitel
    Es war kurz nach fünf, als sie das Haus wieder verließen. Gut eine halbe Stunde später saßen sie in Kurt Seiferts Büro. Merkel hatte immer noch den Geruch in der Nase, den muffigen von der Wäsche und den grausamen aus der Küche. Reden konnte er nicht, aber es gab auch nichts zu sagen. Keine Scherben! Wo war die verfluchte Tasse?
    Heinen erklärte die Sache mit dem Breiteller, von wegen: Irene hätte das Baby am Tisch sitzend gefüttert. Er sprach auch von der Wäsche, dass die Maschine wahrscheinlich um halb elf fertig gewesen sei. Der dramatische Unterton in seiner Stimme entging Merkel. Er wurde erst aufmerksam, als Kurt einen Fluch ausstieß. «Verdammt! Kann ein Mensch so blöd sein?»
    «Sieht fast so aus», meinte Heinen.
    Kurt nahm einen Klarsichtbeutel aus seinem Schreibtisch, in dem sich ein blutiges Messer befand. Ein billiges Ding mit einem schwarzen Plastikgriff. Merkel hatte es nie in Irenes Küche gesehen. Kurt erklärte auch, dass sie nichts Vergleichbares in den Schubfächern gefunden hatten. Dann schob Kurt ein paar maschinenbeschriebene Seiten über den Schreibtisch zu ihm hinüber: «Lies dir das mal durch, Hein.»
    Merkel erkannte auf Anhieb, dass es sich um ein Aussageprotokoll handelte. Es war von Helmut Ziriak unterschrieben. Etwas in ihm sträubte sich dagegen, die Seiten zu lesen, aber dann las er doch. Heinen verließ den Raum, den Klarsichtbeutel nahm er mit.
    Kurt saß ganz still in seinem Sessel hinter dem Schreibtisch und wartete, bis Merkel auch den letzten Satz gelesen hatte und die Seiten zurück auf den Tisch legte. Dann wollte er wissen: «Was hältst du davon?»
    «Gar nichts», sagte Merkel mit mühsam erzwungener Ruhe. «Ich hab’s deinem besten Mann schon erklärt. Dass Ziriak den Kleinen versorgt hat, ist das einzige Wahre an seiner Geschichte.»
    Kurt nickte. «Seine Socken haben wir inzwischen, die hat er auf einer Baustelle weggeworfen. Und im Kinderzimmer stand ein Wäschekorb mit Kleidungsstücken von dem Jungen. Die Sachen sehen aus, als hätte der Junge in einer Blutlache gesessen. Wir fahren morgen früh mit Ziriak zum Kinderheim. Da werden wir sehen, wie gut der Junge ihn kennt.»
    «Beweisen könnt ihr ihm damit aber nichts», stellte Merkel fest.
Darauf ging Kurt nicht ein, kam stattdessen auf das Motorgeräusch zu sprechen, das Ulla Fendrich um elf geweckt hatte. Kein Bauarbeiter, das hatten sie überprüft. Von den Männern war um die Zeit keiner mit einem Auto unterwegs gewesen.
«Am Dienstagnachmittag wurde Irene von einer Frau bedroht, deren Kinder sie irgendwo untergebracht hatte», sagte Kurt. «Die Frau war nicht allein, ihr Begleiter fuhr einen alten Fiat.»
«Muss die Bodewig gewesen sein», meinte Merkel noch ruhig. «Eine Säuferin, die ständig mit irgendwelchen Kerlen rummacht. Wie die heißen, weiß ich aber wirklich nicht.»
«Finden wir schon raus», erklärte Kurt zuversichtlich.
«Zu so einem Pärchen würde jedenfalls das Messer passen.»
Merkel schüttelte den Kopf. «Wenn noch Geld im Haus war, kannst du die Bodewig vergessen. Die hätte alles zusammengerafft, was ihr unter die Finger gekommen wäre. Und um elf war doch auch die Drückerin noch bei Irene.»
«Das wissen wir nicht mit Sicherheit», sagte Kurt. «Die Frau könnte auch etwas früher gegangen sein, weil noch jemand kam.»
«Was wisst ihr überhaupt mit Sicherheit?», fragte Merkel noch

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