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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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verließ.
    Der Staatsanwalt hatte nur gelacht. «Glaubt er, er kann uns für dumm verkaufen? So blöd ist doch kein Mensch, dass er sich zu einer Toten in die Küche setzt und mit ihrem Baby spielt.»
    Kurt war nicht nach einem Lachen zumute. Und Heinen hatte die strikte Anweisung, bei Merkel kein Wort verlauten zu lassen. Sollte er nach Ziriak fragen, der war in U-Haft. Der Haftrichter hatte sich nämlich auch nicht überzeugen lassen. Und da man Frau Doktor Brand noch keinen Einblick in die Ermittlungsakte gewähren konnte, weil die noch nicht vollständig war, hatte niemand ein offenes Ohr für ihr Argument gehabt, Helmut Ziriak hätte sich für Irene vierteilen lassen. Sie hätte ihm den Kopf abreißen können, er hätte ihr niemals ein Haar gekrümmt. Sie sei ihm heilig gewesen. Sein nur schwer nachvollziehbares Verhalten begründe sich in dem Schock, den er bei ihrem Anblick erlitten habe.
    Aber Merkel fragte nicht nach Ziriak, grübelte nur über den Verbleib ihrer Tasse. Das Täuschungsmanöver mit dem Müllbeutel durchschaute er nicht. Ihm war durchaus bewusst, dass er sich an ein nebensächliches Detail klammerte, um von dem schwarzen Fußboden mit den hellen Schlieren nicht erdrückt zu werden.
    Damit es nicht auffiel, nahm er den Müllbeutel aus dem Eimer und tadelte: «Der sollte gar nicht mehr hier drin sein. Wenn Sie den Inhalt nicht für wichtig genug halten, dass die KTU ihn sich mal anschaut, hätten Sie ihn wenigstens in die Mülltonne werfen können, ehe es hier vor Ungeziefer nur so wimmelt.»
    Unten in der Waschküche standen drei große Mülltonnen in unterschiedlichen Farben. Er hatte sie oft genug gesehen, wenn er mit ihr hinuntergegangen war. Und so ganz verstanden, warum sie die Tonnen im Keller und nicht vor der Haustür abstellte, wie die beiden Nachbarinnen es taten, hatte er nie. Natürlich sah es schöner aus, wenn man sich den Vorgarten nicht mit ein paar Mülltonnen verschandelte. Aber so musste sie die Tonnen die Außentreppe hinaufziehen, das war nicht so leicht. Einmal hatte er sie darauf angesprochen, in der Garage wäre ja auch Platz gewesen. Und sie hatte gelacht. «Ein bisschen Krafttraining, Papa, das gibt Muckis, vor allem bei der Papiertonne, die beiden anderen sind nicht so schwer.»
    Er verließ die Küche, ging zur Kellertür und stieg ohne ein Wort nach unten. Heinen folgte ihm. In der Waschküche glitt sein erster Blick automatisch zur Waschmaschine hinüber. Er sah sie mit geschickten Händen seine Wäsche sortieren, ein Häufchen in die Trommel stopfen, das Waschpulver einfüllen, den Bedienungskopf drehen und lächeln. «Das war’s erst mal, Papa, gehen wir nach oben und machen es uns gemütlich.»
    Es tat weh, aber nicht lange, dann wandelte sich der Schmerz in Erstaunen und Ärger. «Was ist das denn?», fragte er ungehalten und legte den Müllbeutel erst mal auf den Boden. Hinter dem Bullauge zeichnete sich dunkler Stoff ab. Und vor der Maschine stand der große gelbe Wäschekorb.
    Ohne sich um Heinen zu kümmern, der abwartend mitten in der Waschküche stand, öffnete er die Maschine und zerrte den dunklen Stoff heraus. Es war eine von ihren Jeanshosen. Er hatte sie oft darin gesehen. Die Hose roch muffig, auch die restlichen Wäschestücke strömten diesen Geruch aus.
    Er richtete sich wieder auf, zuerst sehr wütend. «Das ist eine elende Schlamperei. Warum hat sich nicht längst jemand um die Wäsche gekümmert? Das kann man doch nicht in der Maschine lassen. Das fängt doch an zu stinken.»
    Um den Mund von Heinen spielte ein kleines Lächeln. Merkel war sich durchaus klar darüber, wie der Mann über ihn denken musste, weil er sich über einen vollen Müllbeutel und ein Häufchen übel riechender Wäsche aufregte, statt über den Tod seiner Tochter. Aber wie Heinen über ihn dachte, kümmerte ihn nicht.
    «Können wir den Mittwoch mal Punkt für Punkt durchgehen?», fragte beziehungsweise kommandierte er. «Mir scheint, da gibt es noch ein paar Ungereimtheiten mehr als die, über die Sie sich bisher den Kopf zerbrochen haben.»
    Heinen gab bereitwillig Auskunft. Er hatte am Vormittag noch einmal ausführlich mit Ulla Fendrich gesprochen. Nun war er auch informiert über die Frau, deren Kinder irgendwo untergebracht worden waren, die deshalb am vergangenen Dienstagnachmittag in Irenes Küche gedroht hatte, und über ihren Begleiter, den finster dreinblickenden Mann mit dem klapprigen Fiat.
    Mit einem Namen hatte Ulla Fendrich leider nicht dienen können.

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