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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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ließ.
«Hein, ich weiß nicht …» Endlich zog er wenigstens die rechte Hand aus der Hosentasche, fuchtelte Merkel damit vor dem Gesicht herum, es sah aus wie eine hilflose Geste.
«Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich versteh das nicht. Ich hab damit nichts zu tun, wirklich nicht.»
«Weiß ich doch», sagte Merkel grob und trotzdem irgendwie sanft und verständnisvoll. «Meinst du, sonst wäre ich hier?»
Er war mit seiner Beherrschung fast am Ende, packte Ohloff beim Arm, zerrte ihn hinter sich her auf die Straße zu und weiter bis zu dem roten Kadett.
«Du hast hoffentlich den Schlüssel bei dir», sagte er.
Ohloff nickte leicht benommen, zog die linke Hand aus der Hosentasche und hielt ein Schlüsselbund darin. Einen der Schlüssel steckte er ein. Dann stockte er wieder, schaute Merkel über das Wagendach an, sein Blick war eine Mischung aus Furcht und Skepsis. «Ich versteh das wirklich nicht, Hein. Wie sind die denn auf mich gekommen?»
Es sah aus, als wolle er noch mehr sagen. Merkel unterbrach ihn mit einer herrischen Geste. «Die hatten dich von Anfang an auf der Liste, dafür hat ihr Mann gesorgt. Er hat ihnen erzählt, dass du bei Irene in der Klinik warst. Und die Fendrich, die Nachbarin, hat dich gesehen. Letzten Mittwoch! Jetzt mach auf, dass wir hier wegkommen.»
Ohloff schüttelte energisch den Kopf, und Merkel befürchtete schon, er würde sich weigern, in den Kadett zu steigen. Aber er sagte nur: «Die lügt, Hein. Die kann mich nicht gesehen haben. Die hat gepennt.»
Das war ein Geständnis! Bei Merkel verflogen die letzten Zweifel. Gleichzeitig war es, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Da stand er ihrem Mörder gegenüber, nur durch das Auto getrennt. Aber er schaffte es noch einmal, sich ruhig zu geben. «Jetzt steig ein, Ohloff. Oder willst du warten, bis die Streife auftaucht? Kannst du gerne machen, aber ohne mich. Ich lege keinen Wert darauf, wegen Begünstigung oder Fluchthilfe angeklagt zu werden.»
Endlich öffnete Ohloff die Autotür, stieg ein und öffnete die Beifahrertür für Merkel. Er drehte den Zündschlüssel, ließ den Motor aufheulen, nahm das Gas etwas zurück, setzte den Blinker. Der Wagen rollte langsam auf die Straße. Ohloff fluchte, anscheinend wurde ihm erst jetzt die Tragweite dessen klar, was Merkel behauptet hatte. Er streifte ihn mit einem kurzen Blick von der Seite. «Was mach ich denn jetzt, Hein? Wenn die blöde Kuh dabei bleibt, dass sie mich gesehen hat …»
«Erst mal von der Bildfläche verschwinden», unterbrach Merkel ihn und überlegte, ob er den Dolch jetzt schon ziehen sollte. Aber solange Ohloff bereitwillig fuhr. Und das tat er, ließ sich durch die Stadt dirigieren, überzeugt davon, einen Freund neben sich zu haben, der ihm glaubte. Merkel glaubte, zu platzen. Ihm zitterten nicht nur die Hände, der ganze Körper zitterte. Er fühlte, wie seine Muskeln sich verkrampften vor Wut, Elend und Verzweiflung.
Bis zu der alten Gießerei brauchten sie eine gute halbe Stunde. Das Gespräch war verstummt. Merkel hätte es nicht geschafft, noch mehr zu reden. Beim kleinsten Zwischenfall hätte er den Dolch gezogen.
Ohloff seufzte vor Erleichterung, als das alte Fabrikgelände vor ihnen auftauchte und Merkel ihn auf den Hof dirigierte. Er ließ ihn den Kadett durch das offene Tor in die Gießerei fahren, tastete dabei schon mit der rechten Hand unter die Jacke, bekam den Griff des Dolchs zu fassen.
«So», sagte er, es klang einigermaßen zufrieden, «hier findet dich so schnell keiner.»
Ohloff stellte den Motor ab, drehte sich ihm zu, einen ersten Hauch von Dankbarkeit im Blick. «Hein», begann er erneut zu stammeln, «ich weiß gar nicht …» Einen anderen Satz schien er nicht mehr draufzuhaben. Er brach ab, als Merkel den Dolch aus der Jacke zog und ihm die Spitze an den Hals setzte.
«Was meinst du, wie schnell das geht», sagte Merkel wie in Trance, «wenn ich jetzt ein bisschen drücke. Am Hals geht das ganz schnell und auch ganz leicht. Da sind keine Knochen, die einem das Messer aus der Hand schlagen. Da ist nur die Schlagader, und wenn die erst mal offen ist, macht keine Sau mehr was. Du hast noch ein paar Minuten bei vollem Bewusstsein, zu wenig Zeit, um nochmal gründlich nachzudenken, finde ich. Du merkst nur, wie dir das Licht ausgeht.»
Selbst im diffusen Licht der dämmrigen Fabrikhalle erkannte er, dass Ohloff blass wurde. Aber er machte keine Anstalten, sich zu wehren, saß ganz steif und aufrecht hinter dem

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