Merkels Tochter. Sonderausgabe.
sagte Kurt.
«Ach, der erzählt immer irgendeinen Blödsinn»,
wiegelte Merkel ab und wiederholte seine Frage: «Wie seid ihr denn auf den gekommen? Habt ihr die Drückerin aufgetrieben?»
Die letzte Frage verriet, dass Merkel sich zu dem Thema Gedanken gemacht hatte. Es war von Kurts Miene abzulesen, dass er ihn durchschaute.
«Nein», sagte Kurt. «Aber so viele alte Opel Kadetts sind nicht mehr zugelassen. Wir haben ihn aus den Fahrzeughaltern herausgefiltert. Nur scheint er ausgeflogen zu sein. Die Männer waren zweimal an seiner Tür. Eine Nachbarin von ihm sagte, er sei schon seit Tagen weg.»
«Das würde ich nicht ausgeflogen nennen», erwiderte Merkel. «Er ist vor kurzem wieder einen Job losgeworden, hält sich nirgendwo länger als ein paar Wochen. Und wenn er die Papiere kriegt, verzieht er sich meistens für eine Weile zu seiner Mutter. Da ist das Leben billiger. Aber jetzt frag mich nicht, wo seine Mutter wohnt, das weiß ich nicht.»
«Wir wissen es», sagte Kurt. «Dort ist er nicht – seit Jahren nicht mehr gewesen. Also erzähl mir keine Märchen, Hein. Du warst auch vor seiner Tür.»
«Warum nicht?», fragte Merkel. «Mich hatte jemand gebeten, dem er Geld schuldet, mal nachzufragen, wie es mit der Tilgung aussieht.»
«Natürlich», sagte Kurt kühl. «Und dass er Irene oft besucht hat, hörst du zum ersten Mal.»
«Was heißt denn hier oft?», begehrte Merkel auf. «Ein paar Mal. Daraus hat Irene kein Geheimnis gemacht. Sie haben sich unterhalten, mehr nicht. Ohloff hatte ein paar Probleme mit Frauen, und sie hat sich bemüht, ihm …»
«Eher anders herum», schnitt Kurt ihm das Wort ab. «Sexuelle Nötigung, schwere Körperverletzung. Mit einem Messer. Bauarbeiter ist er auch noch, wenn er denn arbeitet. Und da willst du mir weismachen, bei dir hätte es nicht geklingelt?» Unvermittelt wurde Kurt laut, schlug sogar mit der Faust auf den Schreibtisch: «Herrgott, Hein! Was geht in deinem Schädel vor? Du wirfst uns Ziriak zum Fraß vor und hebst den Rest für dich auf. Darum geht es doch, oder? Bring dich nicht wieder in Schwierigkeiten.»
«Hab ich nicht vor», sagte Merkel. «Bestimmt nicht mit Ohloff. Den kannst du vergessen, wirklich. Er hätte Irene nie was getan. Sie war sein Schutzengel, für ihn wie auch für Ziriak. Ich hab’s doch eben gesagt, er hat eine Freundin, und dass er mit der zurechtkommt, hat er nur Irene zu verdanken. Ich vermute mal, dass es darum gegangen ist bei dem vermeintlich eindeutigen Gespräch, das die Fendrich aufgeschnappt hat.»
Kurt betrachtete ihn nachdenklich, schien nicht zu wissen, ob er ihm glauben durfte.
«Was ist eigentlich mit Ziriak?», fragte Merkel, um ihn vom Thema abzubringen. «Ist er wieder draußen?»
Kurt schüttelte den Kopf und erzählte, dass sie auch noch nicht mit Ziriak im Kinderheim gewesen seien. «Als Heinen den Termin vereinbaren wollte, hörte er, dass der Junge in einer Klinik liegt.»
«Was hat er denn?», fragte Merkel.
«Irgendwas mit den Nerven vermutlich», sagte Kurt. «Ich weiß nicht, ob so kleine Kinder schon einen Nervenzusammenbruch bekommen können. Wenn ja, dann hatte er wohl einen. Er hatte hohes Fieber, deshalb haben sie ihn lieber sofort ins Krankenhaus gebracht.»
«Der arme kleine Kerl», sagte Merkel. «Und was ist mit der Bodewig? Ich meine, wenn Ziriak noch in Haft ist.»
«Frau Bodewig hat ein Alibi», erklärte Kurt. «Ihr Freund ebenso.»
Auf Ohloff kam Kurt nicht wieder zurück, verlor nur noch ein paar Worte über Brandes, der sich vorübergehend in einem Hotel einquartiert hatte und sich nach der Beerdigung in Friedels Villa einrichten wollte, weil er verständlicherweise nicht mehr in dem Haus am Rosenweg leben konnte.
«Mit der Villa hat er schon vor zwei Jahren geliebäugelt», erklärte Kurt. «Er wollte sich als Finanzmakler selbständig machen und im Erdgeschoss Büroräume einrichten. Irene war damit nicht einverstanden. Jetzt wird er das wohl tun. Er konnte übrigens nur drei Kunden angeben, mit denen er sich an seinen langen Abenden noch getroffen hat. Aber das auch nur in den letzten Wochen.»
Da war ein feiner Unterton in Kurts Stimme, als müsse noch etwas von Bedeutung nachkommen. Merkel wartete darauf, dass Kurt weitersprach. Aber er sagte nur noch: «Wir sehen uns dann am Montag. Und falls du in der Zwischenzeit etwas von deinem Bekannten hörst, bin ich der Erste, der es erfährt. Du wirst keine Dummheiten machen. Kann ich mich darauf verlassen, Hein?»
«Natürlich», sagte
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