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Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Merkels Tochter. Sonderausgabe.

Titel: Merkels Tochter. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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unterstellte, sie habe einen Liebhaber, und das als Vorwand nahm, nicht mehr mit ihr zu schlafen, das verzieh sie ihm nicht.
An dieser Stelle seines Berichts bog Ohloff den Kopf seitlich nach unten und versuchte, den Schweiß von seiner Stirn am Hemd abzuwischen. Es gelang ihm nicht. Dann sprach er weiter. Bis vor wenigen Wochen sei Irene ahnungslos gewesen, habe sogar einen Teil der Schuld bei sich gesucht und sich immer noch Mühe gegeben, ihre Ehe zu retten.
Als es dann um die sechswöchige Kreuzfahrt ihrer Schwiegereltern ging, hätte ihr Schwiegervater ausgeplaudert, dass ihr Mann letztes Jahr zu Weihnachten nicht mit seinen Eltern in Skiurlaub gewesen sei, dass er seit dem Zeitpunkt über einen Schlüssel zur Villa verfüge und jeden Versuch seines Vaters, einen Käufer für das Anwesen zu finden, torpediert hätte.
Und dann hatte Irene vermutet, er nutze die Villa, die noch komplett eingerichtet war, als Liebesnest. Sie war dort gewesen, hatte jedoch keine Anzeichen gefunden und daraufhin Ohloff um einen Gefallen gebeten. Ihrem Mann selbst einmal zu folgen, wenn er sich abends auf die Socken machte, wäre zu auffällig gewesen, weil er ihr Auto kannte.
«Interessant», sagte Merkel und war geneigt, es bis dahin zu glauben, weil sich der Ehebruch ihres Mannes mit seinen eigenen Vorstellungen deckte.
Ohloff erzählte weiter, er sei am Dienstagnachmittag kurz bei Irene gewesen, um einen Fotoapparat abzuholen. Sie wollte Beweise. Am frühen Dienstagabend war er Gernot Brandes dann gefolgt. Brandes habe tatsächlich eine junge Frau, eher ein Mädchen abgeholt und sei mit ihr zu einem Kino gefahren.
«Letzten Dienstag, ja?», fragte Merkel lauernd. Und als Ohloff nickte, lachte er auf. «Du mieser Hund! Du lügst wirklich, wenn du nur das Maul aufmachst. Letzten Dienstag warst du in der Kneipe und hast eine Lokalrunde nach der anderen geschmissen. Dein Deckel liegt noch da mit neunzig Mark.»
Auch das versuchte Ohloff zu erklären. Ins Kino gefolgt war er Brandes und dem Mädchen nicht. Er hatte sich nur vergewissert, wann die Vorstellung zu Ende war, und die Zeit in der Kneipe verbracht, sich erst kurz vor zehn wieder auf seinen Posten begeben. Nach der Kinovorstellung habe Irenes Mann seine kleine Freundin noch in ein Eiscafe geführt, wo sie eine halbe Stunde lang lauschig unter dem Blätterdach eines Baumes saßen und mit verliebten Blicken ihre Eisbecher löffelten.
Dann seien sie, wie Irene es vermutet hatte, zur Villa gefahren. Da konnte Ohloff leider nicht viel machen, nur abwarten. Nach einer guten Stunde etwa kamen sie wieder raus. Brandes fuhr das Mädchen wieder dorthin, wo er sie abgeholt hatte, und kehrte noch einmal zur Villa zurück. Um aufzuräumen, vermutete Ohloff.
Er hatte einen halben Film verknipst, leider keine völlig eindeutigen Szenen. Er hoffte inständig, dass die Aufnahmen aus dem Eiscafe etwas geworden waren, woran jedoch zu zweifeln war. Allzu nahe rangekommen war er nicht, und es war schon dunkel gewesen. Am Mittwochmorgen habe er den Film zum Entwickeln in einen Drogeriemarkt gebracht und auf dem Weg bei Irene angerufen. Sie sagte, er solle vorbeikommen, sie wolle es ganz genau wissen.
Wie es weitergegangen war, konnte Merkel sich lebhaft vorstellen. Schon im Voraus die Scheidung gefeiert und dann einen Korb bekommen, in Wut geraten, zugeschlagen, zugestochen. Ohloff kreischte, als er den Dolch erneut über den Hosenstoff zog.
«Erzähl weiter», verlangte er. «Ich bin ganz Ohr. Du bist also zu ihr gefahren und hast gedacht, jetzt hättest du das große Los gezogen. Sie serviert ihren Mann ab, dann ist der Platz für dich frei, und du kannst leben wie Gott in Frankreich. Arbeiten brauchst du nicht mehr. Sie hatte eine Menge Geld. Das schöne Haus am Rosenweg, ein Mietshaus und noch eine Villa. Ein richtiger Dukatenesel war sie. Und eine tolle Frau, hast du ja oft genug gesagt.»
Ohloff stöhnte, dass es Merkel fast den Magen umdrehte.
«Ich hab ihr nichts getan, Hein, glaub mir doch.» Die Worte kamen nur noch stockend, begleitet von pfeifenden Atemstößen.
Merkel ließ den Dolch weitertanzen, und Ohloff zog zischend die Luft ein. Er hatte den Kopf weit zurückgelegt und die Augen geschlossen, atmete in schnellen, flachen Zügen.
«Natürlich», sagte Merkel. «Du könntest überhaupt keiner Frau ein Haar krümmen.» Er ließ endlich von dem Bein ab, weil auf dem Oberschenkel keine trockene Stelle mehr war, und tippte mit dem Dolch gegen eine der wieder über dem Lenkrad

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