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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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     Stein. Während ich zog, drückte die Schlange erbarmungslos zu und wand sich immer enger um mich. Mein Kopf schien zu bersten,
     meine Arme und Beine wurden mit jeder Sekunde schwächer. Schmerzen schossen durch Hals, Kopf und Brust. Ich konnte nicht mehr
     stehen, nicht mehr atmen. Luft – ich brauchte Luft.
    Taumelnd fiel ich zu Boden und rollte über die Tannennadeln. Ich mühte mich aufzustehen, fiel aber zurück aufs Gesicht, während
     ich immer noch an der Schlange zerrte. Inzwischen zog eine merkwürdige Dunkelheit über mich und drang in mich ein. Ich spürte
     kein Drehen, keine Bewegung mehr.
    Magie. Ich musste meine Magie gebrauchen! Doch mir fehlte die Kraft.
    Etwas Scharfes traf mich in die Schulter. Ich spürte den Schnitt, sah das Blut. Mein Schwert – war ich darauf gerollt? Eine
     unbestimmte Idee glomm in meinem Kopf. Mit aller Kraft, die mir noch blieb, versuchte ich mich auf der Klinge höher zu schlängeln.
     Schwach wand ich mich, doch die Welt wurde dunkler. Ich spürte die Klinge in meinem Fleisch . . . und möglicherweise noch
     etwas.
    Zu schwach, um weiterzukämpfen, lag ich still. Ein letzter Wunsch blitzte durch meine Gedanken: Verzeih mir, Hallia. Bitte.
    Plötzlich – lockerte sich der Griff der Schlange. Ich holte mühsam, stockend Atem. Meine Arme fingen an zu kribbeln, mein
     Blick wurde klarer. Zornig riss ich den durchtrennten Schlangenkörper von meinem Hals. Ich sah, dass Hallia ganz nah lag.
     Und ganz still.
    Ich packte das Heft meines Schwerts und kroch zu ihr. Die Schlange, die sie angegriffen hatte, streckte sich etwas und hob
     den Kopf unter Hallias Kinn. Sie zischte wütend, ihre gelben Augen glühten. Sie schoss auf mich los –
    Gerade als ich das Schwert schwang. Mit einem Schlag traf die Klinge. Der Schlangenkopf flog in die Luft und prallte gegen
     einen Baumstamm, dann fiel er auf den Waldboden.
    Ich ließ das Schwert fallen und zog mich neben Hallia. Bitte, Hallia! Atme! Ich hielt ihren verletzten Hals, der fast so dunkelrot
     war wie ihr Gewand, und schüttelte ihren Kopf. Doch sie regte sich nicht. Ich streichelte ihre Wangen; ich drückte ihre kalte
     Hand.
    Nichts. Gar nichts.
    »Hallia!«, schrie ich, Tränen liefen mir über die Wangen. »Komm jetzt zurück. Komm zurück!«
    Sie bewegte sich nicht, gab kein Lebenszeichen, atmete nicht.
    Verzweifelt brach ich über ihr zusammen und drückte das Gesicht gegen ihres. »Stirb nicht«, flüsterte ich. »Nicht hier, nicht
     jetzt.«
    Etwas streifte meine Wange. Noch eine Träne? Nein – ein Augenlid!
    Ich hob den Kopf und schaute sie an, während sie gerade keuchend Atem holte. Und noch einen Atemzug tat. Und noch einen.
    Im nächsten Moment setzte sie sich auf. Sie hustete und rieb sich den schmerzenden Hals. Der Blick ihrer Augen, so groß und
     braun und tief, liebkoste mich ein paar Sekunden lang. Dann wanderte er zu dem blutbefleckten Schwert an meiner Seite und
     zu der kopflosen Schlange zwischen den Tannennadeln.
    Hallias Lippen zitterten, als sie schwach lächelte. »Vielleicht«, sagte sie heiser, »zielst du doch nicht so schlecht.«

V
FLAMMEN, STEIGT AUF
    E s dauerte eine volle Stunde, bis wir wieder bei Kräften waren und Hallia den Schnitt an meiner Schulter gesäubert hatte, so
     dass ich das Gewebe zum Heilen bringen konnte. Und es dauerte fast eine weitere Stunde, bis der Ballymag, dem vor Angst die
     Stimme weggeblieben war, wieder sprach. Schließlich saßen wir zwischen den Tannennadeln und knorrigen Wurzeln und waren dankbar
     am Leben zu sein – und auf der Hut vor weiteren Schlangen.
    »Du bist mutigstark«, keuchte der Ballymag, der an einer dicken Wurzel lehnte. Ängstlich kaute er an seinen Schnurrbarthaaren.
     »Vielmals mutigstärker als ich.«
    Ich warf einen Tannenzapfen in die Zweige eines jungen Baums. »Immerhin hast du die eine Schlange bemerkt, bevor sie angriff.
     Woher hast du gewusst, dass es kein Stock war?«
    »Die Wutaugen. Fast zugeschlossen, aber noch gelbhell spähend. Ich habe sie viele Schreckensmale zuvor gesehen.«
    »Im Moor?« Ich beugte mich näher und schaute ihm ins runde Gesicht. »Sind diese Schlangen von dort gekommen?«
    »Klarbestimmt.«
    Ich verzog das Gesicht. »Aus deinem, wie du gesagt hast, wunderbaren Heimort.«
    Hallia rieb sich vorsichtig den Nacken. »Du hast ihn, glaube ich,
kuschelschön
genannt.«
    »Nun . . .« Der Ballymag räusperte sich angestrengt, während seine Schwanzreihe nervös zuckte. »Ich habe, kannsein, ein

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