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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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winzigbisschen
     übergetrieben.«
    »Ein winzigbisschen.« Verwirrt schüttelte ich den Kopf. »Was geschieht mit dem Moor? Selbst wenn es nicht so weit von hier
     entfernt ist, wie du glaubst, warum haben diese Schlangen es verlassen?«
    Der Ballymag schloss fest die runden Augen, dann riss er sie auf. »Wahrscheinbar aus dem schrecksamen Grund wie ich.«
    »Und der wäre?«
    »Zu entsetzbar zum Erzählen, selbst als Flüsterwisper.« Der Ballymag schüttelte den Kopf, dazu die sechs Arme und die meisten
     Schwänze. »Grausamlicher als meine schlimmstfürchterbarsten Traumängste. Schlimmerviel grausamlicher.«
    »Erzähl.«
    Er versteckte sich zwischen den Wurzeln. »Nienimmernein.«
    Hallia berührte leicht meinen Arm. »Er traut dir immer noch nicht.«
    Ich knurrte aufgebracht. »Wie oft muss ich ihm noch das Leben retten, bis er das tut? Nun, egal. Er wird sowieso nicht viel
     länger bei uns sein.«
    Der Ballymag schnappte nach Luft, er zitterte so, dass seine Klauen klapperten. »Menschmonster plant mich zu . . . schlachtkauen?«
    »Verlockend, aber nein.« Ich stand auf und betrachtete ihn. »Wir müssen den Weg zurück ins Sommerland finden.Aber weil ich dich hierher verschleppt habe, bin ich dafür verantwortlich, dich sicher irgendwo ans Wasser zu bringen. Nein,
     keine Angst, nicht in dein kuschelschönes Moor! Aber wir kommen bestimmt bald an einem nassen Ort vorbei. Und dort werde ich
     dich verlassen, ob es dir passt oder nicht. Es ist mir gleichgültig, ob es ein Bach, ein Bergsee – oder eine Pfütze ist.«
    Der Ballymag kniff die Augen zusammen und schlug mit einer Klaue nach mir.
    Seufzend riss ich einen Stoffstreifen vom Saum meiner Tunika, band die Enden zusammen und hängte ihn mir wie eine lange Schlinge
     um den Hals. Dann nahm ich den Ballymag trotz seines Sträubens auf den Arm und legte ihn hinein. Zwar ragte einer seiner Schwänze
     heraus und rollte sich im Takt seiner nervösen Seufzer zusammen und auseinander, aber der Rest von ihm war in den Tuchfalten
     verschwunden.
    Hallia tippte an das stöhnende Bündel auf meiner Brust – und der Ballymag kreischte auf und rollte sich zu einem Ball zusammen.
     Sie betrachtete die pralle Schlinge. »Er weiß vielleicht nicht zu schätzen, dass du unser Leben gerettet hast, junger Falke,
     aber ich schon.«
    Ich klopfte auf das Heft meines Schwerts. »Das hat uns in Wirklichkeit gerettet.«
    Sie stampfte mit dem Fuß auf wie ein wütendes Damtier. »Komm schon. Das klingt, als hättest du nichts damit zu tun.«
    Ich schaute auf die schattigen Bäume. »Das habe ich nicht gemeint. Aber wir waren knapp, zu knapp davor, hier zu sterben.
     Wenn ich wirklich all die Kräfte hätte, die Cairpré und die anderen mir zuschreiben – die sie vonmir erwarten   –, dann hätte ich mich von diesen Schlangen nicht täuschen lassen dürfen.«
    »Hmm. Warum darfst du nicht manchmal Fehler machen wie alle anderen?«
    »Weil ich ein Zauberer sein soll!«
    Sie legte die Hände auf die Hüften. »Na schön, großer Zauberer, warum sagst du mir nicht etwas? Zum Beispiel, wie wir zu Gwynnia
     zurückkommen, bevor sie sich zu Tode grämt oder auf der Suche nach mir das Land verwüstet?«
    »Wenn du nicht willst, dass ich es mit Springen probiere . . .«
    »Nein!«
    »Dann werden wir zu Fuß gehen müssen.« Ich klopfte auf die Schlinge – und riss gerade noch die Hand weg, als eine Klaue sie
     fast erwischt hätte. »Mit unserem netten Gefährten hier.«
    Ich trat zu der alten Zeder neben mir und legte die Hand auf die tief gefurchte Rinde. Fast konnte ich spüren, wie darunter
     das Harz strömte, das mir eine süße Duftwolke sandte. »Ich wollte, ich könnte eine Möglichkeit finden, dir zu helfen, Alter.
     Und auch den anderen hier. Aber mir fehlt einfach die Zeit.«
    Die Äste über mir schwankten leicht und schickten einen Schauer dürrer Nadeln herunter. Ich sah zu Hallia hinüber, die schon
     in den Wald gegangen war und den schrägen Strahlen der Nachmittagssonne folgte. Ich drückte ein paar Sekunden lang die Handfläche
     auf die Baumrinde und flüsterte: »Eines Tages komme ich vielleicht zurück.«
    Es war nicht leicht, Hallia einzuholen, weil sie schnelldurch den Wald lief. Bestimmt hätte sie vorgeschlagen, dass wir uns in Hirsche verwandelten, wenn sie nicht daran gedacht
     hätte, dass ich den Ballymag tragen musste. Doch selbst mit zwei Beinen sprang sie leichtfüßig über Wurzeln und gefallene
     Stämme, während sich meine Tunika an jedem

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