Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
sehen, die dolchähnlichen Ränder seiner
     Klauen, die scharlachroten Spitzen der Fänge. Sein Schatten raste über die Bäume unterhalb der Kuppe, dann den grasbedeckten
     Hang hinauf.
    Ich stellte mich in Position und holte aus.
Lass mich nicht im Stich, Schwert!
Ich nahm alle Kraft zusammen.
Nur du stehst zwischen uns und dem Tod.
Ich schlug zu.
    Plötzlich explodierte in meinem Kopf scharlachrotes Licht. Zugleich traf mich etwas mit ungeheurer Wucht, warf mich um und
     schien tief in meine Brust zu greifen. Die Kraft wurde aus meinem Körper gerissen und das Schwert aus meiner Hand. Ich wirbelte
     atemlos durch die Luft. Krachend landete ich auf dem Boden, rollte noch ein Stück und blieb dann liegen.
    Ich lag auf dem Rücken. Im Gras. Zwischen Blättern. Ja, es fühlte sich wie Blätter an. Aber wo war dieser Ort? Ein kurzer,
     mühsamer Atemzug. Endlich Luft! Ich versuchte aufzustehen, doch ich konnte es nicht. Die Wolken kreisten über mir. Und noch
     etwas, das dunkler war als ein Schatten.
    »Merlin, gib Acht!«
    Zwar konnte ich nicht unterscheiden, ob der Schrei ausmir heraus oder von außen kam, doch ich zwang mich ihn zu befolgen. Schwach rollte ich zur Seite. Den Bruchteil einer Sekunde
     später schlug etwas in den Boden, knapp an meinem Kopf vorbei. Ich hörte ein leises Geräusch wie einen fernen Klang. Wie   … etwas anderes, etwas, woran ich mich nicht erinnern konnte.
    Mühsam setzte ich mich auf. Verschwommene, zusammenhanglose Gestalten schwammen vor mir. Ein Ast   … eine Klaue   … oder Klinge? Ein dicker Baumstamm – nein, es sah mehr aus wie   … ich wusste es nicht. So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte nichts scharf sehen. Konnte mich nicht erinnern. Warum war
     mir so schwindlig? Wo war ich überhaupt?
    Mit großer Anstrengung konzentrierte ich mich auf das blutrote Gebilde vor mir, das ständig größer wurde. Es hatte zwei, nein,
     drei leuchtende Punkte in der Mitte. Es war rund, oder fast rund. Es war hohl und sehr tief. Es war   …
    Ein Maul! Plötzlich kam die Erinnerung zurück. Das Kreelix war fast über mir! Es stand auf der Kuppe mit dem Rücken zur Eberesche
     und hatte die Flügel ausgebreitet. Seine Fänge funkelten wie das Schwert in seinen Klauen. Mein Schwert!
    Ich versuchte aufzustehen, fiel aber erschöpft zurück. Das Maul kam näher. Ich versuchte wegzurollen. Mein Körper fühlte sich
     schwerer an als ein Stein.
    In meinen Gliedern war keine Kraft mehr. So wenig wie in meinem Verstand. Das höhlenartige Maul verschwamm an den Rändern.
     Alles sah rot aus. Blutrot.
    Ich hörte ein Krachen wie von splitterndem Holz. Und wieder den durchdringenden Schrei. Dann Stille – und völlige Dunkelheit.

V
NEGATUS MYSTERIUM
    I ch kam zu mir und stellte fest, dass ich wieder auf den Blättern lag. Etwas Hartes ohne Geschmack klebte an meiner Zunge.
     Ich spuckte es aus. Ein Zweig! Jemand – meine Mutter – hob den Kopf von meiner Brust, wo sie offenbar auf meinen Herzschlag
     gehorcht hatte. Auf ihren Wangen waren Tränenspuren, doch ihre saphirblauen Augen leuchteten vor Erleichterung.
    Sie strich mir sanft über die Stirn. »Endlich bist du aufgewacht.« Sie schaute hinauf in die rauschenden Äste der Eberesche
     und schloss dankbar die Augen.
    Da sah ich direkt hinter ihr ein Paar riesige, knochige Flügel. Das Kreelix! Ich warf mich zur Seite und stieß heftig mit
     Elen zusammen. Sie schrie auf und stürzte den Hang hinunter wie ein Apfel, der vom Zweig gefallen ist. Mit einem Sprung landete
     ich auf den Füßen. Obwohl ich noch wacklig auf den Beinen war, stellte ich mich zwischen sie und die gefürchtete Bestie.
    Dann besann ich mich: Das Kreelix hing schlaff wie ein abgeworfenes Tuch von den Ästen der Eberesche. Dicke knorrige Zweige
     wanden sich um jeden seiner Flügel, andere pressten den pelzigen Körper an den Stamm. Die Klauen, die so bedrohlich ausgesehen
     hatten, baumelten leblos, während der Kopf vornüberhing und die Fänge verbarg. Eine tiefe Wunde, mit purpurrotem Blut beschmiert,
     lief über den Nacken.
    »Keine Angst.« Cairpré legte mir die Hand auf die Schulter. »Es ist mausetot.«
    Meine Mutter keuchte hinter uns herauf. »Ich beinah auch.«
    Ich fuhr herum. »Es tut mir so leid! Ich dachte   …«
    »Ich weiß, was du dachtest.« Sie zwang sich zu einem Lächeln, während sie eine schmerzende Stelle an ihrer Schulter rieb.
     »Und ich freue mich über den Beweis, mein Sohn, dass du wieder bei Kräften bist.«
    Ich drehte mich

Weitere Kostenlose Bücher