Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
nach dem Kreelix um, das ausgebreitet am Baum hing. »Wie   …?«, fing ich an. »Aber   … es war – wie?«
    »Ich habe es zu gern, wenn jemand eine klare Frage stellt.« Rhia kam hinter dem Stamm hervor und grinste mich spöttisch an.
     In der Hand hielt sie mein Schwert, es funkelte im Sonnenlicht. Sie hob die Scheide vom Boden auf, steckte die Klinge hinein
     und reichte sie mir. »Ich dachte, dein Schwert ist dir lieber ohne all die Blutflecken. So eine scheußliche purpurrote Farbe.
     Erinnert mich an faulen Fisch.«
    Als sie meine Verwirrung sah, schaute sie zu Cairpré und Elen hinüber. »Ich glaube, wir sollten ihn aufklären. Sonst plagt
     er uns den ganzen Tag mit unvollständigen Fragen.«
    »Erzählt!«, rief ich. »Was um alles in der Welt ist passiert? Mit mir – und diesem fliegenden Gewürm dort drüben?«
    Cairpré wiegte den Kopf. »Ich habe versucht dich zu warnen. Es geschah alles zu schnell. Ein Kreelix lebt von Magie, weißt
     du. Es frisst sie. Saugt sie aus seiner Beute, wie eine Biene Nektar aus einer Blume trinkt. Weil ich wiealle anderen glaubte, das letzte Kreelix sei vor Jahrhunderten gestorben, habe ich dir nie von ihnen erzählt.
Kein Geheimnis – ein dummes Versäumnis.
Ein besserer Lehrmeister hätte dir beigebracht, was die alten Zauberer, wie ich fürchte, aus bitterer Erfahrung wussten –
     dass man die Kreelixe nur mit Schläue besiegt. Indirekt. Das Schlimmste, das man machen kann, ist der Frontalangriff, bei
     dem man alle seine Zauberkräfte preisgibt.«
    »Wie ich es getan habe.« Ich schnallte mir das Schwert um und schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung, was mich getroffen
     hat. Da war ein scharlachroter Blitz   … Dann wurde mir alle Kraft, alles Leben, so kam es mir vor, entrissen. Selbst mein zweites Gesicht war beeinträchtigt.«
    Die Augen unter den buschigen Brauen betrachteten mich ernst. »Es hätte schlimmer kommen können. Viel schlimmer.«
    Ich versuchte zu schlucken, doch meine Kehle fühlte sich rauer an als die Ebereschenrinde. »Ich hätte sterben können, meinst
     du. Und warum bin ich nicht gestorben? In jenem Moment?«
    Er griff herüber und klopfte mir aufs Handgelenk. Zuerst bemerkte ich nichts. Plötzlich sah ich das Loch, glatt und rund,
     im Ärmel meiner Tunika. Ein dünner schwarzer Ring umgab es. Etwas schien direkt durch den Stoff geschmolzen zu sein.
    »Der Fang«, erklärte Cairpré, »hat hier zugeschlagen. Ein Fingerbreit daneben und du wärst gestorben. Zweifellos. Weil selbst
     der geringste Kontakt mit dem Fang eines Kreelix die Kraft und das Leben jedes magischen Geschöpfs zerstört. Wie stark oder
     wie groß es auch sein mag.«
    Nachdenklich fuhr er sich mit der Hand durch die Mähne. »Deshalb versuchten die alten Zauberer und Magierinnen unter allen
     Umständen Kämpfe von Angesicht zu Angesicht zu vermeiden. Vor allem mit Waffen, die ihre eigene Magie enthielten und den Kreelixen
     lediglich mehr Nahrung boten.«
    »Wie mein Schwert hier.«
    »Ja, oder wie das große Schwert Tieferschneid, das du vor einiger Zeit gerettet hast. Eine der ältesten Insellegenden erzählt,
     wie Tieferschneid über hundert Jahre lang irgendwo versteckt, vergraben war – nur damit die Kreelixe es nicht finden konnten.«
     Er nagte an seiner Unterlippe. »Jetzt verstehst du, mein Junge, warum ich nicht wollte, dass du deinen Stock schwingst. Denn
     ich nehme an, in ihm steckt mehr Magie als in einem Dutzend Tieferschneids.«
    Ich schaute hinüber zu dem Zauberstock im Laub. »Wie haben sie dann die Kreelixe bekämpft? Wenn sie es nicht von Angesicht
     zu Angesicht tun konnten?«
    »Das weiß ich nicht. Aber eins kann ich dir versprechen: Ich habe vor, es herauszufinden.« Er kniff die Augen zusammen. »Für
     den Fall, dass noch welche übrig sind.«
    Ich wurde blass. »Wie hast du dann dieses bezwungen?«
    Dankbar betrachtete er die Eberesche. »Mit Hilfe deines Freundes dort drüben. Und deiner begabten Schwester.«
    Plötzlich verstand ich, was geschehen war. »Rhia! Du warst das also! Mit der Baumsprache! Du hast mit dem Baum geredet und
     er hat das Kreelix von hinten gepackt.«
    Sie zuckte lässig mit den Schultern. »In allerletzter Minute. Wenn du das nächste Mal vorhast dich töten zu lassen, sag uns
     rechtzeitig Bescheid.«
    Unwillkürlich musste ich lachen. »Ich werde mich bemühen.« Doch als ich die riesige fledermausähnliche Gestalt betrachtete,
     die schlaff von den Ästen hing, verging mir das Lachen. »Selbst ein

Weitere Kostenlose Bücher