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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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könnte. So wie der Galator half den letzten Kampf zu gewinnen. Sie ist schließlich eine Zauberin.«
    Rhia und ich schauten uns an. »Und noch eins.« Ich atmete lange und langsam ein. »Ich habe Angst vor Domnu. Genauso viel wie
     vor dem Drachen.«
    Funken tanzten in Rhias Haar, als sie mitfühlend nickte. »Ihr Name – was bedeutet er?«
    »Dunkles Schicksal. Das ist alles, was man über sie wissen muss! Sie verfügt über so uralte magische Kräfte, dass selbst die
     mächtigsten Geister   – Rhita Gawr oder sogar Dagda – sie einfach in Ruhe lassen. Und genau das werde ich tun, so gern ich sie auch gedemütigt sehen
     würde.«
    In diesem Moment rutschte mein Stock vom Stein. Ich griff hinunter ins Gras, um ihn zu holen – als mich etwas in den Handrücken
     stach. Ich fuhr zusammen und erschreckte Rhia damit so, dass wir beide fast heruntergefallen wären.
    Da fing ich an zu lachen. Ich griff wieder ins Gras. Und ich hob den kleinen Igel auf und streichelte seinen stachligen Rücken.

VII
AM STEIN
    F ast den ganzen folgenden Tag wanderten wir durch den Drumawald nach Norden. Weil Rhia die verborgenen Pfade kannte, die Fuchspfoten
     und Hirschhufe angelegt hatten, brachten wir eine große Strecke hinter uns. Und wir kamen schnell voran. Nur zwei Mal mussten
     wir langsamer machen: beim Durchqueren eines Dickichts mit Dornensträuchern, die stellenweise bis an unsere Hüften reichten,
     uns die Kleidung zerrissen und die Beine zerkratzten; und beim Erklettern eines Felsvorsprungs, dessen beschattete Oberfläche
     schon von dickem Eis bedeckt war.
    Doch die meiste Zeit machte mich Rhias schonungsloses Tempo atemlos. Sie stürmte Hänge hinauf, sprang über Bäche und lief
     mühelos durch Eichen-, Buchen- und Tannenlichtungen. Wie ein Reh kam sie mir vor, während ich mich abmühte mitzukommen. Immer
     wenn sie ein paar würzige Pilze oder süße Beeren entdeckte, war ich doppelt dankbar – weil sie unseren Hunger stillten und
     uns eine Gelegenheit zum Rasten gaben.
    Doch ich beklagte mich nie über unser Tempo. Urnaldas dringliche Bitte klang mir immer noch in den Ohren. Die Zeit lastete
     so schwer auf mir wie ein umgestürzter Baum. Wenn ich nur schneller dorthin kommen könnte! Und wenn ich nur besser wüsste
     was tun, sobald ich angekommen war.
    Am frühen Nachmittag kamen wir an ein Zederngehölz am Fuß eines Hügels. Plötzlich wurde der Wind stärker. Äste schwankten
     wild, schlugen und krachten. Stämme wanden sich ächzend. Rhia blieb stehen, horchte auf die misstönenden Geräusche und machte
     ein immer grimmigeres Gesicht.
    Schließlich drehte sie sich nach mir um. »Die Bäume – noch nie habe ich sie so erregt gehört.«
    »Was sagen sie?«
    »Kehrt um! Sie wiederholen ständig,
der Junge mit dem Zauberstab wird
…« Sie verstummte, als hätte es ihr kurz die Stimme verschlagen. »
… wird sterben. So sicher, wie ein junger Baum in Flammen erstickt.«
    Ich fuhr zusammen und berührte die noch empfindlichen Narben in meinem Gesicht. »Aber ich kann nicht umkehren. Wenn ich Valdearg
     nicht entgegentrete, dann wirst du und alle anderen – auch jeder Baum in diesem Wald – ihm gegenüberstehen. Die Druma wird
     ein Friedhof sein.« Der würzige Duft einer Zeder stieg mir in die Nase. »Wenn ich aber sterben muss, dann wünsche ich mir
     nur   …«
    Ich unterbrach mich und horchte auf das Knacken und Knarren der Bäume. »…   dass auch ich ihn töte.«
    Rhia kniff die graublauen Augen zusammen, sagte jedoch nichts.
    »Die Frage ist aber«, sagte ich ernst, »wie. Ich bin noch nicht so weit mit einem Drachen zu kämpfen. Von töten ganz zu schweigen!
     Wahrscheinlich werde ich es nie können. Nicht nach dem, was geschehen ist   … dort bei der Eberesche. Nein, ich bin immer noch lediglich
der Junge mit dem Zauberstab
. Kein richtiger Zauberer.«
    Ein Zweig brach direkt über uns ab und zersplitterte, als er neben unseren Füßen auf den Boden fiel. Rhia biss sich auf die
     Lippe, drehte sich um und ging weiter. Tief in Gedanken folgte ich ihr.
    Allmählich wurde das Heulen des Windes in den Bäumen vom Platschen unserer Stiefel im Schlamm abgelöst. Jeder Pfad war voller
     Pfützen. Die Bäume wurden spärlicher, bis auf die gebleichten Skelette der Stämme, deren Wurzeln schon lange ertrunken waren.
     Wasservögel flöteten im aufsteigenden Nebel, während die ersten Anzeichen eines fauligen Geruchs die Luft verpesteten.
    Im Gehen fragte ich Rhia: »Ist das der große Sumpf am

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