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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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– kann es nicht benennen   –, doch es ist mir noch geblieben. Tief, tief innen, mitten in meinem Kern. Zu klein, um sichtbar zu sein; zu groß, um greifbar
     zu sein. Knurrend. Brennend, sich windend. Es spornt mich an, mich zu erinnern. Zu fliehen, wenn ich kann! Ich habe eine Sehnsucht.
     Ein Leben. Ein Selbst. Ja, ich kann noch meine eigene Stimme hören, sogar während eine andere, uralte Stimme um mich herum
     anschwillt und mich drängt, alles Übrige loszulassen.
    Sei Stein, junger Mann. Sei Stein und sei eins mit der Welt.
    Nein! Ich bin zu lebendig, selbst jetzt, von Stein umkreist. Ich will mich verändern, mich bewegen, all die Dinge tun, die
     Steine nicht tun können.
    Du weißt so wenig, junger Mann! Ein Stein begreift die wahre Bedeutung des Veränderns. Ich habe tief im geschmolzenen Bauch
     eines Sterns gewohnt, bin brennend hinausgestürzt, habe die Welt in einem Kometenschweif umkreist, mich in Ewigkeiten abgekühlt
     und gehärtet. Ich wurde von Gletschern zerschmettert, von Lava mitgerissen, über unterseeische Ebenen gezerrt und stieg wieder
     auf einem Erdstrom an die Oberfläche. Ich wurde auseinander gerissen, weggeworfen, aufgehoben und mit Steinen ganz verschiedener
     Herkunft zusammengetan. Blitz hat mein Gesicht getroffen, Erdbeben haben mir die Füße abgetrennt. Doch ich überlebe immer
     noch, denn ich bin Stein.
    Und ich antworte: Ich möchte dich kennen. Nein, mehr als das, ich möchte du sein! Aber   … ich kann nicht vergessen, wer ich war. Wer ich bin. Es gibt Dinge, die ich tun muss, lebender Stein!
    Was ist das für eine seltsame Magie, die dich umgibt, junger Mann? Die macht, dass du mir widerstehst? Du hättest längst meiner
     Stärke erliegen müssen.
    Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mein Selbst immer noch an mir haftet, wie an dir das Moos haftet.
    Komm. Vereinige dich mit mir. Sei Stein!
    Ich sehne mich selbst jetzt danach, mich mit dir zu vereinigen. Deine Tiefe zu fühlen. Und doch   … ich kann es nicht.
    Ach, die Geschichten, die ich dir erzählen könnte, junger Mann! Wenn du dich nur ganz loslassen würdest, dir erlauben würdest
     hart zu werden. Dann könnte ich alles, was ich weiß, mit dir teilen. Denn ein Stein ist zwar abgetrennt, aber nie weit von
     den Bergen und Ebenen und Meeren seiner Geburt entfernt. Die Macht eines Steins kommt nicht nur aus ihm selbst, sondern aus
     allem, was ihn umgibt, womit er verbunden ist.
    Ich möchte von dir lernen, lebender Stein. Das ist die Wahrheit. Doch noch mehr möchte ich das Leben leben, zu dem ich geboren
     wurde. Auch wenn es vergeblich und flüchtig sein mag – es ist dennoch mein. Du musst mich freilassen!
    Du bist seltsam, junger Mann. Obwohl ich dich fast zerstört habe, kann ich dich anscheinend nicht verzehren. In dir ist etwas,
     das ich nicht erreichen, nicht zermalmen kann. Das lässt mir, ich bedauere das, nur eine Möglichkeit.
    Und die wäre?
    Es ist weder das Beste für dich noch das Beste für mich. Aber ich habe keine andere Wahl.

IX
RAUCH
    M it einem dumpfen Schlag landete ich am Fuß des lebenden Steins auf dem Rücken. Normalerweise hätte mir Rhias Aufschrei das
     Blut in den Adern gefrieren lassen, doch jetzt war ich froh ihn zu hören. Ich war froh überhaupt etwas zu hören.
    »Merlin!« Sie warf die Arme um mich und drückte mich an sich.
    »Nicht so fest, sei so gut.« Ich machte mich frei und klopfte mir auf die Brust. Sie schmerzte, genau wie meine Arme, Beine
     und der Rücken. Sogar meine Ohren taten weh. Es kam mir vor, als wäre mein ganzer Körper gequetscht. Als ich dann Rhias tränennasses
     Gesicht sah, so erleichtert, so dankbar, bat ich sie mich noch einmal zu umarmen.
    Sie nahm die Einladung freudig an – und war diesmal sanfter. »Wie?«, stieß sie hervor. »Wie hast du das gemacht? Ich habe
     noch nie gehört, dass ein lebender Stein ein Opfer freigelassen hat.«
    Trotz meiner schmerzenden Wangen grinste ich. »Die meisten Leute schmecken nicht so schlecht wie ich.«
    Sie ließ mich frei, ihr Gelächter hallte über den Sumpf. Dann musterte sie mich lange. »In dir muss etwas sein, das noch nicht
     einmal ein lebender Stein zerquetschen konnte.«
    »Vielleicht mein Dickkopf.«
    »Eher deine Magie.«
    Obwohl mir die Rippen wehtaten, atmete ich tief ein. »Auch wenn ich nicht viel davon habe, könnte man wohl sagen, sie ist
     mein Kern. Wesentlich – und unverdaulich.«
    Mit ihrem blätterbedeckten Unterarm wischte Rhia mir ein paar Steinsplitter von der

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