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Merlin und die Feuerproben

Merlin und die Feuerproben

Titel: Merlin und die Feuerproben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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»Gut, aber eile dich. Selbst
     ein Hirsch kann nicht durch Lava springen.«
    »Dann werde ich fliegen, wenn es sein muss. Ja – wie ein junger Falke.«
    Sie lächelte und sprang auf, umlief flammende, zischende Kristalle und stürmte zur Tür. Dort verwandelte sie sich in einen
     braunen Strich, der mit schlagenden Hufen im Gang verschwand.
    Ich lief zu der Stelle, wo der Galator hingefallen war. Ein Funke traf mich am Nacken und verbrannte mir die Haut. Ich wischte
     ihn weg – da schoss eine Flamme neben meinem Stiefel auf und versengte mir das Bein. Von meinem zerkratzten Unterarm tropfte
     Blut. Doch das alles war nicht wichtig. Es ging nur um den Galator.
    Ich stürzte mich auf die Trümmer und sprang über einen glimmenden Kristall. Hastig drehte ich auf der Suche nach dem Anhänger
     jeden heruntergefallenen Steinbrocken um, den ich finden konnte. Dann wurde mir klar, dass jetzt ein abgebrochener Teil des
     Radrands an der Stelle lag, auf die er gefallen war. Ich bohrte die Stiefel in den Boden und versuchte mit aller Kraft das
     Stück zu heben.
    Es rührte sich nicht. Wieder nahm ich alle Kraft zusammen und zerrte. Das Stück bewegte sich nur schwach, bevor es mir aus
     der Hand rutschte. Ein weiterer Deckenabschnitt fiel herunter und krachte genau auf die Stelle, wo Hallia und ich noch vor
     ein paar Sekunden gesessenhatten. Kristalle spritzten über den Boden. Ein neues Beben erschütterte die berstenden Wände. Die Hitze war so erdrückend,
     dass ich kaum atmen konnte.
    Ich änderte meine Beinstellung, um eine bessere Hebelwirkung zu erreichen, umklammerte das schwere Holz und zog. Und zog.
     Meine Beine zitterten. Mein Rücken schmerzte. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er platzen. Schließlich hob sich das Stück
     ein wenig. Aufstöhnend schob ich es zur Seite.
    Der Galator war nicht da! Fluchend hob ich die Arme. Wo sonst konnte er sein?
    In diesem Moment spaltete ein großer Riss den Boden unter meinen Füßen. Schwefliger Rauch quoll hervor. Als ich zur Seite
     sprang, schoss ein neuer Funkenregen von der Decke. Dann sah ich zu meinem Entsetzen, wie sich eine gewaltige Felsplatte über
     dem Eingang zur Kammer löste. Ich zögerte, schaute ein letztes Mal über den Boden und warf mich dann in den Gang.
    Während ich über die Kristalle rollte, schaute ich noch einmal auf die zerfallenden Wände. Plötzlich blitzte es grün am anderen
     Ende des Raums. Der Galator! Ich wollte zurück, da riss sich die große Platte los. Sie schlug auf den Boden und verschloss
     die Öffnung. Ein Vorhang aus geschmolzener Lava strömte darüber.
    Mir schwindelte, als wäre die Platte auf mich gefallen.
Verschwunden. Der Galator war verschwunden.
    Mit trüben Augen stolperte ich durch den rauchigen Gang. Ein weiteres Beben, heftiger als die anderen, erschütterte die Klippen.
     Löcher öffneten sich und spien brennend heißen Dampf aus. Ich sprang zur Seite und prallte an die Wand.
Ein Hirsch. Ich muss laufen wie ein
Hirsch.
Mit aller Kraft, die mir geblieben war, versuchte ich zu laufen, ein Hirsch zu werden, bevor es zu spät war.
    Nichts geschah. Ich lief schneller, meine Lungen schmerzten. Nichts geschah.
    Die Kraft! Sie war verschwunden! Die noch tiefere Leere in meiner Brust sagte mir, dass mir Eremons Geschenk abhanden gekommen
     war. Er hatte mich gewarnt, dass es unerwartet seine Wirkung verlieren könnte. Aber warum gerade jetzt?
    Eine Reihe flammender Kristalle an der Decke des Gangs spaltete sich und ließ Funken und spitze Splitter auf meinen Kopf regnen.
     Ein weiterer Teil der Wand brach ein, während ich vorbeilief. Ich taumelte weiter. In meinem Kopf krachte es so laut wie in
     den Felsen. Plötzlich hob sich der Boden unter mir und warf mich um.
    Ich lag mit dem Gesicht auf den Kristallen. Sie stachen mich und versengten mir die Haut, doch ich war zu schwach zum Aufstehen.
     Ich konnte nicht laufen wie ein Hirsch. Ich konnte noch nicht einmal laufen wie ein Mensch. Hier würde ich sterben, mit dem
     Galator unter Lava begraben.

XXVII
SEHR NAH
    E twas Hartes schlug auf meinen Rücken. Sicher ein Steinbrocken. Oder Trümmer von den zersplitternden Kristallen. Ich drehte
     mich nicht um. Wieder ein Schlag. Und mit ihm ein Geräusch, das sich in das Krachen und Knirschen des einfallenden Gangs mischte.
     Ein Geräusch, das ich vor langer Zeit schon einmal gehört zu haben schien. Ein Geräusch   … wie Pferdegewieher.
    Ich warf mich herum. Die Augen eines Hengstes, so pechschwarz wie meine

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