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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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die
     letzten Kriegergoblins geflohen oder gefallen, das Gefecht war beendet.
    Ein Gebrüll aus tiefer Brust kam von den Zwergen. Inihrem Siegestriumph schwangen sie Äxte und Spieße in der Luft. Doch bald hörte der Jubel auf, weil die Verluste deutlich wurden.
     Mehrere Zwerge waren schwer verwundet und mindestens ein halbes Dutzend lag tot auf der harten Erde. Sofort begannen die Überlebenden
     mit der harten Arbeit, sich um die Notleidenden zu kümmern.
    Shim kniete am Fuß des Hügels, das mächtige Kinn hatte er auf eines der steinernen Querstücke gelegt. Nun wurde sein Grinsen
     breiter und legte eine Reihe missgestalteter Zähne unter der Knollennase frei. Selbstgefällig blinzelte er mir zu. Erst jetzt
     bemerkte ich die kleine juwelenbehängte Gestalt mit wirrem rotem Haar, die auf seiner Nasenspitze saß. Urnalda! Sie beobachtete
     mich, während sie die Arme über ihrem goldbestickten schwarzen Gewand verschränkt hatte und mit einer Hand ihren Stock hielt.
     Sie sah zugleich prächtig, Furcht einflößend – und einfach komisch aus.
    Um näher zu kommen, kletterte ich auf den bemoosten Felsen am Rande des Kreises. »Ihr beide«, rief ich zu ihnen hinauf, »habt
     also Frieden geschlossen. Ich bin froh und dankbar zugleich.«
    »Geschlossen sein nicht das richtige Wort«, entgegnete Urnalda. »Stattdessen haben wir
eröffnet
.« Sie schlug sich vor Freude über den Witz auf den Schenkel und gackerte vor Vergnügen, dass die blauen Muschelohrringe klirrend
     auf und ab tanzten.
    Verwirrt schaute ich zu ihr hinauf. »Das verstehe ich nicht. Was eröffnet?«
    »Ein Theater, das gibt es jetzt!« Wieder brach sie in Gelächter aus. Einer der Ohrringe flog weg, aber sie hielt ihn mit einer
     Fingerbewegung auf, dann ließ sie ihn durch die Luft zurückfliegen und sich wieder in ihr Ohr haken. »Shim und ich sein jetzt
     Freunde, Merlin. Du erinnerst dichan die kleine, äh, Überraschung, die ich für ihn vorgesehen? Nun, es sein eine Grube, eine riesige Grube.«
    Verwirrter als zuvor schlug ich mit meinem Stock an den Stein. »So seid ihr Freunde geworden?«
    Shim nickte. »Aber die Grube sein nicht riesiglich genug, ha ha! Ich fallen hinein und brechen durch in noch mehr untendruntere
     Tunnel. Viel mehr. Dann versuchen ich herauszukommen und brechen überall noch viel mehr Steine ab. Bis ich fliehen können,
     ist ein riesigliches Loch im Land.«
    »Mein Amphitheater!«, krähte die Zauberin und schwang die Arme. »Jetzt wartet Urnalda nicht länger, um wöchentliche Reden
     an mein Volk zu halten, Theateraufführungen zu meinen Ehren zu sehen und alles andere. Deshalb sein großherzige Urnalda bereit
     Shim seine Spionageverbrechen zu verzeihen.« Plötzlich senkte sie die Stimme zu einem Knurren. »Solange ich nicht erfahre,
     dass er etwas sagt oder tut, das mir nicht wohlgefällig sein.«
    Der Riese grinste ein wenig. »Ich sein ihr sehr dankbar.«
    Unerwartet bewegte sich der Fels unter meinen Füßen. Ich fiel herunter und schürfte mir dabei den Rücken an der rauen Oberfläche
     auf. Zugleich zischte ein Speer direkt dorthin, wo ich gestanden hatte. Als ich auf den Boden schlug, sah ich, wer ihn geworfen
     hatte: der muskulöse Goblin mit den violetten Armbändern. Er stand auf der anderen Seite des Kreises und blutete aus einer
     Wunde zwischen den Rippen. Jetzt fluchte er heftig, weil er sein Ziel verfehlt hatte, schlüpfte zwischen zwei aufrecht stehenden
     Steinen hindurch und lief den Hang hinunter, von mehreren Zwergen verfolgt.
     
    Langsam stand ich auf. Mit einem wissenden Nicken legte ich die Hand auf das zottige Moos, das den Fels bedeckte.Unter dem feuchten Moos spürte ich eine ganz leichte Regung, sachter als das Flattern eines Schmetterlingsflügels. »Danke,
     lebender Stein, dass du mich gerettet hast.«
    Tief aus der Felsmasse spürte ich eine uralte pulsierende Stimme. Es war eine Stimme, die ich einmal vor Jahren gehört hatte
     und nie vergessen konnte. Denn sie sprach aus der Unermesslichkeit der Zeit, aus der Kraft und Erfahrung des Steins. Die Worte
     kamen langsam, schwer und schlicht.
    Gern geschehen, junger Mann. Du warst nie weit von meinen Gedanken seit dem Tag, an dem du in mich eingegangen bist und von
     deinen zweibeinigen Meinungen gesprochen hast.
    Ich seufzte leise. »Ja, ich weiß, ich habe dir an jenem Tag widerstanden. Du wolltest mich zu Stein härten, aber ich konnte
     es nicht. Ich will zu gern leben und mich verändern, als Mensch.«
    Verändern!
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