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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Merlin. Oder dich, Mädchenfrau Hallia.«
    Zu meinem Füßen regte sich mein Schatten, er winkte mit einem Arm.
    Der Riese sah es und nickte. »Oder dich, Magierschatten.«
    Die dunkle Silhouette nahm eine würdige Pose ein und reckte stolz das Kinn.
    Ohne auf den Schatten zu achten fragte ich: »Warum? Was ist los?«
    Shim runzelte die Augenbrauen, die bewaldeten Kuppen glichen. »Der niederträchtige König, den ihr Stangmar nennen, fliehen
     heute Morgen! Niemand wissen, wohin er gegangen sein.«
    Mir wurden plötzlich die Knie schwach. Ich taumelte und trat fast über den Rand des Felsens. Hallia fasste mich am Arm, dann
     fragte sie ungläubig den Riesen: »Bist du sicher? War er nicht in einer dieser Höhlen weit im Norden eingesperrt? Von dort
     ist noch nie jemand entkommen.«
    »Ich sein sicher«, antwortete Shim. »Bestimmt, unbedingt, absolut. Mit seinen bloßen Händen töten er zwei Gefängniswächter,
     vielleicht auch drei, und laufen davon.«
    Ich schlug mir an die Stirn. Wie konnte das geschehen?
Stangmar – frei.
Was würde er tun? Sich wieder mit Rhita Gawr verbünden? Oder Halt. Spielte er schon eine Rolle in den Plänen des tückischen
     Geistes?
    Shim rümpfte die Nase, offenbar fand er die ganze Sache widerwärtig. »Ich hören noch mehr schlechte Nachrichten, Merlin. Der
     Wächter, der noch überleben, sagen, Stangmar sein entschlossen jemand zu finden. Ja, und dieser Jemand sein jetzt in großer
     Gefahr.«
    Ich ballte die Faust. »Du meinst mich.«
    »Nein«, widersprach Shim. »Ich meinen jemand anders. Deine Mutter, Elen.«
    »Mutter!«, rief ich, mein Herz raste. »Bist du sicher?«
    Shim nickte trübsinnig. »Der Wächter sagen, Stangmar wissen bis gestern nicht, dass sie nach Fincayra zurück sein. Dann, wenn
     er erfahren, dass sie hier sein, werden er zornig – fürchterlich zornig.«
    Ich stöhnte. »Er glaubt, dass sie ihn verraten hat. Seinen Feinden geholfen hat, einschließlich mir. Er wird sich rächen wollen.
     Wir müssen sie finden!«
    Hallia stampfte mit dem nackten Fuß auf den Stein. »Warte, junger Falke. Rhia weiß, wo sie ist, erinnerst du dich? Wenn wir
     Rhia finden, bringt sie uns direkt zu Elen.«
    »Rhia, die Baumfrau?«, fragte Shim. »Ich sehen sie beim Herkommen – nicht weit von hier.« Nachdenklich schob er die mächtige
     Unterlippe vor. »Sie schleppen etwas Schweres, einen großen Vogel vielleicht, gerade dort drüben.«
    Verwirrt schaute ich in die Richtung, in die sein ausgestreckter Arm wies. »Einen Vogel? Was macht sie da nur?«
    »Ich bringen euch hin«, erbot sich der Riese, seine ganze Gestalt schwankte hin und her wie ein gewaltiger Baum. »So gehen
     es am schnellsten.«
    Hallia hob skeptisch den Kopf. »Ich laufe lieber, danke.« Ich wollte protestieren, aber sie unterbrach mich. »Es kann nicht
     weit sein. Ich folge euch.«
    »Dann laufe ich mit dir«, erklärte ich. »Shim! Zeig uns den Weg.«
    Statt einer Antwort drehte er sich um. Sein Ellbogen streifte den Sternguckerstein, riss ihn fast aus dem Boden und ließ ein
     paar kleinere Steine den Hang hinunterrollen. Der Wald drunten bebte, als er den ersten Schritt machte. Und dann den nächsten
     und den nächsten. Irgendwie hielten Hallia und ich das Gleichgewicht. Wir rannten ihm nach, stürmten den Hang hinunter durch
     die steifen Halme.
    Als wären wir nicht zwei durchs Gelände laufende Geschöpfe, sondern ein Wesen, flogen wir immer schneller dahin wie eine Welle
     über einen Teich. Unsere Körper beugten sich vor, unsere Arme berührten den Boden, unsere Halsmuskeln streckten sich. Hallias
     Gewand und meine Tunika lösten sich auf, an ihre Stelle trat ein glänzendes Fell. Arme wurden Beine, unsere Füße verwandelten
     sich in Hufe, die sich nicht nur auf, sondern mit dem Land bewegten.
    Ich wandte den Kopf, von einem Geweih mit fünf Sprossen an jeder Seite gekrönt, meiner Gefährtin zu. Sie lief mühelos, mit
     jedem Schritt sprang sie durch die Luft. Sie war immer noch Hallia, sicher – die großen Augen sagten mir das   –, aber sie war auf eine unwiderlegbare Weise jetzt mehr sie selbst, als sie es je in ihrer Frauengestalt sein konnte. Wie
     der Wind lief sie, das anmutigste Geschöpf, das ich je gesehen hatte. Und trotz der anhaltenden Bedrohung, die Shims Neuigkeiten
     und die Vision der vergangenen Nacht für mich bedeuteten, war ich aus tiefstem Herzen froh wieder neben ihr zu laufen.
    Wir folgten Shim zwischen die Bäume und sprangen über die Äste, die seine

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