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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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gesehen hatte und auch da nur für einen Moment. Doch ihre Stimmen hatten mich lange
     lautlos gerufen und mich fasziniert.
    Meermenschen . . . sie schienen nahe zu sein, selbst jetzt, wo der Nebel ihr wässriges Reich verhüllte. Vielleicht war etwas
     Wahres an der Überlieferung, dass meine Großmutter   – Olwen, die Frau des mächtigen Zauberers Tuatha – aus dem Meer gekommen war und ihr Volk für immer mit den irdischen Menschen
     verbunden hatte.
    Was, grübelte ich, würde Tuatha tun? Bestimmt hätte er eine Möglichkeit gefunden, die Kinder auf die Insel zu bringen. Gedankenverloren
     klopfte ich auf das Holz meines Stocks, der vor langer Zeit mit Tuathas Macht in Berührung gekommen war. Ein leichter Tannenduft
     wehte mich an und vermischte sich mit der salzigen Brise.
    Langsam veränderte sich die Nebelwand vor mir und bildete seltsame Gestalten in ihren Tiefen. Keine von ihnen erkannte ich,
     doch alle wirkten verstörend, als wären sieaus meinen schlimmsten Träumen gestohlen worden. Dann sah ich kurz ein Auge, dunkel und geheimnisvoll. Es beobachtete mich
     – davon war ich überzeugt! Tuatha? Ich starrte das Auge an, während es sich schon auflöste. Nein, er konnte es nicht sein.
     Dagda vielleicht. Oder vielleicht . . . Rhita Gawr.
    Die schwere, gewölbte Braue war der letzte Teil des Auges, der verschwand. Während ich sie betrachtete, zerfiel sie und verwandelte
     sich in einen schwungvollen, schimmernden Flügel. Er streckte sich über die Küste und flatterte, als würde er vom Flugwind
     getroffen. Dann löste auch er sich auf und verschwand in den wechselnden Wolken.
    Unterhalb der Nebelwand fiel mir etwas Merkwürdiges im Sand auf. Es schien eine Art Seil zu sein, das über den ganzen Strand
     gezogen war – aber ein Seil aus Tang, Seegras
,
Möwenfedern und anderen Gaben des Meers. Die sacht anschlagenden Wellen hatten es zusammengerollt und bei steigender Flut
     immer höher auf den Sand geschoben, so war es zurückgeblieben, als das Wasser schließlich wich.
    Ich lächelte wehmütig. Es war wahrhaftig der Zopf eines Liebhabers, vom Ozean selbst geflochten und dem Land geschenkt. Ich
     musste an die Frau denken, deren kastanienbraunes Haar ich so gern flocht und deren eigene Geschenke von einem Ort so tief
     wie das Meer kamen.
    Etwas zog an meiner Tunika, bei der Taille. Belustigt stellte ich fest, dass ein kleiner, braun gesprenkelter Krebs mich erklomm
     wie einen Berg. Vorsichtig hob ich ihn am Rücken, doch seine größte Kralle hielt sich am Stoff fest. Ich zog und er ließ schließlich
     los, aber weil er sich so wand, musste ich ihn fallen lassen. Mit einem
Ping
landete er aufmeinem Schwertgriff. Der Klang schwoll einen Moment lang an und klang wie eine ferne Glocke, dann ging er im Geräusch der
     Brandung unter.
    Ich dachte an den Töter und seine tödlichen Klingen. Was an ihm war mir so seltsam vertraut vorgekommen? Vielleicht seine
     Haltung oder seine Stimme. Aber das konnte nicht sein. An jemanden mit seiner Macht und Hinterhältigkeit würde ich mich gewiss
     erinnern.
    Während ich überlegte, schien der Nebel hart und flach zu werden, als wäre er eine Metallplatte. Wie ein riesiges Schwert
     hob er sich vom Fuß der Dünen und trennte scharf Sand und Brandung. Ich fragte mich, wie der Töter zu seiner Macht gekommen
     war. Es machte mich nervös, dass seine Fähigkeiten so genau meine eigenen spiegelten. Ich machte sein Schwert schwer; er verfuhr
     ebenso mit meinem. Ich verwandelte mich in einen Hirsch oder rief den Wind zu Hilfe; er tat das Gleiche. Es war ungeheuer
     schwierig, so jemanden zu bekämpfen. Eigentlich unmöglich – als würde ich mich mit mir selbst duellieren.
    Mit mir selbst duellieren.
Eine neue Idee kam mir, eine, die mir einen Schock versetzte. War es möglich, selbst entfernt, dass mein Gegner gar keine
     eigene richtige Macht hatte? Dass seine Magie nicht aus ihm kam – sondern aus mir? Während ich den Wellen zuhörte, die hinter
     der dünnen Nebelwand schwappten, dachte ich über diese kühne Vorstellung nach. Es könnte doch sein, dass ich meinen Feind
     irgendwie an meiner Macht teilhaben ließ, wenn ich meine Fähigkeiten im Kampf ausspielte!
    Ich schaute hinunter zum Fuß der Düne, wo ein glitzerndes Rinnsal Seewasser, schlank wie eine Schlange, seinen Weg zwischen
     den abgerundeten Steinen und farbenfrohen Muscheln suchte. Rosa, gelb und lavendelblau leuchtetendie Muscheln. Wie die spiralförmige neben mir hatten sie alle einst

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