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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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irgendwo jenseits des Nebels unter den Wellen ihre Heimat
     gehabt. Alle waren brutal weggerissen worden, vertrieben aus der Welt, die sie kannten, und schließlich waren sie an die Küste
     geschleudert worden. Genau wie ich an diese Stelle hier.
    Er schien so lange her, der Tag, an dem ich an Land gespült worden war! Widerliches Brackwasser füllte mir den Mund. Ich hatte
     keine Abstammung, die ich kannte, keine Identität, an die ich glaubte. Und trotzdem war in mir ein kleiner Funken Hoffnung.
     Ein Glaube, dass ich irgendwie finden würde, wonach ich mich sehnte, wenn ich nur lange und aufmerksam genug suchte.
    Ich seufzte und wünschte mir heute diesen gleichen Funken. Stattdessen empfand ich ein zunehmendes Gefühl von Verhängnis.
     Und ein tiefes Weh, schlimmer als gewöhnlich, an der empfindlichen Stelle zwischen meinen Schulterblättern.
    Impulsiv griff ich nach der violetten Muschel mit der lang gezogenen Spitze. Ich zog fest an ihr und hob sie aus der Düne,
     wobei meine Tunika einigen Sand abbekam. Behutsam drückte ich die Öffnung der Muschel an mein Ohr. Ein brausendes, raues Geräusch
     drang heraus. Und mit ihm noch etwas.
    »Fffllliiiege«, sagte die Muschel mit ihrer säuselnden Stimme. »Fffllliiiege wwweit.«
    Ich ließ sie fast in den Sand fallen. »Fliegen? Aber wie?« Vorsichtig legte ich sie wieder ans Ohr.
    »Fffllliiiege«, wiederholte die Muschel, ihre Stimme strömte zu mir wie Wellen zur Küste.
    Verwirrt ließ ich sie sinken. Vielleicht hatte ich mir die Stimme nur eingebildet, den Klang des Meeres zu Wörternverdreht. Aber nein, ich wusste es besser. Das war, wie ich schon erfahren hatte, ein Ort, wo Muscheln sprechen konnten, ob
     der Zuhörer sie verstand oder nicht. Sanft legte ich die Muschel zurück in ihr sandiges Lager und rätselte über ihre Wortwahl.
    Der Nebel wirkte jetzt weicher und verwandelte sich wieder. Die metallisch scheinende Platte verschwand und machte wogenden
     Schwaden Platz. Dann zog sich die dunstige Mauer zurück und gab viel mehr vom Strand frei. Vor mir lag ein breiter Streifen
     feiner, goldener Sand, übersät mit Treibholz, Seesternen
,
Krebsteilen, Tang und bunten Muscheln aller Art, darunter Wellhornschnecken, Schneckenmuscheln, Miesmuscheln und geriffelte
     Kammmuscheln. Nass vom Schaum glänzten die Schalen wie kostbare Metalle   – Gold, Eisen, Silber und Bronze. Ganz unten am Strand schwappten die flachen Wellen der Gischt, die dünne Vorderkante des
     Ozeans dahinter.
    In diesem Moment durchbrach ein einsamer Meeresvogel den Nebel. Es war ein brauner Kormoran, sein langer gebogener Hals glich
     einem riesigen Wurm. Er landete platschend im seichten Wasser und watete laut kreischend herum. Ein paar Sekunden danach stieß
     ein anderer Vogel aus dem Nebel, ein bläulicher Falke. Er landete ebenfalls mit einem Platsch, spazierte gemächlich an den
     Strand, blieb stehen und schaute majestätisch hinaus aufs Meer. Ein weiterer Kormoran kam dazu, dann ein paar bunte Enten,
     gefolgt von einem struppig wirkenden Kranich, dessen schwarze Federn alle gesträubt waren. Noch weitere Vögel gesellten sich
     zu ihnen, sie schwammen und wateten und putzten sich gemeinsam.
    Als immer mehr Vögel landeten und den Strand bevölkerten, übertönten sie sogar das unaufhörliche Klatschender Wellen. Sie schnatterten und piepsten ständig, schlugen mit ihren großen und kleinen Flügeln, wateten durch die Untiefen
     und Flutlachen und klapperten genüsslich mit den Schnäbeln. Immer wenn mehrere zusammen flogen, spürte ich den Luftwirbel
     durch ihre Flügel, ihren eigenen sanften Wind. Fasziniert beobachtete ich sie, denn ich hatte noch nie eine Ansammlung so
     unglaublich vieler Vögel gesehen.
    Ein Windstoß blies mir über die Wangen. Ich rechnete mit einer neuen Fliegergruppe und sah hoch. Aber da waren keine Vögel.
     Nur Luft. Der Wind blies wieder, wärmer als zuvor, fast wie ein lebendiger Atem. Mit ihm kam ein besonderer Geruch, ein ganz
     schwacher Zimtduft. An diesen Duft erinnerte ich mich gut.
    »Aylah!«, rief ich der Windschwester zu, die einst Rhia und mich über die ganze Länge von Fincayra getragen hatte. »Aylah,
     du bist es!«
    »Ahhh ja, Emrys Merlin, ich bin gekommen.« Ihre hauchige Stimme umwehte mich wie ein Wirbelwind und ließ die Ärmel meiner
     Tunika flattern. »Und bei dir werde ich eine Zeit lang bleiben, obwohl der Wind nie sehr lange bleibt.«
    Plötzlich kam mir eine Idee. »Aylah, irgendwann morgen werden einige Kinder

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