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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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war betäubt. Der Garten, der noch vor kurzem so
     voller Leben schien, wirkte jetzt ganz leer.
    Als ich auf der anderen Seite war, ging ich bedrückt die Mauer entlang zum Schwingtor. Schon wollte ich hindurch,da zwang mich ein Impuls, mich umzudrehen und zum letzten Mal die Hütte zu betrachten. Erstaunt ließ ich den Samensack fallen.
    Denn dort, vor dem Eingang, standen zwei majestätische Larkonbäume, die Äste bunt von Früchten. Ihre belaubten Zweige waren
     schützend umeinander geschlungen. Und als ich sie anschaute, wusste ich, dass sie eine wundersam lange Zeit zusammenstehen
     würden.
    Mein Blick fiel auf den offenen Sack mit Samen. Viele waren auf der fruchtbaren Erde des Gartens verschüttet. Manche waren
     so winzig wie Schmutzflecken, andere viel größer als die besonderen in meinem Beutel. Sie funkelten mich an, vom letzten goldenen
     Licht des Tages beschienen.
    Samen, hatte Garlatha gesagt, waren wie Kinder, sie enthielten alle Hoffnungen und Möglichkeiten der Zukunft. Plötzlich hatte
     ich eine Idee. In diesem Moment wusste ich, wie ich den Krieger mit den Schwertarmen davon abhalten konnte, noch mehr Schaden
     anzurichten. Ich hatte kaum Zeit genug, aber trotzdem, es könnte gelingen. Mit einem letzten Blick auf das prächtige Baumpaar
     verließ ich den Garten.

XVIII
EIN AUFTRAG
    D as Gartentor schwang hinter mir zu und ich betrat wieder den Winter. Ein kalter Windstoß blies von dem kahlen Hügel über der
     Hütte, schlug mir ins Gesicht und ließ mich sofort frieren. Ich fühlte mich, als wäre ich in einen Bergsee gesprungen mit
     Wasser, so kalt wie die umliegenden Schneefelder. Meine Hände wurden steif, ebenso meine Zehen. Und keine köstlichen Aromen
     erfreuten meine Nasenlöcher. Ich roch nur kalten Schmutz, kaltes Gras und kalte Luft.
    Während ich kalte Atemwolken ausstieß, knöpfte ich mit erstarrenden Fingern die Jacke meiner Mutter zu. Auf dem Boden sah
     mein Schatten so dünn wie ein erfrorener Schössling aus. Sein langer Körper schien zu schaudern, als ich vom Tor wegging.
    Hoch oben schimmerten die jagenden Wolken tiefrot und violett wie die Flügel eines einsamen Sperlings, der herabsaust. Die
     geschwollene Sonne sank tiefer am Himmel, fast schon bereit, hinter weiten Ebenen zu verschwinden.
Sieben Tage vom nächsten Sonnenuntergang an.
Diese Worte Urnaldas klangen mir in den Ohren und beschleunigten meinen Herzschlag wie zuvor.
    Aber jetzt hatte ich einen Plan. Statt zu versuchen den schwertarmigen Krieger zu besiegen, was unmöglich schien – oder wertvolle
     Zeit zu verschwenden bei der erneuten Suche nach ihm   –, würde ich meine Strategie ändern. Statt den Töter zu bekämpfen, würde ich alle meineEnergie darauf verwenden, ihn von weiteren Schandtaten abzuhalten.
    Ich schaute über die Schulter auf den grünen Garten meiner Freunde und den Samensack auf dem Boden. Genau wie sie alle diese
     Samen gesammelt hatten, würde ich alle unbeschützten Kinder sammeln! Ja, ich würde so viele wie möglich finden und sie außer
     Gefahr bringen – ob sie verwaist oder aus anderen Gründen von ihren Familien getrennt waren. So könnten wenigstens Fincayras
     verletzlichste Kinder den Angriffen des Töters entfliehen. Es konnte nicht mehr als ein paar Dutzend von ihnen auf der Insel
     geben – und sie konnte man sammeln. Und wenn ich es irgendwie innerhalb einer Woche schaffte, würde ich noch vor der längsten
     Nacht bei Rhia sein können.
    Aber wie? Ich ging auf dem Hügel hin und her, die Gedanken schwirrten in meinem Kopf. Auf dem gefrorenen Boden ging auch mein
     Schatten hin und her, seine Form wurde länger, während die Sonne sich dem Horizont näherte. Jedenfalls brauchte ich Hilfe.
     Die Zeit reichte einfach nicht aus, um eine Person alle ungeschützten Kinder des Landes sammeln zu lassen. Wenn ich doch nur
     die Kunst des Springens beherrschen würde! Jetzt wünschte ich mir das mehr als je zuvor.
    Während ich im Gehen fest aufstampfte, um warm zu bleiben, dachte ich über ein anderes Problem nach: Wohin die Kinder bringen,
     nachdem ich sie gesammelt hatte? Es sollte ein weit entfernter Ort sein, wo sie außer Gefahr blieben. Ein Ort, wo noch nicht
     einmal der Töter mit all seinen magischen Kräften sie finden konnte. Ich knirschte mit den klappernden Zähnen. Mein Plan war
     eigentlich überhaupt kein Plan! Falls ich kein gutes Versteck für die Kinder fände, wären sie genauso gefährdet wie zuvor.
    Ich ging den Hang hinauf und beobachtete die

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