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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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wird gehen, das weiß ich!«
    Mein alter Mentor teilte meine Begeisterung keineswegs, er beobachtete mich mit zunehmender Besorgnis. »Das Meer ist das Geringste,
     mein Junge! Der Zauberbann – vergiss nicht den Zauberbann. Niemand, noch nicht einmal dein Großvater Tuatha, hat ihn je überwinden
     können. Und die meisten, die es versuchten, sind nie zurückgekehrt.«
    Wütend schwang ich den Arm. Er stieß an einen kleinen Ast, der brach entzwei und überschüttete mich mit Splittern. »Ich muss
     eine Möglichkeit finden. Ich muss, für die Kinder!«
    Die Furchen auf Cairprés Stirn schienen so tief eingeschnitten wie die auf der Sanddüne hinter ihm. »Kannst du nicht gegen
     den Krieger kämpfen?«
    »Kämpfen ja. Aber ich kann ihn nicht besiegen.« Ich trat näher und sagte finster: »Irgendwie nimmt er meine eigenen Kräfte
     an und verwendet sie gegen mich. Wirklich! So dass die größte Hoffnung der Kinder ist, so weit weg wie möglich zu kommen.«
    »Sie können sterben bei dem Versuch. Und du auch.«
    »Es steht schlimmer um sie, wenn sie es nicht versuchen.« Ich setzte mich neben ihn in den Sand und kreuzte die Beine. »Cairpré,
     du könntest mir helfen. Sag mir, was du über diesen Zauberbann weißt.«
    Er biss sich auf die Lippe. »So gut wie nichts. Nur dass etwas Schreckliches aus dem Meer steigt, wenn jemand der Insel zu
     nahe kommt. Verstehst du denn nicht, mein Junge? Was immer Dagdas Gründe auch waren, er wollte nicht, dass jemand dorthin
     zurückkehrt. Nie.«
    Ich stieß langsam den Atem aus. »Was könnte dort geschehen sein? Glaubst du wirklich, dass es etwas mit den verlorenen Flügeln
     zu tun hat?«
    »Das nehme ich an«, sagte er mit einem Schulterzucken, »obwohl es niemand weiß. Alles über die Insel ist ein Geheimnis! Wir
     wissen noch nicht einmal, ob sie je einen eigenen Namen hatte.«
    »Also ist sie tatsächlich vergessen. Sogar ihr Name.«
    »Das stimmt«, sagte er düster. »Es ist, als wäre das ganze Eiland und selbst die Erinnerung daran zerstört. Und wennFin mit seiner Ballade Recht hat, erwartet Fincayra das gleiche Schicksal.«
    »Moment mal«, widersprach ich. »So schlimm die Ballade auch klingt, sie lässt immer noch Hoffnung zu. Wir könnten
jedermanns Grab
trotzdem entgehen.«
    Die dunklen Pupillen seiner Augen schienen sich zurückzuziehen. »Ich fürchte, da ist mehr. Du hast den letzten Vers nicht
     gehört.« Mit bebender Stimme sagte er die Schlusszeilen der Ballade auf:
    Habt Acht, die ihr kämpft um
    Der Heimat Bestehn:
    Ihr bringt große Opfer,
    Doch Fehler geschehn.
    Es kann schließlich sein
    In Zeiten so trist,
    Dass, was gewonnen,
    Verloren ist.
    »Wieder diese Worte!« Ich nahm eine Handvoll Sand, schüttete ihn auf die Seite meines Stiefels und sah zu, wie die Körner
     auf den Boden herunterfielen. »Wie kann das, was gewonnen ist, zugleich verloren sein?«
    Cairpré zog die buschigen Brauen zusammen. »Schwierig zu wissen. Erst nach den
großen Opfern
werden wir das endgültig verstehen.«
    Eine Weile saßen wir schweigend da und lauschten nur unseren Gedanken und den fortgesetzten Schreien der Wasservögel auf der
     anderen Seite der Düne. Die Ballade, einmal gesprochen, schien in mein Gedächtnis geprägt zu sein. Ständig wiederholte ich
     einige Zeilen ohne sie besser zu begreifen.
    Schließlich sagte der Dichter: »Lass uns ein Feuer machen, Merlin. Und eine Kleinigkeit zu essen.« Er gab seinem Lederbeutel
     einen Stups. »Ich habe die Zutaten mitgebracht.«
    »Ja. Wir brauchen unsere Kraft, wenn wir uns behaupten wollen.«
    Er hielt beim Öffnen des Beutels inne und lächelte mir liebevoll zu. »Mein Junge, du bist die Hartnäckigkeit in Person.«
    »Nein, nein. Ich bin nur der Hunger in Person.«
    Schwungvoll zog er den Inhalt aus dem Beutel: viel Hafermehl für Haferbrei, ein paar getrocknete Billbeeren, eine große Scheibe
     Honigwabe, eine Flasche Apfelsaft, ein Fläschlein mit gemahlener Muskatnuss, einen Kochtopf und zwei Holzlöffel. Schnell sammelten
     wir Treibholz und dürres Gras, um ein Feuer zu machen, das erste, das ich seit den Fackeln im unterirdischen Zwergenreich
     gesehen hatte. Bald stiegen prasselnde Flammen auf und wärmten unsere kalten Hände. Einen Augenblick dachte ich an Lleu, der
     damals im Dorf unser eigenes Feuer entzündet hatte.
    »Bist du ins Dorf zurückgekehrt, nachdem du zu Hause warst?«, fragte ich, als Cairpré Muskatnuss in den köchelnden Topfinhalt
     rührte. »Und war Elen dort? Und

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