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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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du es?«
    »Du hast es verdient.«
    »Warte, Merlin.« Lleu griff nach meinem Unterarm. »Wirf ihn nicht ins Meer.«
    Ich schaute finster zu ihm hinunter. »Warum nicht?«
    »Weil . . . eigentlich ist er nicht so schlimm.«
    »Nein?« Lleus ernstes Gesicht besserte meine Laune ein wenig, aber ich lockerte nicht den festen Griff. Hervydd betrachtete
     Lleu inzwischen halb verblüfft, halb misstrauisch.
    »Ich bin auf seine Hand getreten«, erklärte Lleu. »Und ich meine, wir sind hier alle zusammen, jedenfalls eine Zeit lang.
     Da können wir genauso gut versuchen miteinander auszukommen.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Du bist ja ein ungewöhnlicher Junge.«
    Endlich ließ ich Hervydd los. »Und du ein glücklicher. Wenn Lleu sich nicht für dich eingesetzt hätte, hätte ich dich vielleicht
     doch über Bord geworfen.« Ich beugte mich so weit hinunter, dass mein Gesicht fast seines berührte. »Aber erst nachdem ich
     dich in einen Seeigel verwandelt hätte oder in eine Qualle.«
    Weil ich seine Skepsis sah, wollte ich dem letzten Satz mehr Nachdruck geben. Ich nahm eines der Haare, die über meine Stirn
     hingen, und riss es mit einem Ruck aus. Dann legte ich es auf die Handfläche und sagte einen einfachen Zauberspruch. Das Haar
     knisterte, rollte sich zusammen und verschwand abrupt. An seiner Stelle lag eine nasse, formlose Qualle. Ich hielt sie und
     betastete die schleimige Masse, bevor ich sie über den Rand in die Wellen warf.
    Zum ersten Mal zeigte Hervydd Anzeichen von Furcht. Er riss die Augen auf, wich zurück und kroch den Rand entlang.
    Ich fuhr mir übers Kinn und tat, als würde ich laut nachdenken. »Oder vielleicht ein Stück Treibholz? Nein, nein, nicht typisch
     genug. Wie wär’s mit einer Handvoll Meeresschaum, der auf dem Wasser treibt wie ein fauliger Fisch? Ja, das ist genau das
     Richtige.«
    Hervydd krabbelte noch schneller hinüber zur anderen Seite des Huts.
    Wieder griff Lleu nach meinem Arm. In einem Flüstern, das über die klatschenden Wellen kaum zu hören war, fragte er: »Hättest
     du das wirklich mit ihm gemacht?«
    »Nein.« Ich blinzelte ihm zu. »Aber das braucht er nicht zu wissen, oder?«
    Ich legte meinen Arm um seine Schulter, da warf uns ein plötzlicher Ruck längelang auf die verflochtenen Äste. Kinder schrien,
     taumelten auf dem Rand und stießen aneinander.Ein Junge stürzte kopfüber in die Höhlung. Meine Mutter flog rückwärts, versetzte mir dabei einen Stoß und fasste gerade noch
     einen gebogenen Ast, sonst wäre sie ins Meer gefallen. Andere hatten nicht so viel Glück: Ich hörte mehrere Schreie, die mit
     Platschen endeten.
    Der Hut schaukelte zwar noch auf den Wellen, aber er schien sich nicht mehr übers Wasser zu bewegen. Winde bliesen rau und
     zerrissen den Nebel. Das ganze Gefährt neigte sich auf eine Seite, als würde es sinken.
    »Wir sind auf Grund gelaufen!«, rief Medba und packte geschickt meinen Stock, der gerade vom Rand rollen wollte.
    »Alle hinunter in die Höhlung!«, brüllte ich über das Getöse. »Sofort!«
    Mit einem dankbaren Nicken nahm ich Medba den Stock ab. »Geh und sieh, ob du jemand helfen kannst, der über Bord gefallen
     ist. Aber sei vorsichtig! Ich will versuchen uns hier herauszubekommen.«
    Im Handumdrehen war sie weg, rutschte durch eine Lücke und kletterte mit der Gewandtheit einer Spinne die Seite hinunter.
     Ich kroch an den Rand und schaute hinab in die Dunkelheit. Inzwischen hatte sich der Hut noch schräger gelegt. Ich beugte
     mich vor, so weit ich konnte ohne hinunterzufallen, und suchte auf den Wellen nach einem Anzeichen, womit wir zusammengestoßen
     waren.
    Nichts als Wasser.
    Der Hut kippte weiter und knarrte bedenklich. Ich steckte meinen Stock zwischen ein paar Äste, damit er als stabiler Pfosten
     vom Rand aufragte. Dann klammerte ich mich mit den Beinen um den Stab und hing mit der ganzen Brust über dem Rand. Klatschende
     Wellen schlugen mir an den Kopf und brannten in meinen blinden Augen, aber mit meinem zweiten Gesicht untersuchte ich weiter
     die Tiefe.
    Etwas regte sich unter der Oberfläche. Lang und dünn wie ein Tangstrang. Aber nein, es bewegte sich zu zielstrebig für Tang.
     Dann erkannte ich an seiner Seite eine Reihe zitternder Saugnäpfe, die mit ihrem eigenen grünlichen Licht leuchteten. Ein
     Tentakel! An seiner ungeheuren Länge und dem Umfang sah ich, dass der Fangarm zu etwas Großem gehörte – viel größer als unser
     Schiff.
    Ich streckte den Arm aus und schickte

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