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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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bildete
     sich innerhalb des Zweigs eine Szene mit vielen Einzelheiten. Ich konnte Geschöpfe sehen, irgendwelche Vögel, die mit großen
     weißen Flügeln schlugen und über eine Gegend flogen, wo steile Klippen aus dem Meer ragten. Die Szene war zwar stumm, aber
     ich konnte mir leicht das Brüllen und Zischen des brausenden Gischts vorstellen.
    In gewisser Weise ähnelte der Ort, den ich betrachtete, der Küste dieser Insel. Doch das war natürlich unmöglich: Das Land
     war üppig und grün, kein Hügel stand auf den Klippen. Außerdem war es sichtlich keine Insel, sondern Teil der zerklüfteten
     Küsten Fincayras.
    Was ich dann sah, ließ mich Mund und Augen aufreißen.Die weiß geflügelten Vögel waren gar keine Vögel – sondern Männer und Frauen! Sie schwirrten und schwebten zwischen den Klippen
     und genossen eindeutig das Flugabenteuer. Einige flogen Hand in Hand; andere stießen aus den Wolken und schossen direkt hinunter,
     knapp bevor sie ins glitzernde Meer tauchten, schwenkten sie hoch. Alle flogen mit spielerischer Freiheit dank der prächtigen
     weißen Flügel, die aus ihren Rücken wuchsen.
    Während ich sie gleiten und segeln und flattern sah, dachte ich an Rhia. Wie liebend gern würde sie das sehen! Nein . . .
     das
tun.
    Plötzlich löste sich die Szene in einem anderen Strudel auf, sie kreiste immer schneller, bis die wirbelnden Farben sich zu
     einer völlig neuen Szene formten. Der Ort war der gleiche, aber jetzt war auf den Klippen eine geschäftige Stadt zu sehen.
     Die geflügelten Menschen lebten dort, doch nicht allein. Sie lebten und arbeiteten Seite an Seite mit vielen anderen: Zwergen,
     Elfen, Geistern und mehr als nur ein paar Riesen. Ich sah sogar eine Gruppe winziger heller Punkte, vielleicht ein Schwarm
     Leuchtfliegen. Verwundert schaute ich hin. Diese Szene war tatsächlich nur vor langer Zeit möglich.
    Etwas anderes fiel mir auf. Die geflügelten Menschen erfüllten geschäftig zahlreiche Aufgaben – sie trugen Wasser, bauten
     Möbel zusammen, reparierten Dächer, pflanzten Obstbäume, bestellten Felder und vieles mehr. Doch sie schienen das nicht für
     sich zu tun, sondern für die anderen Arten. Überall erledigten sie hilfreiche Arbeiten, als wären sie gewissermaßen Beschützer,
     die über die anderen wachten. Obwohl sie aussahen wie Männer und Frauen in Fincayra, bis zu den spitzen Ohren, kamen sie mir
     mehr wie Engel vor.
    Ein weiterer Farbenstrudel und die Szene veränderte sich wieder. Ich sah die gleiche Stadt über den Klippen, aber vieles hatte
     sich verändert. Die geflügelten Menschen schienen jetzt entfernter, sie flogen im blauen Himmel über den anderen, statt neben
     ihnen zu arbeiten. Aus der Höhe riefen sie etwas – sehr wahrscheinlich Befehle. Und obwohl die Angehörigen anderer Arten gehorsam
     den Rücken beugten, war es ihnen offensichtlich unangenehm. Mehrere Zwerge schrien Proteste; eine Riesin hob zornig die Faust.
    Mitten in der Stadt entstand ein riesiges Bauwerk. Zuerst hielt ich es für ein Schloss, eine Festung, dem Meer zugewandt.
     Dann erkannte ich, dass mehr Erde als Stein und Holz dafür verbaut wurde. Was hier errichtet wurde, war ein Hügel! Ein einziger,
     riesiger Hügel. Ich holte tief Luft. Konnte es der sein, auf dem ich stand?
    Während ich zusah, flog ein geflügelter Mann in violetten Gewändern hinunter zu einer Gruppe Zwerge. Er schwebte über ihnen,
     sein Gesicht war verzerrt. Zu meinem Entsetzen zog er eine große Peitsche, ließ sie knallen und schlug damit –
    Alles wirbelte, während die Szene sich veränderte. Die Stadt war verschwunden, von dem Hügel verdrängt, der doppelt so groß
     wie zuvor geworden war. In seinem riesigen Schatten versammelte sich eine Menge Geflügelter, die sich zu einer Art Zeremonie
     aufstellte. Ein Zwerg mit gefesselten Armen stolperte vor und sank auf die Knie angesichts eines geflügelten Mannes, der auf
     einer Plattform aus Sandstein stand. Der Mann mit der silbernen Schärpe, die ihm fast bis auf die Füße fiel, hob in einem
     anscheinend rituellen Gebet die Arme. Unerwartet zogen zwei Geflügelte edelsteinbesetzte Schwerter und erschlugen den Zwerg.
     Sein Blut spritzte auf die Steine.
    Ich schauderte bei diesem Anblick. Warum nahm der Zwerg ein so grässliches Ende? Hatte er irgendein entsetzliches Verbrechen
     begangen? Aber nein, alle meine Instinkte sagten mir etwas anderes. Ich war Zeuge eines Blutopfers gewesen! Und kein Opfer
     für Götter, sondern für einige

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