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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Schüssel und trat, so fest ich konnte. Die Steingutschüssel flog ihm direkt ins Gesicht und zerschellte
     an seiner Maske. Ich wälzte mich zur Seite, seine Schwerter schlugen ins Leere.
    Jetzt stand ich wieder und erwiderte den Angriff. Wild schwang ich mein Schwert und trieb ihn den Hang hinauf, bis er oben
     auf dem Hügel stand. Die tiefe Grube gähnte direkt hinter ihm. Als er einem meiner Schläge auswich, trat er zu weit zurück
     und geriet mit einem Bein über das dunkle Loch. Einen Augenblick balancierte er da, im Begriff, über den Rand zu stürzen.
     Schmutz und Steinbrocken brachen von der Grubenwand und polterten hinunter in die Tiefe.
    Ich lief zu ihm. Zu meinem Schrecken stieß er beide Klingen in den Boden bei seinem Stiefel und gewann so neuen Halt. Gerade
     als ich bei ihm war, beugte er sich vor und stieß mit der Schulter nach mir. Wir prallten zusammen und rollten durch den Schmutz,
     bis wir an eine Statue dreier geflügelter Frauen prallten, die zerschellte.
    Immer weiter rollten wir, einen entsetzlichen Moment lang ineinander verkeilt. Eine seiner Klingen schnitt mir in die Schulter,
     bevor wir uns trennten. Ich mühte mich wieder aufzustehen und zertrat dabei das Bein eines Skeletts. Mir gegenüber erhob sich
     der Töter, er keuchte so angestrengt wie ich.
    »Das erste Blut«, höhnte er. »Gleich kommt mehr!«
    Weil ich keine meiner Waffen loslassen wollte, konnte ich nicht an die verwundete Schulter fassen. Aber sie schmerzte. Blut
     lief meinen linken Arm hinunter und sickerte biszum Ellbogen in meine Tunika. Mein Stock fühlte sich jede Sekunde schwerer an.
    Ein seitlicher Lichtschimmer fiel mir auf. Ein Silberbogen stieg über den Horizont. Der aufgehende Mond! Ich schaute zum Himmel
     und wurde mir bewusst, dass wir vom Nachmittag an über den Sonnenuntergang hinaus gekämpft hatten. Schon breitete die Abenddämmerung
     ihren Schattenumhang über die Inselruinen. Schweißtriefend schauderte ich in der kalten Abendluft.
    Plötzlich dachte ich an Elen – irgendwo dort drunten, unter einer der Klippen, die uns umgaben. Sie würde inzwischen vor Sorge
     außer sich sein, unfähig mich hier oben zu erreichen, ahnungslos, was geschehen war. Das war vermutlich das Beste: Sie würde
     sich auf den Töter stürzen, wenn sie ihn sah. Im Moment war es besser, dass sie und die Kinder fern von alledem waren.
    Mein Feind schwenkte die mörderischen Arme und griff wieder an. Ich wehrte einen Schlag ab, parierte einen anderen und duckte
     mich, um dem nächsten auszuweichen. Funken sprangen in die Luft und erleuchteten den dunklen Hügel. Der Töter versuchte mich
     zum Rand der Grube zurückzudrängen, aber ich glitt hinter einen geschnitzten Amethysttisch, der auf die Seite gefallen war.
     Mit dem Tisch als Deckung lief ich weg vom Rand und gewann mehr Bewegungsraum.
    Die Erleichterung war jedoch von kurzer Dauer. Meine Schulter schmerzte furchtbar. Und mit jedem Schlag auf meinen Stock wurde
     mein Arm schwächer. Bald würde ich den Stock gar nicht mehr heben können und wenig später ihn noch nicht einmal mehr umklammern.
     Der Töter wusste, dass er mich zermürbte, und zielte mit den härtesten Schlägen auf meine geschwächte Seite.
    Während der fast volle Mond sich über die Insel hob und das Trümmergrab in ein geisterhaftes Licht tauchte, kämpften der Töter
     und ich weiter. Jetzt stützte ich den Griff meines Stocks auf die Hüfte und versuchte ihn zu halten wie einen Speer. Doch
     meine Schulter wurde ständig schwächer. Schließlich ließ ich mit einem schweren Stöhnen den Stock fallen. Jetzt hatte ich
     nur noch eine Waffe und einen gesunden Arm.
    Wir schlugen uns die Nacht hindurch, steif von unseren Wunden und der Kälte. Die Schwünge des Töters wurden lahmer – er war
     so müde wie ich. Er stolperte oft und seine zerrissenen Leggings flatterten bei jeder Bewegung. Doch seine Mordlust nahm nicht
     ab. Stunde um Stunde griff er an.
    Nachts sah ich besser als er und hatte so einen leichten Vorteil. Ich nahm seine Waffen deutlicher wahr und ahnte Bewegungen
     etwas schneller voraus. Doch das entschädigte kaum dafür, nur ein Schwert statt seiner zwei zu haben. Ständig wehrte ich seine
     Schläge ab, selten teilte ich eigene aus. Wie ich mich danach sehnte, meine Magie gegen ihn einzusetzen!
    Als der Mond schließlich hinter dem Horizont verschwand, konnte ich kaum noch stehen. Langsam erhellte sich der östliche Himmel.
     Karmesin- und scharlachrote Streifen stiegen in

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