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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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als wollten sie den fleißigen Händen danken, die diesen Garten so
     viele Jahre lang bestellt hatten.
    »Ihr erinnert mich an zwei Bäume«, sagte Rhia. »Bäume, die so lange die gleiche Erde teilten, dass sie zusammengewachsen sind.
     Mit Wurzeln und allem.«
    Garlatha schaute mit leuchtenden Augen ihren Mann an.
    Ich beschloss, es noch einmal zu versuchen. »Da wir gerade von wachsenden Pflanzen sprechen, seht, was ich mitgebracht habe
     . . .«
    »Ja!«, rief der alte Mann dazwischen. »Du hast deine Freundin Rhia mitgebracht.« Er wandte sich an sie. »Wir heißen dich willkommen,
     wie wir den Sonnenschein willkommen heißen.«
    Garlatha zupfte mich am Ärmel. »Was ist aus deinem Freund geworden, der zuvor mit dir gekommen war, der mit der großen Kartoffelnase?«
    »Shim geht es gut«, antwortete ich schroff. »Und jetzt . . .«
    »Obwohl seine Nase«, unterbrach mich Rhia, »noch größer geworden ist.«
    Garlatha zog eine Augenbraue hoch. »Er sah aus, als wäre er voller Überraschungen, dieser Shim.«
    Ich räusperte mich dramatisch. »Und jetzt habe ich eine großartige Überraschung für euch beide . . .«
    Doch bevor ich den Satz beenden konnte, redete die alte Frau wieder mit Rhia. »Bist du aus dem Drumawald? Dein Anzug sieht
     aus, als wäre er von Waldelfen gewoben.«
    »Die Druma ist meine Heimat und war es mein Leben lang.«
    Garlatha beugte sich zu ihr. »Stimmt es, was ich gehört habe? Dass der seltenste aller Bäume, der auf jedem Zweig eine andere
     Art Frucht trägt, immer noch dort gefunden werden kann?«
    Rhia strahlte. »Was du gehört hast, ist wahr. Der Shomorrabaum steht tatsächlich dort. Man könnte sogar sagen, er ist mein
     Garten.«
    Zunehmend enttäuscht stieß ich meinen Stock auf den Boden. »Ich habe diesem Garten hier ein Geschenk zugedacht.«
    Die beiden Alten schienen mich nicht zu hören, während sie Rhia weiter über den Drumawald befragten. Sie waren offenbar mehr
     an ihr interessiert als an mir. Dabei hatte ich ihnen etwas so Wertvolles gebracht!
    Schließlich streckte T’eilean den muskulösen Arm nach einer spiralförmigen Frucht aus, die an einem Zweig über uns hing. Mit
     einer anmutigen Handbewegung pflückte er sie. Die blassviolette Farbe leuchtete in seiner Hand. »Eine Larkon«, sagte er andächtig.
     »Die schönste Gabe des Landes an unser einfaches Heim.« Er betrachtete mich ruhig. »Ich erinnere mich, dass sie dir geschmeckt
     hat.«
    Endlich,
dachte ich. Aber während ich schon die Hand nach der Frucht ausstreckte, machte er einen Schwenk und reichte sie Rhia. »Deshalb
     bin ich überzeugt, dass deine Freundin sie ebenso genießen wird.«
    Mit rotem Kopf sah ich zu, wie sie die Larkon nahm. Bevor ich etwas sagen konnte, pflückte er eine weitere Spiralfrucht und
     gab sie mir. »Wir fühlen uns geehrt, dass du zurückgekommen bist.«
    »Geehrt?«, fragte ich mit ungläubigem Unterton. Ich war versucht mehr zu sagen, doch ich hielt mich zurück.
    T’eilean wechselte einen Blick mit Garlatha, dann wandte er sich wieder an mich. »Mein Junge, dich als Gast in unserem Hause
     zu begrüßen, ist die größte Ehre, die wir erweisen können. Wir haben sie dir letztes Mal zuteil werden lassen und wir erweisen
     sie dir jetzt.«
    »Aber jetzt, T’eilean, trage ich die blühende Harfe.«
    »Ja, ja, das habe ich gesehen.« Seine Mundwinkel senkten sich und zum ersten Mal war ihm die Last seiner vielen Jahre anzusehen.
     »Mein lieber Junge, die blühende Harfe ist der wunderbarste aller Schätze, mit der Magie des Samens gesegnet. Doch in unserem
     Haus heißen wir Gäste nicht für das willkommen, was sie auf dem Rückentragen. Wir wissen das zu schätzen, was sie anderswo tragen.«
    Rätsel! Und das von einem, den ich für einen Freund gehalten hatte. Finster schob ich mir ein paar widerspenstige Haare aus
     dem Gesicht.
    T’eilean holte tief Luft, bevor er weitersprach. »Als deine Gastgeber schulden wir dir unsere Gastfreundschaft. Und unsere
     Aufrichtigkeit. Wenn das Gewicht der Harfe auf deinem Rücken liegt, so trägst du auch das viel größere Gewicht der Aufgabe,
     unser Land zu heilen, bevor es zu spät ist. Viel hängt von dir ab, mein Junge. Sicher hast du sehr wenig Zeit für Besuche
     bei einfachen Leuten wie uns.«
    Meine Kiefer verkrampften sich.
    »Verzeih mir, aber ich versuche nur ehrlich zu sein.«
    »Warte, Merlin«, rief Rhia.
    Den Rest ihrer Worte hörte ich nicht, denn ich war schon über die Mauer gestiegen. Allein machte ich

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