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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Bumbelwy stieß einen tiefen Seufzer aus. »Als Spaßmacher bin ich ein Versager. Ein absoluter
     Versager. Ein Spaßmacher muss nur zweierlei sein, weise und komisch. Und ich bin keins von beidem.« Eine bittere Träne rollte
     über seine Wange. »Kannst du dir vorstellen, wie einem da zu Mute ist? Wie es schmerzt von den Daumen bis zu den Zehen? Mein
     Schicksal ist, ein Spaßmacher zu sein, der alle traurig macht. Einschließlich mich.«
    »Warum gerade ich? Konntest du dir keinen anderen suchen, dem du folgst?«
    »Sicher«, rief er über die schäumenden Fluten. »Aber du wirkst so . . . unglücklich. Einen Unglücklicheren habe ich nie gesehen.
     Du stellst mich als Spaßmacher wirklich auf die Probe! Wenn ich lerne dich zum Lachen zu bringen, kann ich jeden zum Lachen
     bringen.«
    Ich stöhnte. »Du wirst nie jemanden zum Lachen bringen. Das ist sicher!«
    Trotzig schob er seine sechs Kinne vor und wollte gerade schwungvoll den Umhang um sich ziehen. Doch da stolperte er über
     einen Stein, machte einen Hüpfer zur Seite, verlor dabei den Hut und rutschte fast das Ufer hinunter. Er packte den Hut und
     drückte ihn wieder auf den Kopf – verkehrt herum. Brummend setzte er ihn richtigauf, doch zuvor stolperte er wieder und plumpste auf den schlammigen Boden. Murrend kam er auf die Füße und versuchte sich
     den Schmutz vom Hosenboden zu wischen.
    »Na schön«, sagte er dann unter Glockengeklirr, »wenigstens kann ich dir das Vergnügen meiner Gesellschaft bieten.«
    Ich rollte die Augen, dann schaute ich über die Schulter auf den unaufhörlichen Fluss. Wenn ich in das brausende Wasser sprang,
     trug es mich vielleicht flussabwärts. Weg von dieser endlosen Folter in Gestalt eines Mannes. Doch so groß die Versuchung
     auch war, ich wusste es besser. Auf dieser Strecke strömte das Wasser viel zu schnell und gezackte Felsen ragten wie Dolche
     heraus. Bestimmt würde die Harfe Schaden leiden und ich wahrscheinlich auch. Wo war Rhia, wenn ich sie brauchte? Sie wüsste,
     wie man mit dem Geist des Flusses spricht und seine Wellen besänftigt. Ich zuckte zusammen, als ich daran dachte, wie wir
     uns getrennt hatten. Aber es war mehr Rhias Schuld als meine. Sie war so von sich überzeugt gewesen. Es hatte sie zweifellos
     gefreut, mich gedemütigt zu sehen.
    Ich zog die Harfe höher auf meine Schulter. Wenn ich den Fluss überquert hatte, würde ich wenigstens nicht mehr von diesen
     ausgebleichten Ebenen umgeben sein, die sich dehnten wie der aschfarbene Himmel und mich ständig an meine unvollendete Aufgabe
     erinnerten. Südlich von hier, fiel mir ein, wurde der Fluss wesentlich breiter. Dort konnte ich hinüber. Dann würde ich weiter
     zur Küste der sprechenden Muscheln gehen. Mit oder ohne Bumbelwy.
    Zu meinem Entsetzen ergab sich: mit ihm. Der traurigeSpaßmacher folgte mir mit flatternden Ärmeln und scheppernden Glocken an mehreren rauschenden Wasserfällen vorbei, durch sumpfiges
     Marschland und über eine Strecke mit flachen Steinen in der Flussebene. Als wir schließlich die Untiefen unterhalb riesiger,
     eiförmiger Steine erreicht hatten, wankten wir über den unaufhörlichen Fluss. Eisiges Wasser schlug an meine Schienbeine,
     der weiche Grund saugte sich bei jedem Schritt an meinen Stiefeln fest. Es kam mir vor, als würde der Fluss versuchen mich
     zurückzuhalten.
    Wir stiegen aus dem Wasser und wanderten am Westufer weiter. Mehrere Stunden lang stapften wir durch Alleen aus spitzkantigem
     Schilf. Rechts reckten sich die hohen Bäume des Drumawalds zum Himmel und legten bis zu den umnebelten Hügeln eine grüne Decke
     über das Land. Vögel mit bunten Flügeln flitzten zwischen den Zweigen   – Vögel, die Rhia bestimmt kannte. Die ganze Zeit gab ich mir Mühe, nicht auf die schlaffe Gestalt und die klirrenden Glocken
     hinter mir zu achten.
    Schließlich sah ich eine Reihe welliger Dünen mit einer wabernden Nebelwand dahinter. Mein Herz tat einen Sprung. Trotz meines
     begrenzten Sehvermögens fielen mir die starken Farben vor uns auf. Goldener Sand. Grüne, belaubte Ranken. Rosa und violette
     Muscheln. Gelbe Blumen.
    Meine Stiefel versanken im lockeren Sand, als ich auf die erste Düne kletterte. Oben erblickte ich endlich die Küste mit dem
     Wellengekräusel dahinter. Es war Ebbe. Unter dem dicken Nebelvorhang bedeckten Muscheln den Sand. Ich konnte ihr Glucksen
     und Sprudeln hören, dazu das Schnattern und Planschen von Wasservögelnmit langen kellenförmigen Schnäbeln.

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