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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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vielleicht nicht, dass jeder, der hier ankommt – selbst der
     winzigste Schmetterling   –, das Gleichgewicht des Lebens auf Fincayra beeinträchtigen und unsägliche Zerstörung verursachen könnte.«
    »Du klingst wie Domnu«, spottete ich, »wenn du sagst, dass ich ganz Fincayra ruinieren werde.«
    Er schaute zum Stadttor, das jetzt nicht mehr in goldenem Licht schimmerte. Dahinter lagen die dunklen Hügel wie Wellen einer
     stürmischen See. »Genau das könntest du tun. Besonders wenn du nicht zu Ende führst, was du begonnen hast.«
    »Willst du mir nicht helfen?«
    »Selbst wenn ich eine Möglichkeit wüsste, würde ich dir nicht helfen. Du bist nur ein Junge. Und törichter, als ich glaubte.«
    Ich stieß meinen Stock auf den Boden. »Ich habe die Macht, das Land mit der Harfe zum Blühen zu bringen, oder? Du selbst hast
     dem großen Rat gesagt, dass ich das Herz eines Magiers habe. Nun, vielleicht habe ich auch die Macht, meine Mutter herzubringen.«
    Seine Hand drückte meine Schulter so heftig, dass ich zusammenzuckte. »Sag so etwas nicht, noch nicht einmal im Spaß. Um ein
     richtiger Magier zu sein, braucht man viel mehr als ein Herz. Man braucht Geist, Intuition, Erfahrung. Man braucht Wissen
     – enormes Wissen über die Strukturen des Kosmos und alle Künste der Zauberei. Und darüber hinaus braucht man Weisheit, die
     Art Weisheit, die einem sagt, wann diese Künste anzuwenden sind und wann nicht. Denn ein richtiger Magier übt seine Macht
     umsichtig aus, so wie ein erfahrener Bogenschütze seine Pfeile handhabt.«
    »Ich rede nicht von Pfeilen. Ich rede von meiner Mutter, Elen.« Ich richtete mich auf. »Wenn du mir nicht hilfst, werde ich
     andere Möglichkeiten finden.«
    Cairpré runzelte wieder die Stirn. »Ein richtiger Magier braucht noch etwas.«
    »Und das wäre?«, fragte ich ungeduldig.
    »Bescheidenheit. Hör mir gut zu, mein Junge! Vergiss diesen Wahnsinn. Nimm die Harfe und geh zu deiner Arbeit in den Hügeln
     zurück. Du hast keine Ahnung von den Risiken, die du eingehst.«
    »Ich würde noch viel mehr eingehen, um Elen zu mir zurückzubringen.«
    Er schaute zum Himmel. »Hilf mir, oh Dagda!« Dann fragte er: »Wie kann ich dir das nur verständlich machen? Es gibt ein Sprichwort,
     so alt wie diese Insel, nach dem nur die weiseste Muschel vom Strand der sprechenden Muscheln jemanden durch den Nebel geleiten
     kann. Es klingt ganz einfach. Und doch hat noch nie ein Zauberer – noch nicht einmal Tuatha – gewagt es zu versuchen. Gibt
     dir das eine Ahnung von der Gefahr?«
    Ich grinste. »Nein. Aber es gibt mir eine Idee.«
    »Merlin, nein! Das darfst du nicht. Zu all den anderen Gefahren kommt noch eine. Für dich. Wenn du einen solchen Akt der Zauberei
     versuchst, erfährt Rhita Gawr genau, wo du bist – und mehr, fürchte ich. Wenn er zurückkommt, um diese Welt und die anderen
     zu erobern, wird er dich verfolgen. Denk an meine Worte.«
    Ich zupfte am Tragriemen der Harfe. »Ich fürchte ihn nicht.«
    Cairpré zog die wirren Brauen hoch. »Dann fang lieber damit an. Denn mit solcher Hybris bietest du ihm die süßeste Rache.
     Er macht dich zu einem seiner Diener, genau wie er es mit deinem Vater tat.«
    Mein Magen verkrampfte sich, als hätte ich einen Schlag bekommen. »Willst du damit sagen, dass ich nicht besser bin als Stangmar?«
    »Ich sage, dass du genauso verführbar bist. Wenn RhitaGawr dich nicht tötet, wird er versuchen dich zu versklaven.«
    In diesem Moment fiel der Schatten eines Mannes auf uns. Ich fuhr herum und stand Bumbelwy gegenüber. Offenbar hatte er seinen
     Vortrag beendet und war zu uns getreten, und wir waren zu sehr in unser Gespräch vertieft, um zu bemerken, dass er zuhörte.
     Er verbeugte sich linkisch, wobei sein Hut mit lautem Gerassel zu Boden fiel. Bumbelwy hob ihn auf. Dann wandte er sich mit
     hängenden Schultern an Cairpré. »Ich war schrecklich, stimmt’s?«
    Cairpré, der mich immer noch wütend anschaute, winkte ihn weg. »Ein andermal. Gerade rede ich mit dem Jungen.«
    Bumbelwy wandte mir seine betrübt heruntergezogenen Kinne zu und bat niedergeschlagen: »Dann sag du es mir. War ich schrecklich
     oder nicht?«
    Ich hoffte, dass er gehen würde, wenn ich ihm antwortete, und sagte finster: »Ja, ja. Du warst schrecklich.«
    Aber er ging nicht. Er nickte nur mürrisch, wobei die Glocken schepperten. »Ich habe es also vermasselt. Zu wahr, zu wahr,
     zu wahr.«
    »Merlin«, knurrte Cairpré. »Denk an meine Warnungen. Ich

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