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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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würde lieber den ganzen Tag eine zerbrochene Harfe hören als diese Glocken. Sie erinnern
     mich an einen zerbrochenen Kessel, der einen Hügel hinunterrollt.«
    Ich dachte an die zarte Musik der blühenden Harfe, die mich so viele Wochen begleitet hatte. Weil ich nicht riskieren wollte
     das Instrument zu beschädigen, hatte ich beschlossen die Harfe zurückzulassen und sie sicher bei Rhias Feuerstelle verstaut.
     Arbassa würde sie gut bewachen. Doch ich wusste, dass ich ihre melodischen Klänge vermissen würde. Und nicht nur das.
    Ich durchforschte Rhias Gesicht, es war so ratlos wie meines. »Ich hätte nie meine Aufgabe in den dunklen Hügeln im Stich
     lassen sollen. Ich habe ganz Fincayra Gefahren ausgesetzt. Und jetzt habe ich das Gleiche meiner Mutter angetan.« Ich bohrte
     das Ende meines Stocks ins Gras und seufzte. »In Wahrheit habe ich die Harfe nie verdient. Du hast gesehen, wie ich damit
     herumstolziert bin, als wäre ich irgendein Zauberer. Nun, ich bin kein Zauberer, Rhia. Ich bin nicht stark genug. Nicht weise
     genug.«
    Sie zog leicht die Augenbraue hoch. »Ich glaube, du bist schon ein bisschen weiser.«
    »Nicht weise genug, um die Seele der Strophen zu begreifen! Ich weiß noch nicht einmal, wo ich anfangen soll.«
    Die dicken Äste über uns regten sich plötzlich. Zweigeschüttelten sich, stießen aneinander und schickten einen Blätterregen zu Boden. Obwohl die kleineren Bäume rund um Arbassa
     völlig ruhig blieben, schwankte die große Eiche wie in einem heftigen Sturm.
    Angst packte mich. Ich fasste Rhia am Arm. »Komm! Bevor ein Ast auf uns fällt.«
    »Unsinn.« Sie machte sich los. »Das würde Arbassa nie tun. Hör nur.«
    Während ich mir die Blätter aus den Haaren schüttelte, merkte ich, dass die knarrenden und rauschenden Zweige tatsächlich
     einen anderen Laut von sich gaben. Einen Laut, der sich ständig wiederholte.
Tuuuaaatha. Tuuaaatha.
Langsam hörte das Schwanken auf. Die Äste wurden ruhig. Der majestätische Baum ragte über uns wie zuvor. Doch etwas hatte
     sich verändert. Denn während ich immer noch nichts über die Seele der Strophen wusste, hatte ich jetzt eine Idee, wo ich es
     herausfinden könnte.
    »Tuathas Grab«, sagte ich. »Dort beginnt unsere Suche.«
    Rhia biss sich auf die Lippe. »Wenn Arbassa glaubt, das könnte helfen, dann glaube ich es auch. Aber der Gedanke, dorthin
     zu gehen, gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht.«
    In diesem Moment streckte Bumbelwy seinen Kopf aus der Tür im Stamm, er sah noch gequälter als sonst aus. Er taumelte aufs
     Gras und hielt sich dabei den Bauch. »Das war vielleicht ein Sturm! Er hat mir meinen empfindlichen Magen umgedreht.«
    Der schlaksige Bursche richtete sich auf und schüttelte die Glocken an seinem Hut. »Aber nur keine Angst, nein, nur keine
     Angst. Solches Wetter folgt mir überall, deshalb bin ich schon daran gewöhnt.«
    Rhia und ich schauten uns besorgt an.
    »Ich komme trotzdem.« Er rieb sich die Seite. »Obwohl es mir mit dieser neuen Verletzung schwerer fällt, euch unterwegs zu
     unterhalten. Dennoch, ein Spaßmacher muss sein Bestes versuchen!« Er zog sich den Umhang über den Kopf und hüpfte um Arbassas
     Wurzeln herum, wobei seine Glocken in gedämpften Salven rasselten.
    Ich runzelte die Stirn. »Besser, du versuchst uns zu unterhalten als meine Mutter.«
    Bumbelwy schob den Umhang von seinem Kopf. »Oh, mach dir ihretwegen keine Sorgen«, sagte er gelassen. »Sie hat noch viel Zeit.
     Sie hat fast einen Monat unaufhörlicher Schmerzen vor sich, bevor sie sterben muss.« Nachdenklich sah er zu Rhias luftigem
     Haus hinauf. »Wenn du willst, steige ich noch einmal zu ihr hinauf und bringe sie ein paar Mal zum Lachen, bevor wir gehen.«
    Ich hob den Stock, als wollte ich ihn schlagen. »Du Narr! Du bringst die Leute so wenig zum Lachen wie ein verwesender Leichnam!«
    Er legte alle Kinne in betrübte Falten. »Wart es nur ab. Ich
werde
eines Tages jemanden zum Lachen bringen. Ganz bestimmt.«
    Ich senkte den Stock und sagte zornig: »Ich kann schon meine Stiefel schmecken.«
    Arbassas mächtiger Stamm knirschte, als die Tür sich schloss. Ich schaute den Stamm hinauf, immer höher, bis er in einem Gewirr
     von Ästen über unseren Köpfen verschwand. Einen Moment lang sah ich in die Zweige, die wie Fäden eines lebenden Teppichs ineinander
     verwoben waren. Blätter schimmerten in der Sonne, Moos wuchs wie Pelz unter jedem Ast.
    »Glaubst du«, fragte ich Rhia, »dass Arbassa mir

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