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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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grundlegende Wahrheit der Strophe. Ihr erstes Prinzip. Sie zu finden ist so schwierig wie der Versuch, den
     Duft einer Blume über einen großen See hinweg zu riechen. Du kannst beides weder sehen noch berühren, dennoch musst du es
     kennen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das klingt sogar schwierig für einen Zauberer, von einem Jungen ganz zu schweigen.«
    Die Äste schwankten noch heftiger, als Tuathas Stimme wieder erschallte:
»Du kannst immer noch ein Zauberer werden,
junger Dachs – das heißt, falls du überlebst. Aber vergiss eines nicht. Weil du so wenig Zeit hast, wirst du versucht sein
     einige Strophen auszulassen. Widersteh solcher Torheit! Versuche nicht den Andersweltschacht zu finden, bevor du die Seele
     aller Strophen gefunden hast. Achte auf meine Worte. Nur fünf oder sechs zu finden ist nicht besser als keine zu entdecken.
     Ohne alle sieben wirst du mehr verlieren als den Erfolg deiner Suche. Du wirst dein Leben verlieren.«
    Unsicher holte ich Luft. »Wie werde ich es wissen, großer Magier? Wie werde ich wissen, wann ich die Seele jeder Strophe gefunden
     habe?«
    In diesem Augenblick schoss eine turmhohe Flamme aus den Steinen. Sie zischte und knatterte durch die Luft und traf die Spitze
     meines Stocks wie ein blauer Blitzstrahl. Ich zitterte vor der Gewalt des Schlags, doch ich ließ den Stock nicht fallen. Meine
     Finger schienen nur leicht versengt zu sein.
    Die tiefe Stimme klang wieder in meinen Ohren. »
Du wirst es wissen.«
    Ich strich über den Stock. Er fühlte sich nicht anders an als zuvor, doch ich wusste, dass er verändert war.
    »Jetzt musst du gehen, Grünschnabel. Denk an das, was ich dir gesagt habe.«
Das Licht auf den Steinen wurde schwächer.
»Auf dass du lebst und wieder auf mein Grab schauen kannst.«
    »Bitte«, flehte ich, »sag mir noch eins. Ist die Prophezeiung wahr, dass nur ein Kind mit Menschenblut Rhita Gawr oder seinen
     Diener Balor besiegen kann?«
    Der Lichtschein kam nicht wieder. Ich hörte keinen Laut außer dem traurigen Seufzen der Zweige. »Sag es mir. Bitte.«
    Endlich glimmten die Steine.
»Die Prophezeiung kann wahr sein und sie kann falsch sein. Aber selbst wenn sie wahr ist, hat die Wahrheit oft mehr als ein
     Gesicht. Jetzt . . . verschwinde! Und komm nicht zurück, bis du weiser bist als deine Jahre.«

XIII
SELTSAME BETTGENOSSEN
    A ls ich aus der Schneise trat, waren die Bäume wieder unheimlich still. Ich hielt meinen Stock fest, ich war mir bewusst, dass
     er wie ich von Tuathas Geist berührt worden war. Und dass er wie ich nie mehr ganz derselbe sein würde.
    Rhia und Bumbelwy kamen auf mich zu, als ich zwischen den Zedern heraustrat. Obwohl sie nebeneinander gingen, hätten sie nicht
     gegensätzlicher sein können. Die eine, die sich so lebhaft bewegte wie ein junger Fuchs, trug das Grün des Waldes. Der andere,
     steif und dumpf wie ein Baumstumpf, trug einen schweren braunen Umhang und natürlich einen Hut mit herunterhängenden Glocken.
     Doch beide waren, wenigstens gegenwärtig, meine Gefährten.
    Rhia streckte den Arm nach mir aus und schlang ihren Zeigefinger um meinen. »Was hast du erfahren?«
    Ich drückte ihren Finger. »Ein wenig. Nur ein wenig.«
    »Das ist nicht genug«, sagte Bumbelwy. »Nichts ist je genug.«
    »Wohin gehen wir jetzt?«, fragte Rhia und schaute auf die dunklen Zweige hinter mir.
    Ich nagte an meiner Lippe und dachte an die erste der sieben Strophen. »Nun, ich muss irgendwie die Seele der Kunst des Veränderns
     finden. Und dazu muss ich einen Bäumling finden.
Der Schritt Verändern kommt zuerst, Ein
Bäumling kennt ihn gut.«
Plötzlich stockte mir der Atem. »Aber hast du nicht gesagt, dass Cwen der letzte Bäumling war?«
    Rhia nickte finster. Ich wusste, dass sie immer noch unter Cwens Verrat litt. »Sie war die Letzte. Die Allerletzte. Und sie
     ist sehr wahrscheinlich auch gestorben. Wahrscheinlich verblutet, nachdem die Goblins ihr den Arm abschlugen.«
    Ich drehte das knorrige Ende meines Stocks in der Hand. »Und wie kann ich dann die Seele der Strophe finden? Sie hat etwas
     mit den Bäumlingen zu tun.«
    Rhia fuhr sich mit den Händen durch die Locken. »Du hast wirklich einen Sinn für Herausforderungen, Merlin! Deine einzige
     Hoffnung ist, nach Faro Lanna zu gehen, wo die Vorfahren der Bäumlinge lebten. Ich glaube allerdings nicht, dass du dort viel
     finden wirst.«
    »Wie weit ist es?«
    »Weit. Bis zur südwestlichen Spitze von Fincayra. Und wir müssen die ganze Länge der

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