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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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dem Tisch zu und nahm eine der purpurroten Früchte.
     Sie dampfte noch und ließ sich leicht aufschneiden. Vorsichtig entfernte ich den glänzenden roten Kern. Als ich ihn jedoch
     zerhacken wollte, zerbrach die abgenutzte Klinge plötzlich in Splitter. Pech! Ich warf das nutzlose Messer zur Seite.
    Ich musste meine Arbeit gut erledigen, durfte nicht pfuschen! Pluton, da war ich mir sicher, prüfte mich. Warum hatte er mir
     sonst eine so ungewöhnliche Verantwortung übertragen? Er hatte sogar versprochen mir mehr zu zeigen, wenn ich meine Aufgabe
     gut erfüllte. Und wenn ich versagte, konnte ich unmöglich sein Vertrauen gewinnen. Verzweifelt schaute ich mich mit meinem
     zweiten Gesicht um und suchte eine andere Klinge, die ich benutzen konnte.
    Nichts. Jedes Messer wurde von jemandem zum Schneiden oder Zerlegen gebraucht. Ich stand auf, immer noch mit dem Stock im
     Gürtel, und schaute mich weiter um. Auf den Regalen. Am Herd. Unter den Tischen.
    Nichts.
    Keine Klinge irgendeiner Art.
    Da fiel mein Blick auf das rostige Schwert über dem Herd. Es würde unhandlich sein, der Griff war verschmutzt. Aber es war
     wenigstens eine Klinge.
    Nein, die Idee war lächerlich. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der ein Schwert zum Hacken benutzte. Ich kaute meine Lippe
     und durchsuchte wieder den Raum. Nirgendwo ein Messer. Und die Zeit verrann. Pluton würde bald meine Fortschritte überprüfen.
     Ich betrachtete wieder die schmutzige Klinge.
    Eine kleine Leiter lehnte am höchsten Regal. Ich stellte sie neben den Herd, kletterte bis zur obersten Sprosse und streckte
     mich, so hoch ich konnte. Aber . . . ich konnte den Griff nicht erreichen. Ich schaute mich nach einem Größeren um, der mir
     helfen könnte, aber alle Leute im Raum waren in ihre eigene Arbeit vertieft.
    Auf Zehenspitzen versuchte ich es erneut. Beinah! Ichstreckte mich noch mehr. Beinah, beinah . . . doch nein. Ich konnte es einfach nicht erreichen.
    Ich starrte das Schwert an und fluchte innerlich. Warum war es überhaupt so hoch gehängt worden? Wenn es helfen sollte, musste
     es erreichbar sein. Und ich konnte jetzt bestimmt seine Hilfe brauchen. Nicht nur, um Kerne für Herzbrot zu zerhacken. Es
     ging um viel mehr. Wenn ich nicht Pluton für mich gewinnen konnte, dann konnte ich unmöglich Elen retten.
    Ich konzentrierte mich auf das alte Schwert und suchte nach einer Möglichkeit, es zu erreichen. Wenn ich es nur zu mir fliegen
     lassen könnte wie einst Tieferschneid. Aber, das hatte mich Urnalda gelehrt, das war nur dank Tieferschneids eigenem Zauber
     gelungen.
    Da fielen mir einige sehr schwache Kratzer am Griff auf. Es mochten zufällige Schrammen sein . . . oder vielleicht mehr. Runen.
     Buchstaben. Könnte dieses Schwert wie Tieferschneid irgendeine Art Zauber besitzen? Doch schon als mir der Gedanke kam, wusste
     ich, dass die Chancen äußerst gering waren. Warum sollte ein Zauberschwert verrostet und unbenutzt in einem entlegenen Dorf
     hängen, in dem man sich mit Brotbacken beschäftigte?
    Dennoch, die Runen schienen mir zu winken. Vielleicht beschrieben sie die Geschichte des Schwerts. Oder falls sie tatsächlich
     magisch waren, gaben sie vielleicht Anweisungen, wie es zu gebrauchen war. Wie ich es anstellen sollte, damit das Schwert
     zu mir flog!
    Ich strengte mein zweites Gesicht an und versuchte einen Sinn in den Kratzern zu finden. Unter den Schichten aus Staub und
     Ruß entdeckte ich einen Rhythmus, ein Muster der Zeichen. Es gab gerade Linien. Und Bögen.Und Ecken. Ich konzentrierte meine ganze Kraft auf die Aufgabe und folgte den versteckten Einkerbungen.
    Der erste Buchstabe wurde deutlich. Ich konnte ihn lesen! Dann . . . den zweiten. Und den dritten. Den vierten, fünften .
     . . bis zum Ende des Worts. Denn das war alles, was auf dem Griff stand. Ein einziges, ungewöhnliches Wort.
    Ich sagte das Wort nicht laut, sondern im Geist. Sprach es langsam, sorgfältig aus, genoss die Klangfülle des Namens. Und
     als Antwort sprach das Schwert zu mir. Es erklärte seine große Vergangenheit und seine noch größere Zukunft.
Ich bin das Schwert des Lichts, in Vergangenheit und Gegenwart. Ich bin das Schwert der Könige, einst und in Zukunft.
    Plötzlich löste sich das Schwert von der Wand. Zugleich verschwand der ganze Schmutz vom Griff und enthüllte das glänzende
     Silber darunter. Scheide und Gürtel waren wie neu, verwandelt in poliertes Metall und robustes Leder, mit purpurfarbenen Edelsteinen
     besetzt. So anmutig

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