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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Dorftore. »Dorthin ist sie gerannt.«
    Nimue! Ich sprang auf und drängte mich durch die Dorfbewohner bei der Fontäne, sprang über einen schlafenden Hund und rannte
     durch die Holztore. Unter einer der hohen Fichten spähte ich über die grasbedeckte Ebene. Eine dichte Nebeldecke verhüllte
     jedoch alles.
    Keine Spur von Nimue. Oder von meinem Stock.
    »Gehst du schon?«
    Ich fuhr herum und sah den Wächter. Er beobachtete mich aus dem Schatten und hatte wieder die Hand am Schwertgriff. »Mein
     Stock!«, rief ich. »Hast du gerade eben ein Mädchen mit meinem Stock gesehen?«
    Langsam nickte er. »Diese Vivian oder Nimue.«
    »Ja! Wo ist sie hin?«
    Der Wächter zog an den Haarsträhnen über seinen Ohren, dann deutete er auf den wabernden Nebel. »Irgendwo dort hinaus, durch
     den Meernebel. Vielleicht zur Küste, vielleicht zu den Hügeln. Ich habe keine Ahnung. Ich achte auf die Kommenden, nicht auf
     die Gehenden.«
    Wütend stampfte ich auf den Boden. »Hast du nicht gesehen, dass sie meinen Stock hatte?«
    »Das schon. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass sie einen Burschen überzeugt hat sich von etwas Kostbarem zu trennen, deshalb
     habe ich mir nicht viel dabei gedacht.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Sie hat mich nicht überzeugt! Sie hat ihn gestohlen!«
    Er grinste wissend. »Auch das habe ich schon ein paar Mal gehört.«
    Angewidert wandte ich mich wieder der bewölkten Ebene zu. Ich strengte mein zweites Gesicht bis zum Letzten an und versuchte
     eine Spur der Diebin zu finden. Doch alles, was ich sah, war Nebel und noch mehr Nebel. Mein Stock. Mein kostbarer Stock!
     Von der Vitalität des Drumawalds erfüllt, von Tuathas Hand berührt, von der Kraft der Schritte gezeichnet. Verschwunden! Wenn
     der Stock mir nicht sagte, ob ich die Seele jeder Strophe gefunden hatte, blieb mir keine Hoffnung.
    Mit gesenktem Kopf trottete ich durch die Tore zurück auf den Dorfplatz. Ein Mann, mit Brot beladen, stieß gegen mich und
     ließ mehrere Laibe fallen. Ich bemerkte es kaum. Ich konnte an nichts denken als an meinen Stock. Als ich am Fuß der Fontäne
     ankam, ließ ich mich neben Rhia auf den Boden fallen.
    Sie schlang ihren Zeigefinger um meinen und schaute mich forschend an. »Er ist also verloren.«
    »Alles ist verloren.«
    »Nur zu wahr, zu wahr, zu wahr«, stöhnte Bumbelwy und rieb sich den geschwollenen Bauch.
    Rhia griff nach meinem Beutel und öffnete ihn. Sie holte Plutons Herzbrot heraus, riss ein Stück ab und legte es mir in die
     Hand. Ein kräftiger, kerniger Duft wie von gebratenem Wildbret stieg auf.
    »Hier. Pluton hat gesagt, es wird deinem Herzen Mut verleihen.«
    »Es wird mehr als Mut nötig sein, um meine Mutter zuretten«, murmelte ich und biss ein wenig von dem Brot ab.
    Beim Kauen gaben die Kernstückchen im Mund ihr starkes Aroma frei. Und mehr. Ich richtete mich auf und holte tief Luft, wobei
     ich die neue Kraft spürte, die durch meine Glieder rann. Doch auch beim nächsten Bissen konnte ich die Wahrheit nicht vergessen.
     Mein Stock war verloren und mit ihm meine Aufgabe. Was konnte ich nur tun – ohne den Stock, ohne genügend Zeit, ohne Flügel,
     um zum anderen Ende Fincayras zu fliegen? Tränen stiegen mir in die blinden Augen. »Ich kann es nicht, Rhia. Ich kann es unmöglich.«
    Sie rutschte auf dem Boden näher und wischte ein paar getrocknete Teigklumpen zur Seite. Sanft berührte sie das Amulett aus
     Eiche, Esche und Weißdorn, das Elen ihr gegeben hatte. »Solange wir noch hoffen, solange haben wir eine Chance.«
    »Das ist es ja gerade!« Ich schlug mit der Faust in die Luft und traf beinah den Fuß der Brotfontäne. »Wir haben keine Hoffnung.«
    In diesem Moment streifte etwas Warmes meine Wange. Eine leichte Berührung, leichter als ein Streicheln. Leichter als die
     Luft. »Du hast immer noch Hoffnung, Emrys Merlin«, flüsterte eine vertraute Stimme mir ins Ohr. »Du hast immer noch Hoffnung.«
    »Aylah!« Ich sprang auf und hob die Arme zum Himmel. »Du bist es!«
    »Da, siehst du?«, sagte Bumbelwy traurig. »Die Anstrengung war zu viel für den armen Jungen. Er hat den Verstand verloren.
     Jetzt redet er schon mit der Luft.«
    »Nicht mit der Luft, mit dem Wind!«
    Rhias Augen glänzten. »Meinst du . . . mit einer Windschwester?«
    »Ja, Rhiannon.« Ein leises, geflüstertes Lachen kam aus der Luft. »Ich bin hier, um euch alle nach Varigal zu bringen.«
    »Oh, Aylah!«, rief ich. »Ist es möglich, vorher noch woanders hinzufliegen?«
    »Um

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