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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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wie ein Blatt im Wind schwebte das Schwert über den Herd und in meine Hände.
    Erst jetzt merkte ich, dass es überall im Raum still geworden war. Niemand bewegte sich. Niemand sprach. Alle Augen waren
     auf mich gerichtet.
    Mir sank das Herz, denn ich war sicher, dass ich jetzt für einen Spion gehalten wurde. Rhia und ich würden verbannt werden.
     Wenn nicht Schlimmeres.
    Pluton sah entweder verärgert oder erstaunt aus, als er vortrat. Die Hände auf die breiten Hüften gestützt betrachtete er
     mich eine Zeit lang. Dann sagte er: »Zuerst habe ich nicht viel von dir gehalten. Das ist sicher.«
    »Es – es tut mir Leid wegen deines Schwerts.«
    Er achtete nicht darauf und fuhr fort: »Doch wie ein guter Teigklumpen bist du größer geworden, Junge. Größer, als ich je
     dachte. Du hast nur Zeit genug dafür gebraucht.«
    »Du meinst . . . ich kann es benutzen?«
    »Du kannst es behalten!«, donnerte Pluton. »Das Schwert gehört dir.«
    Blinzelnd versuchte ich das zu begreifen. Ich schaute Rhia an, die mich mit Stolz beobachtete. Und Nimue, die Hände auf den
     Hüften, die mich mit . . . etwas anderem betrachtete. Etwas wie Neid.
    »Aber ich habe nur seinen Namen gelesen. Es heißt . . .«
    »Still, Junge!« Pluton hielt die Hand hoch. »Ein wahrer Name sollte nie laut gesagt werden, wenn es nicht unbedingt nötig
     ist. Du hast Macht über das Schwert gewonnen, indem du seinen wahren Namen erkannt hast. Jetzt musst du diesen Namen treu
     bewahren.«
    Ich schaute durch den Raum, der vom Herdlicht erhellt wurde und nach frisch gemahlenem Mehl und backendem Brot und nach tausend
     Gewürzen duftete. »Ich glaube, ich verstehe«, sagte ich schließlich. »Hier in diesem Dorf lernt ihr die wahren Namen aller
     Zutaten, bevor ihr sie benutzt. Das erlaubt euch, ihre Kräfte zu beherrschen und sie in euren Broten freizulassen. Deshalb
     sind eure Brote so voller Zauber.«
    Pluton nickte langsam. »Vor langer Zeit trug eine Schar verzauberter Schwäne dieses Schwert an diesen Platz. Es wurde prophezeit,
     dass es eines Tages wie ein Schwan in die Hände der einzigen Person fliegen werde, die seinen wahren Namen lesen könnte. Weil
     wir von allen BewohnernFincayras am meisten die Macht der wahren Namen schätzen, wurde uns das Schwert anvertraut. Bis heute. Jetzt ist es dir anvertraut.«
    Er legte mir rasch den Gürtel um die Mitte und rückte die Scheide zurecht. »Gebrauche dieses Schwert weise und klug. Und gib
     gut darauf Acht. Denn es wurde auch prophezeit, dass es eines Tages einem großen, aber tragischen König gehören werde – einem
     König von so ungeheurer Kraft, dass er das Schwert aus einer Steinscheide ziehen werde.«
    Ich schaute Pluton ins Gesicht. »Dann wird auch er den wahren Namen des Schwerts kennen.
Denn ein wahrer Name enthält wahre Kraft.
«
    In diesem Augenblick brach blaues Licht aus meinem Stock. Ein neues Zeichen erschien in Gestalt eines Schwerts. Eines Schwerts,
     dessen Namen ich gut kannte.

XXIV
KEINE FLÜGEL, KEINE HOFFNUNG
    E rst nachdem Rhia und ich neun verschiedene Brotsorten gekostet hatten (einschließlich Ambrosiabrot, noch besser als in meiner
     Erinnerung), verabschiedeten wir uns endlich von Plutons Küche. Zuletzt stopfte der Meisterbäcker noch frisch gebackenes Herzbrot
     in mein Bündel und schickte uns unseres Wegs. Kaum waren wir zur Tür hinaus und im Getriebe des Dorfplatzes, fanden wir Bumbelwy
     zusammengesackt am Fuß der großen Brotfontäne.
    Der schlaksige Spaßmacher hielt sich den geschwollenen Bauch und stöhnte vor Schmerzen. Sein Gesicht bis zum untersten Kinn
     hinunter sah bläulich grün aus. Goldene Teigklumpen klebten an seinem Kapuzenumhang und hingen an seinem Haar, den Ohren und
     sogar den Augenbrauen. Sein dreieckiger Hut, ebenfalls mit Teig verschmiert, saß ohne einen Laut auf seinem Kopf.
    »Oooh«, stöhnte Bumbelwy. »Tod durch Überessen! So ein schmerzhaftes Ende.«
    Wider Willen musste ich fast lachen. Doch dann dachte ich an mein Versprechen, meine Stiefel aufzuessen, und ich beherrschte
     mich.
    Wie er uns in abgehackten Sätzen zwischen Stöhnen erzählte, hatte er bei der Brotfontäne gestanden, hatte zugeschaut und gerochen,
     wie die üppige, dicke Flüssigkeit aus dem Rohr floss, bis er es nicht länger aushielt. Erbeugte sich vor und atmete den Duft ein. Dann hatte er mit beiden Händen etwas von dem herrlichen Teig direkt aus dem Teich
     in den Mund geschöpft. Es schmeckte ihm und er nahm sich mehr. Und mehr. Zu spät

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