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Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit

Titel: Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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folgen, da fiel mir plötzlich Bumbelwy ein. Ich schaute über den belebten Dorfplatz und sah
     ihn gleich bei der Brotfontäne. Er lehnte an ihrem Fuß und betrachtete hungrig den Teich mit der goldenen Flüssigkeit. Kinder,
     die sich wahrscheinlich für seinen Hut mit den Glocken interessierten, sammelten sich um ihn. Es war kaum anzunehmen, dass
     er Ärger bekam, und ich wollte Plutons Gastfreundschaft nicht unnötig strapazieren, deshalb beschloss ich ihn dort zu lassen.
    Als wir das Haus betraten, überströmte uns eine neue Duftwelle. Ich roch geröstete Gerste, Nektar, süß wie blühende Rosen,
     und mehrere Gewürze, die ich nicht erkannte. Der Hauptraum sah aus wie die Küche eines gut besuchten Gasthauses. Töpfe, in
     denen es brodelte, standen auf dem Herd, getrocknete Kräuter, Wurzeln und Rindenspäne baumelten von der Decke, Säcke mit Körnern
     und Mehl lagen auf den Regalen. Sechs oder sieben Leute waren damit beschäftigt, zu rühren, zu schütten, zu schneiden, zu
     mischen, zu kosten und zu backen. Nach ihren Gesichtern zu urteilen, hatten sie Spaß an der Arbeit und nahmen sie sehr ernst.
    Sonnenlicht strömte durch Reihen schmaler Fenster herein. Doch die Hauptlichtquelle war der Herd, der mit seinen Steinöfen
     und Feuerstellen fast eine ganze Wand einnahm. Statt Holz verbrannten die Herdfeuer flache graue Fladen, zweifellos nach einem
     weiteren geheimnisvollen Rezept der Slantos hergestellt.
    Über dem Herd, hoch genug, um außer Reichweite zu sein, hing ein wuchtiges Schwert, dessen Griff vom jahrelangen Feuer darunter
     geschwärzt war. Die Metallscheide war verrostet, der Ledergürtel zerfressen. Etwas an diesem alten Schwert erregte meine Neugier,
     ich hätte es gern genauer betrachtet. Doch über der Geschäftigkeit im Raum vergaß ich es gleich wieder.
    Ein großes Mädchen mit rosigen Wangen und schwarzen Haaren bis auf die Schultern kam zu Pluton. Sie sah anders aus als alle,
     die ich im Dorf gesehen hatte, einmal wegen ihrer schwarzen Haare, dann wegen ihrer schlanken Gestalt. Ihre Augen, so schwarz
     wie meine, funkelten vor Intelligenz. Das Mädchen griff nach dem Krug mit der goldenen Flüssigkeit, dann sah sie Rhia und
     mich daneben und erstarrte.
    Pluton wies auf uns. »Das sind Merlin und Rhia. Sie wollen hier etwas über das Backen lernen.« Er zeigte auf das Mädchen und
     sagte schroff oder einfach zerstreut: »Das ist mein Lehrling Vivian. Sie kam zu mir, als ihre Eltern, die ich auf meinen Reisen
     in den Süden kennen gelernt hatte, bei einer schrecklichen Überschwemmung umkamen. Wie lange ist das jetzt her?«
    »Sechs Jahre, Brotmeister Pluton.« Sie nahm den Krug, ihre Hände umschlossen ihn mit der Fürsorge einer Mutter, die ein Neugeborenes
     hält. Während sie uns immer noch misstrauisch beobachtete, fragte sie: »Bist du nicht besorgt ihretwegen?«
    »Besorgt? Oh doch.« Er musterte sie unergründlich. »Aber nicht besorgter, als ich deinetwegen war.«
    Sie zuckte zusammen, schwieg aber.
    »Außerdem«, fuhr Pluton fort, »habe ich auf dem Dorfplatzeine Geschichte über einen Jungen gehört, der einen riesigen Kriegergoblin mit nichts als seinem Stock erschlug. Er hat eines
     unserer Kinder gerettet.« Er neigte den Kopf zu mir. »Könntest du das gewesen sein?«
    Etwas verlegen nickte ich.
    Er wies mit der kräftigen Hand auf meinen Stock. »Und könnte das deine Waffe gewesen sein?«
    Wieder nickte ich.
    »Nicht sehr schlagkräftig gegen einen Goblin«, sagte er gleichgültig. »Außer natürlich, sie ist verzaubert.«
    Jetzt hielt Vivian den Atem an. Aus kohlschwarzen Augen betrachtete sie meinen Stock. Instinktiv drehte ich ihn herum, so
     dass die Zeichen der Strophen auf der anderen Seite waren.
    Pluton nahm einen dampfenden Laib gelbkrustiges Brot vom Brett eines Mannes, der gerade vorbeiging. Er brach das Brot in zwei
     Hälften und atmete tief den Duft ein. Dann reichte er die Hälften Rhia und mir. »Esst jetzt«, schlug er vor oder befahl. »Ihr
     werdet eure Kraft brauchen.«
    Ohne zu zögern bissen wir beide in die Kruste. Als das warme Brot unsere Zungen berührte und nach Korn und Butter und Dill
     und viel anderem schmeckte, trafen sich unsere Blicke. Rhias Augen funkelten wie der Meereshimmel bei Sonnenaufgang.
    Pluton wandte sich an Vivian. »Wir beschäftigen sie mit den einfachsten Aufgaben. Rühren, mischen, schneiden. Keine Rezepte.«
    Er nahm zwei mit Mehlstaub bedeckte Holzeimer und gab sie Rhia. »Du kannst sie füllen, einen mit

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